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Rasputins Tochter

Rasputins Tochter

Titel: Rasputins Tochter Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Alexander
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Zügeln, so dünn wie Lederstränge. Ich rührte mich nicht von der Stelle, bis die drei Pferde, die Dampf aus ihren Nüstern hervorstießen, zu einem Tänzeln verlangsamten und dann nur Schritte von mir anhielten.
    „Ich muss sie mieten!“, sagte ich und rannte um die Seite herum.
    Der Fahrer starrte auf mich herunter wie ein amüsierter Bär, der bereit war, eine Mitleid erregende Biene totzuschlagen. „Das ist ein privater Schlitten, junge Dame.“
    „Ich habe einen Notfall -“
    „Tut mir leid, ich bin kein Wanka“, sagte er mit einem Kichern, indem er sich auf gewöhnliche Pferdedroschkenfahrer bezog, von denen alle so genannt wurden. „Außerdem habe ich gerade meinen Herrn abgesetzt und kehre zum Stall zurück. Meine Nacht ist vorüber.“
    Als ich ihn bereit sah, die Zügel zu schnalzen, schrie ich verzweifelt: „Zweihundert Rubel für eine Stunde Ihrer Zeit!“
    Er erstarrte, blickte zu mir herab, sein Grinsen noch breiter, und sagte: „Und wie kommt ein so junges Ding wie Sie zu einer so großen Geldsumme? Das ist mehr als ich in Monaten verdiene!“
    „Ich bin Rasputins Tochter“, sagte ich stolzer als je zuvor. „Bringen Sie mich zum Jusupow-Palast und zurück und ich schwöre, da sind zweihundert Rubel für Sie drinnen. Abgemacht?“
    Er dachte nur einen Augenblick nach, dann sagte er ruhig: „Zweifellos werden Sie die Zobeldecke auf dem Rücksitz sehr warm finden.“
    Ich kletterte nach hinten und wir fuhren mit einem Ruck los. Dahinsausend waren wir auf halbem Weg den Block hinunter, als ich ein verzweifeltes Flehen durch die verschneite Nacht rufen hörte.
    „Maria, nein!“
    Indem ich mich hochstieß, blickte ich aus dem hinteren Teil der Troika. Sascha rannte hinter uns her wie ein Verrückter. Ich küsste meine Hand und hielt sie zu ihm in liebevollem Lebewohl hoch.
    Und dann schrie ich aus, nicht zu Sascha, sondern über meine Schulter zum Fahrer: „Schneller!“
     

In der Nacht von Rasputins Tod, erinnere ich mich, war es nur zwei oder drei Grad über dem Gefrierpunkt und ein feuchter Schnee fiel. Ich weiß ganz sicher, dass Maria dachte, es läge an ihr, ihren Vater zu retten, das sie dachte, sie wäre seine letzte Hoffnung. Und vielleicht war sie es. Was sie nicht wusste, war, dass wir jede Bewegung, beinahe jeden Gedanken von ihr kannten, was bedeutete, dass jeder Schritt, den sie unternahm, ein Fehlschritt war.
    Und noch eine starke Erinnerung, ja, äußerst eindeutig: Ich erinnere mich, auf Rasputins Körper zu starren, als er im Schnee lag. Er trug einen Pelzmantel und eine Bibermütze. Und auch: Sein Mantel war halb offen und er trug ein blaues Seidenhemd mit Kornblumen bestickt, eine dicke karmesinrote Kordel um seine Taille, und … und, o ja, eine schwarze Samthose und hohe schwarze Stiefel, was alles sehr prächtig für einen Bauern war, sehr prächtig in der Tat. Jemand erzählte mir später, dass die Kaiserin selbst diese Kornblumen auf sein Hemd mit ihrer eigenen Hand gestickt hatte.
    Um die Wahrheit zu sagen, Sie habe nie ein so vertrauensvolles Opfer gesehen. Bis zum Ende vermutete Rasputin nichts. Ich dachte ständig, er würde es. Immerhin war er berühmt für sein zweites Gesicht.
    Sie wissen von diesem Telegramm, nicht wahr, das eine von der Großherzogin Elizawjeta, der Schwester der Zarin? Sie gratulierte uns! Genau an dem Tag nach dem Mord schrieb sie: „Alle meine inbrünstigen und tiefgründigen Gebete umgaben euch alle für die patriotische Tat.“ Können Sie sich vorstellen, sie, eine Nonne, beglückwünscht uns, eine Mordtat begangen zu haben? Das hieß, wie sehr gehasst, wie gefährlich dieser Bastard Rasputin war.
    Tatsächlich, wissen Sie, das Einzige, zu dem ich ständig zurückkomme, das Einzige, das mich verfolgt, war das arme Mädchen, Maria. Sie können sich nicht den Schock auf ihrem Gesicht vorstellen. Ich sehe das in meinem Schlaf, ihr absolutes Entsetzen. Das Blut auch. Sie war mit Blut bedeckt.
 

K APITEL 21
    Jeder in der Stadt kannte die Paläste von allen Großherzögen und Adeligen, einschließlich natürlich den der fürstlichsten Familie, den Jusupows, die nach dem Zaren angeblich die Reichsten in Russland waren. Ihr ausgebreiteter Palast auf der Moika 94 enthielt dem Klatsch zufolge ein vergoldetes Theater, Bildergalerien, die Schätze der Welt, Schalen aus ungeschliffenen Juwelen und Zimmer um Zimmer, insgesamt ungefähr fünfhundert, enthielten.
    Als die Troika eine Biegung im Kanal umrundete und die majestätische gelbe

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