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Rassenwahn: Kriminalroman (German Edition)

Rassenwahn: Kriminalroman (German Edition)

Titel: Rassenwahn: Kriminalroman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jörg Gustmann
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zwischen
Drägers Arbeitsende und dem Mord lag. Es war noch fraglich, ob er als Täter infrage
kommen würde. Rohdenstocks Beschreibung passte, doch genauso gut hätten Hundert
andere Männer dieser Beschreibung entsprochen.
    »Wissen
Sie zufällig, ob er Tauben hat?« Emilie schien nicht zu verstehen.
    »Na, züchtet
Dräger Tauben oder so?« Emilie Braun sah durch Martin hindurch.
    Die Suppenteller
wurden abgeräumt und das Hauptgericht gebracht. Der Kellner stellte kommentarlos
die Teller ab und bedachte Martin mit einem finsteren Blick für die unangetastete
erkaltete, grüne Masse. Zwei riesige panierte Schnitzel, die den Rand überlappten,
starrten Martin und Emmi an. Groß muss nicht zwingend lecker bedeuten . Martin
hob die Braue des rechten Auges. Neben dem panierten Fladen badeten zwei Kartoffeln
in einer dünnen braunen Soße, und ein unscheinbarer Haufen Gemüse, zu lange gekochter
Brokkoli, rundete den Wunsch ab, hier nie wieder essen gehen zu wollen.
    Martin nahm
Messer und Gabel zur Hand, und ein Gedanke blitzte in seinem Hirn auf. Ein Messer
in Emilies Hand! Bitte, nur damit das Schweinefleisch schneiden und nicht das
eigene ! Noch bevor das erste Stück in seinem Mund verschwunden war, blickte
er zu ihr. Sie hielt das Besteck und arbeitete damit wie mit Gartengeräten. Entsprechend
ungelenk teilte sie ihr Schnitzel in mundgerechte Stücke. Dann legte sie das Messer
an die Seite. Mit der linken Hand stützte sie ihren Kopf auf und in der rechten
hielt sie die Forke, mit der sie nacheinander die Häppchen aufspießte. Es wirkte
nicht sonderlich ästhetisch, wie sie aß, geschweige denn feminin. Etikette und vornehmes
Benehmen hatte man ihr abtrainiert und diese wären dort, wo sie die letzten Jahrzehnte
verbracht hatte, auch völlig unangemessen gewesen.
    Martin schmeckte
das Schnitzel gut genug, um eine Hälfte davon essen zu können. Die Kartoffeln schmiegten
sich fad zwischen die Zähne, und das Gemüse war geschmacklos wie die Erde, aus der
es stammte. Er überlegte, was er Emilie zuletzt gefragt hatte, bevor sie gestört
wurden. Dann fiel es ihm ein. Tauben. Ob Dräger irgendwas mit Tauben zu tun hätte.
Die Frage stand noch unbeantwortet im Raum. Entweder hatte Emilie sie vergessen
oder sie hatte nichts dazu zu sagen. Als sie das Hauptgericht wie zuvor auch die
Suppe bis auf den letzten Krümel aufgegessen hatte, schob sie den Teller, wie sie
es bei Martin beobachtet hatte, von sich weg und sah ihn mit diesem Blick an, den
nur ein Psychiater zu deuten wusste.
    »Fragen
Sie!«
    »Wie bitte?«
    »Fragen
Sie mich was! Sie haben gesagt, Sie wollen sich mit mir unterhalten. Sie hätten
da noch ein paar Fragen.« Martin erinnerte sich. Genau diesen Wortlaut hatte er
benutzt.
    Martin schluckte
einen Bissen hinunter. »Können Sie sich an Ihre Kindheit erinnern, ich meine, außer
an die Erlebnisse, die Sie in Ihr Buch geschrieben haben?«
    Emilie Braun
rückte den Stuhl vom Tisch ab und machte Anstalten zu gehen. Martin schob seinerseits
den Stuhl weg, viel zu beherzt. Stimmte etwas mit seiner Frage nicht? War sie zu
persönlich gewesen? Würde Frau Braun nun einen Anfall bekommen?
    »Was ist?
Kann ich Ihnen helfen?«
    »Ich muss
mal.«
    Martin blickte
sich nach allen Seiten hin um. Die Toilette. Wo war sie nur? Verdammt.
    »Kommen
Sie. Ich zeige sie Ihnen.« Intuitiv führte Martin Emmi durch die Gaststätte und
fand das Zeichen WC auf einem winzigen Pfeil, der zum Keller deutete. Martin bemerkte,
wie der Kellner sie beobachtete. Sie verschwanden beide im Keller. Martin postierte
sich vor der Damentoilette. »Hier ist sie. Kommen Sie klar?«
    »Pissen
ist nicht so schwer«, bemerkte sie, ohne das Bewusstsein zu haben, etwas Unflätiges
gesagt zu haben. Martin hob die Hände. »Tschuldigung. Wollte nur nett sein.« Er
sah Emilie hinterher, wie sie dort verschwand. Er raufte sich durch das Haar und
schüttelte in Gedanken den Kopf. Was hatte er sich nur dabei gedacht, sie aus der
Anstalt mitzunehmen? Alles könnte sie dort in der Toilette tun, außer sich zu erleichtern.
Aus dem Fenster verschwinden würde sie vermutlich nicht, dafür war sie zu alt, aber
mit einer Spiegelscherbe an sich rumritzen, das wär schon möglich. Martin hörte
die Spülung und kurz danach den Wasserhahn und den knarrenden Sound des Föns zum
Trocknen der Hände. Er war sichtbar erleichtert. Ohne in ein weiteres Fettnäpfchen
zu treten, ging er schweigend vor ihr her und setzte sich an den Tisch zurück. Emilie
rückte den Stuhl

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