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Rassenwahn: Kriminalroman (German Edition)

Rassenwahn: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Rassenwahn: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Gustmann
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Knien gestehen, dass sie Mörder sind?
Das haben sie damals nicht und das werden sie heute nicht tun. Konsequentes Leugnen
hat schon oft funktioniert. Nur keine Schwäche zeigen und einknicken. Wir haben
hoch gepokert, das weißt du. Unsere Beweislage ist mehr als dürftig, und den Rest
hat Schöller vielleicht in seinem PC unter Verschluss.« Martin hatte keine Antworten,
doch die Zeit drängte. Werner bog auf die Schnellstraße Richtung Hamburg-Mitte ab
und sagte: »Außerdem beweist das noch lange nicht, dass sie damit automatisch etwas
mit den Morden zu tun haben. Wo ist das alles entscheidende Motiv?«
    Martin schnaubte
verächtlich. »Motiv? Seit wann brauchen Massenmörder ein logisch nachvollziehbares
Motiv? Das Motiv ist doch offensichtlich. Die alten Nazis wollen auf ihre letzten
Tage nicht noch behelligt werden, und die Jungen wollen ihr Erbe nicht teilen. Mit
vergessenen Kindern, die ihre gottgegebenen Rechte anmelden.«
    »Das stimmt
schon. Der Prozess und die Berichte in den Medien stören ihre Geschäfte und ihr
Ansehen. Es gefährdet das gesamte Kartenhaus, das sie sich in den Jahrzehnten aufgebaut
haben. Und? Wie geht’s jetzt weiter?«
    Martin blickte
in den Abendhimmel, an dem die Wolken aufrissen und einzelne Sterne funkelten. »Wir
müssen um jeden Preis verhindern, dass der Mörder noch einmal zuschlägt. Gleich
morgen früh werde ich veranlassen, dass sich ständig ein Beamter vor Feldmanns Haus
postiert, ob er will oder nicht. Wir dürfen keinen Tag länger damit warten. Und
natürlich mache ich mir Sorgen um Emilie Braun.«
    »Denkst
du wirklich, dass sie in akuter Gefahr ist? Bisher hat sie nur immer selbst versucht,
sich zu töten. Es gibt keine Hinweise darauf, dass es jemand auf sie abgesehen hat.«
    »Sie ist
und bleibt eine ehemalige und potenzielle neue Klägerin, vergiss das nicht. Obwohl
sie in einer Psychiatrie lebt, ist sie die Tochter von Strocka und hat jahrelang
mitbekommen, wie akribisch Keller nach den Wurzeln der anderen Kläger und seinen
eigenen gesucht hat.«
    »Keller
ist tot«, gab Werner zu bedenken.  
    »Schon klar.
Aber niemand weiß, wie viel sie tatsächlich in diverse Geheimnisse eingeweiht ist.
In ihrem Buch macht sie eine Menge Andeutungen, und ich glaube, selbst wenn sie
ein bisschen gaga ist, ist sie garantiert nicht blöd. Außerdem ist die Anstalt nicht
unbedingt ein Ort, an dem man nur deswegen sicher ist, weil ein paar Gitter drum
herum und die Türen verriegelt sind. Keller ist auch innerhalb dieser Mauern umgebracht
worden. Also kommt jemand mühelos hinein, entweder weil er autorisierten Zutritt
hat oder er wird von jemandem hereingelassen …«
    Werner schnitt
ihm das Wort ab.
    »Oder er
lebt schon dort.«
    »Du meinst
einen Insassen? Auch das ist möglich. Klar. Da leben eine Menge Gewalttäter.«
    »Es braucht
nur einen, der Keller nicht so wohl gesonnen war. Der die falschen Medikamente bekommen
hatte oder was weiß ich.«
    »Wie schützen
wir also Frau Braun?«
    »Einen Beamten
wirst du jedenfalls nicht dafür bekommen, das gebe ich dir schriftlich.«
    »Na schön.
Wenn keiner zu ihr hinein kann, dann muss sie eben da raus, ganz einfach.«
    »Ach ja«,
erwiderte Werner. »Und wohin soll sie? In ein Hotel oder eine Pension vielleicht?
Sie wird dort keine fünf Minuten klarkommen. Sie weiß doch gar nicht, wie man sich
außerhalb der Mauern benimmt.«
    »Mir wird
schon etwas einfallen. Wirst sehen.«
     
    *
     
    Am Abend desselben trüben Novembertages
klingelte bei Martin Pohlmann noch einmal gegen 23.30 Uhr das Telefon. Es dauerte
eine Weile, bis er realisierte, dass das Schellen nicht Teil seiner Träume war,
sondern, eindringlich und nicht endend, in der Realität stattfand. Er hatte sich
gegen 23 Uhr schlafen gelegt, sich zuvor noch einen Drink genehmigt, und während
er den Tag Revue passieren ließ, war er in einen tiefen Schlaf geglitten. Nun öffnete
er die Augen, verharrte einen Moment und hoffte, dass alles nur seiner Einbildung
entsprungen war, doch es klingelte erneut. Von heftigen Flüchen begleitet, sprang
er aus dem Bett, suchte das schnurlose Telefon zwischen den Kissen auf dem Sofa
und meldete sich mit einem knappen: »Hallo!«
    »Martin,
ich bin’s.«
    »Mensch,
Werner. Ich hab schon gepennt. Was ist denn los?«
    »Zieh dich
an, du musst kommen.« Martin hörte das Rauschen im Hintergrund und erahnte, dass
Werner von unterwegs aus einem Auto anrief.
    »Wohin?«
    »Zu Rohdenstock.
Er lebt zwar, aber ich weiß nicht, wie lange

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