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Rassenwahn: Kriminalroman (German Edition)

Rassenwahn: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Rassenwahn: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Gustmann
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er nach mir gefragt?«
    »Er hatte
letzte Nacht zu allem Übel noch einen Schlaganfall und ist seitdem halbseitig gelähmt.
Als Erstes hat er nach dir gefragt, Martin.«
    »Scheiße!«,
entgegnete Pohlmann so laut, dass die meisten der Gäste in der Kantine sich nach
ihm umdrehten. »Weißt du, was er von mir wollte?«
    »Nun, ich
denke, er wollte dich einfach nur sehen. Aber ich vermute, es hat mit dem Fall zu
tun. Ich bin heute Morgen hingefahren. Er kann kaum reden und ich musste dicht an
seinen Mund ran, um ihn zu verstehen. Er faselte etwas von Akten und Schöller. Dann
sagte er etwas, das klang wie…. Ei…tisch oder so ähnlich. Er war sehr aufgeregt
und wollte das unbedingt loswerden. Es schien ihm wirklich wichtig zu sein. Wie
kommst du eigentlich voran in Berlin?«
    »Ganz gut.
Ich habe hier eine Frau kennengelernt, die mir einige Unterlagen zusammenstellt.
Sie ist sehr freundlich.«
    »Freundlich?«,
witzelte Werner. »Wie alt ist sie? Ist sie hübsch?«
    »Mensch,
Werner, hör auf damit. Sie ist weit über 50 und einfach nur hilfsbereit. Sie will
mir alles, was sie findet, ausdrucken. Hast du etwas zu unseren Nazis im Computer
entdecken können?«
    Pohlmann
hörte, wie Werner einige Blätter sortierte. »Allerdings. Wegleiter, Fürst und Strocka
hatten alle nach dem Krieg mehrere Prozesse am Hals wegen Verbrechen gegen die Menschlichkeit,
doch man konnte ihnen in allen Instanzen nichts nachweisen. Ich habe alles genau
verfolgt. Es gab vier bis fünf verschiedene Verfahren, doch jedes Mal schienen sie
eine Art Schutzengel gehabt zu haben, der sie da rausgehauen hat, und jetzt rate
mal, welcher Name mehr als ein Mal in den Verfahren auftaucht.«
    Pohlmann
richtete sich kerzengerade in seinem Stuhl auf. »Nun mach es nicht so spannend.«
    »Martin?
Hörst du mich?« Es knisterte in der Leitung und Martin hörte plötzlich nur ein Rauschen.
»Werner, hallo, Werner?« Pohlmann schüttelte das Handy, doch die Verbindung war
unterbrochen. Das Handy zeigte keinen Balken als Zeichen einer stabilen Verbindung
mehr an. »So ein Mist!«, schimpfte er und steckte das Handy in die Jackeninnentasche.
     
    *
     
    Nachdem Martin am Telefon den Namen
des geheimnisvollen Fremden nicht mehr erfahren hatte, nahm er sein Tablett, stellte
es auf einen dafür vorgesehenen Rollwagen und machte sich auf den Weg zurück ins
Archiv. Frau Kassner war gerade damit beschäftigt, einen Papierstapel von stattlicher
Größe zusammenzuheften.
    »Ich glaube,
Sie werden mit mir zufrieden sein«, strahlte sie ihn an, als er zurückkam. »Haben
Sie sich ein wenig erholt?«
    »Ja, danke.
Das habe ich wirklich. Es geht mir deutlich besser. Gibt’s Neuigkeiten?«
    »Nun, ich
finde, ich habe eine Menge ausgedruckt, was Sie für Ihre Arbeit verwerten könnten.
Ich habe zu den drei SS-Offizieren noch einiges herausgefunden und die Namen der
Pflegefamilien, die sich an diesem Prozess beteiligt haben. Ich konnte in der Kürze
der Zeit nicht alles lesen. Das werden Sie auf dem Revier machen müssen, aber etliches
Interessante dürfte dabei sein.«
    Pohlmann
betrachtete den soliden Stapel und war begeistert von der unerwarteten Hilfe, die
ihm durch Frau Kassner widerfahren war. »Wow, das ist toll. Wie kann ich das nur
wiedergutmachen?«
    Ingeborg
wiegelte ab. »Ach, ist schon gut. Das habe ich gern gemacht. Außerdem ist genau
diese Arbeit mein Job. Ich werde dafür bezahlt.«
    »Trotzdem.
Ich war nicht gerade nett zu Ihnen.«
    »Schwamm
drüber. Übrigens«, Ingeborg nahm einen Zettel zur Hand, »macht es Ihnen etwas aus,
mir Ihre Nummer zu geben? Ich denke, ich könnte möglicherweise noch einiges erforschen.«
    Martin holte
seine Visitenkarte hervor und kritzelte seine Handynummer darauf.
    »Für Sie
Tag und Nacht«, scherzte er und überreichte Frau Kassner die Karte. Sie errötete
leicht und grinste.
    »Danke.
Wenn ich was hab, rufe ich an.« Sie wedelte mit der Karte in der Luft herum und
steckte sie dann in eine Seitentasche ihrer Kostümjacke.
    Martin verabschiedete
sich mit einem Handschlag und hatte nun nicht nur seine Aktentasche, gefüllt mit
Arbeit, sondern noch einen dicken Hefter mit neuen Erkenntnissen unter dem Arm.
     
    Auf dem Weg zurück nach Hamburg
kam er gegen 19 Uhr in einen Stau. Es hagelte und die Straßen waren glatt wie auf
einer Kunsteisbahn. Als die Stimmung durch Kopfschmerzen, Niesattacken und das miese
Wetter einen rekordverdächtigen Tiefpunkt erreicht hatte, klingelte sein Handy.
Der Akku lud auf der BMW-Konsole

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