Rashminder Tage 3 (German Edition)
hm? Oder war der vorher genauso dämlich?“, fragte sie Cael. „Lark hat mich nicht aufgenommen, weil er der armen kleinen Straßendirne zu einem rechtschaffenen Leben mit Ehegatten und Kinderlein verhelfen wollte! Hier bin ich zwar nicht frei, ich muss tun, was Karchos sagt und die Beine spreizen, wann immer er mich will. Ich koche, wasche und putze wie jedes andere Weib meines Standes auch, ein bisschen weniger gründlich, dafür dann für deutlich mehr Kerle. Aber ich bin trotzdem freier als da draußen. Ich muss nicht mein Haar unter Kopfputz verstecken, wie es sich für verheiratete Frauen ziemt. Ich muss nicht beständig mit einem dicken Bauch herumrennen, bis ich im Kindbett verrecke. Ich muss nicht brav sein, bei Dunkelheit im Haus verschwinden oder den Raum verlassen, wenn mein Ehegatte mit einem anderen Kerl Männerdinge zu besprechen hat. Karchos schert sich einen Dreck um meine Meinung, doch er hat mich niemals geschlagen.“
Ihr Gesicht verhärtete sich. „Ich werde euch helfen, ihn zu töten, denn vermissen werde ich ihn bestimmt nicht. Richtet Lark aus, dass er mich gefälligst holen und woanders unterbringen soll, ansonsten war es die letzte Hilfe, die er von mir bekommt!“
Betroffen wandte Natt sich ab, und auch Cael wirkte beschämt. Er hatte sich nie Gedanken darüber gemacht, was Karchos Tod für dessen Leute bedeuten würde …
„Na komm, Süße, gib uns was, womit wir arbeiten können“, sagte Cael schließlich. „Es soll kein allgemeines Gemetzel werden, wir wollen Karchos und eventuell noch Varel und danach raus hier.“
„Im zweiten Obergeschoss gibt es einen wirklich schönen Baderaum, wie du dich vielleicht erinnerst“, sagte Piatra und zuckte mit den Schultern. „Karchos will nach dem Abendessen ein Entspannungsbad nehmen und wird dabei allein und unbewacht sein.“
„Magische Fallen?“, hakte Natt vorsichtshalber nach, doch Piatra und Cael schüttelten gleichzeitig die Köpfe.
„Varel ist nicht hier, den könnt ihr direkt von der Liste streichen. Sich beim Baden zu schützen wäre unsinnig vom Aufwand her, Karchos vertraut darauf, dass seine Leute aufpassen.“
„Wo ist Varel denn dann?“, fragte Cael sofort. Natt konnte bloß ahnen, wie dringend sein Kampfgefährte diesen Bastard erledigen wollte.
„Keine Ahnung. Dafür weiß ich was Gutes, nämlich wo dein Splitter ist, Natt.“
Sie senkte den Blick, bevor sie sehr leise weitersprach: „Der Fluch hat auch mich gehindert, ich hätte Karchos so gerne gesagt, warum er das Ding nicht nutzen kann. Es hätte dir sicherlich einige Qualen erspart, Natt.“
„Schon gut. Ähm – wenn wir abhauen, können wir dich durchaus mitnehmen.“
Piatra nickte dankbar. „Kommt mit, Jungs. Die anderen hängen alle im großen Salon ab, wir können problemlos zu Karchos’ kleiner Schatzkammer.“
Die kleine Schatzkammer erwies sich als ein riesiges Zimmer, das früher gewiss als Empfangsraum der adligen Damen genutzt worden war, so, wie die hellen Farben der Wände und Vorhänge und die Möbel aussahen. Piatra hatte freien Zugang, als einzige neben Karchos, was bewies, wie sehr das Wiesel ihr vertraute. Hier fanden sich Kisten, Kasten, Truhen und allerlei Statuen und Kunstwerke, die mehr oder weniger lieblos abgestellt worden waren.
„Reichtum bedeutet Karchos nichts“, sagte Piatra. „Er sucht allein den Nervenkitzel, wenn er schmuggelt.“
Sie griff nach einem kleinen Kästchen und reichte Natt den Splitter an.
„Er war enttäuscht, dass er ihn nicht benutzen kann, mittlerweile dürfte er ihn allerdings fast schon vergessen haben.“
„Warte, ich helfe dir.“ Cael trat hinter ihn, drückte ihm den Kopf nach vorne und versenkte den Splitter in Natts Nacken, an derselben Stelle, wo er bereits zuvor gesessen hatte. Er glitt schmerzlos und ohne Verletzungen zu hinterlassen durch die Haut und war nicht mehr zu spüren, wenn man nicht gerade danach tastete. Los wurde man ihn anschließend nur noch mit einem Schnitt.
Der Anblick der achtlos verworfenen Schätze brachte Natt auf eine Idee.
„Sag mal, weißt du zufällig, ob Karchos hier eine Lieferung aufbewahrt, die er kürzlich bekommen haben müsste? Der Hauptgrund, warum wir ihn erledigen sollen, ist ein Artefakt, in dem ein Dämon gebannt wurde. Sobald Karchos das Ding berührt, wird der Dämon freigesetzt.“
Piatra furchte verwirrt die Stirn.
„Er bekommt ständig Zeug, aber Jungs, das mit dem Dämon … Ich meine, außer Torgen und dieser Amisha wäre nur noch
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