Rassenwahn: Kriminalroman (German Edition)
los.«
»Drei Nachrichten.
Zwei gute und eine schlechte. Welche zuerst?«
Pohlmann
fluchte leise. »Die schlechte zuerst, dann kann ich mit den guten vielleicht wieder
einschlafen.«
»Okay. Die
schlechte: Du bist mit sofortiger Wirkung vom Dienst suspendiert.« Werner ließ die
Nachricht etwas sacken und wartete auf eine Reaktion, die jedoch erstaunlicherweise
ausblieb. »Das scheint dich nicht besonders zu stören. Oder wie soll ich dein Schweigen
werten?«
»Sag mir
schnell die guten.«
»Erstens:
Lorenz geht es wieder besser. Der Arzt ist davon überzeugt, dass er wieder ganz
der Alte wird. Es wird eine Weile dauern, aber er kommt wieder in Ordnung.«
»Sehr gut.
Das freut mich. Und jetzt die dritte Nachricht.«
»Du hattest
recht mit dem, was du vermutet hattest. Keller hat Strocka nicht getötet. Die Obduktion
ergab ein merkwürdiges Ergebnis, das man nur, wenn man den Hintergrund kennt, verstehen
kann.«
»Erzähl.«
»Strocka
hat nur einen einzigen Schlag auf den Hinterkopf bekommen. Der Schlag wurde mit
geringer Kraft, vermutlich mit der linken Hand, ausgeführt und hätte Strocka eine
heftige Gehirnerschütterung verpasst, ihn aber nicht umgebracht. Die Tatwaffe war
jener Kerzenständer, den wir damals sichergestellt hatten.«
»Lass mich
raten, Keller war Linkshänder, so wie ich.«
»Genau.
Der Schlag hat die Schädeldecke nicht zerbrochen. Ihm wurde nur eine heftige Platzwunde
zugefügt. Strocka war nach dem Schlag bewusstlos, doch Keller muss in seinem Schock
gedacht haben, er hätte ihn umgebracht. Der Schlag hatte ein Gefäß getroffen, und
es muss ziemlich heftig geblutet haben. Dann ist, nach deinen Aussagen, Dräger gekommen
und hat mit unglaublicher Wucht, und wie es scheint, mit beiden Händen, den Kerzenständer
von vorn gegen Strockas Kopf geschlagen.«
»Würde zu
dem Schwein passen. Totaler Blutrausch.«
»Nur beweisen
können wir es ihm nicht mehr. Fingerabdrücke waren nicht zu finden gewesen, wie
du weißt.«
»Was soll’s.
Der Kerl ist tot.«
»Nun ja.
Es ging dir doch um die Entlastung von Keller. Die bleibt ohne Beweise Spekulation.«
»Ich hasse
diesen Job.«
»Willst
du nicht wissen, warum du suspendiert wurdest?«
»Ach, komm.
Das ist doch sonnenklar. Dass ich Mist gebaut habe mit Emilie und Feldmann und mich
dann auch noch von Dräger hab überwältigen lassen, ist offensichtlich. Das würde
aber für eine Suspendierung nicht unbedingt ausreichen. Ich vermute, ich hab zu
viel über die alten Geschichten herausgefunden. Hab zu tief in Schöllers Vergangenheit
rumgewühlt. Ist doch so, oder?«
»Bingo.
Die Suspendierung kam von ganz oben. Man will dich unbedingt da raus haben. Ach,
und noch was. Es gibt einen neuen Artikel in der Zeitung. Interview mit Schöller
senior und junior. Der Junior erntet alle Lorbeeren des Falles, und der Senior bezeichnet
dich als unfähig und korrupt.«
»Wo sind
die Akten aus Drägers Haus?«
»Na, wo
wohl? Schöller hat sie natürlich.«
»Damit haben
wir nichts gegen ihn in der Hand.«
»Stimmt
nicht ganz. Hab sie vorher zu Hause mit meinem kleinen Scanner kopiert. Hab mir
gedacht, die sind zu brisant, als dass man sie einfach aus der Hand geben sollte.
Für diese Unterlagen musste Keller schließlich sterben.«
»Klasse.
Mensch, Werner. Du bist echt gut. Damit gehen wir zu den Medien. Oder erst zum alten
Schöller persönlich. Ich hätte Lust, dem gehörig in den Arsch zu treten. Werner,
weiß noch jemand, dass du Kopien der Akten hast?«
»Nein, außer
dir weiß das niemand.«
»Von wo
rufst du an?«
»Von zu
Hause.«
Martin sah
auf die Uhr. 19 Uhr.
»Versteck
sie dort, wo sie niemand findet, und sag es keinem. Vermutlich ist dein Büro und
die ganze Abteilung verwanzt.«
»Mensch,
Martin. Hör auf. Glaubst du das wirklich? Ich hab Familie.«
»Denk doch
mal nach. Wie oft hat Klaus versucht, die Aufklärung dieser Fälle zu boykottieren?
Warum hat er alle Akten in seinem PC mit Passwort archiviert? Warum bin ich wohl
suspendiert? Klaus ist genau zur richtigen Zeit auf Lorenz’ Platz gerutscht. Der
Herzinfarkt kam doch wie gerufen.«
»Ich finde,
du gehst zu weit, Martin. Ich bin Bulle geworden, weil ich an die Gerechtigkeit
geglaubt habe. Außerdem sind wir nicht in Südamerika.«
»Wäre nicht
das erste Mal, dass es Korruption auf höchster Ebene gibt, oder? Wir bekommen italienische
Verhältnisse.«
»Okay. Wie
geht es jetzt weiter?«
»Keine Ahnung.
Der Staatsanwalt müsste die Akten bekommen. Spiel sie ihm
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