Rasterfrau: Knobels achter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)
es, dass sich Maxim immer nach blonden Frauen umschaute«, fuhr sie fort. »Ich überlegte ja schon, ob ich meinen Typ hätte verändern sollen. Er steht nun mal auf Blond. Aber mit dem Umschauen war es dann auch getan. Mehr war nicht. Maxim war ein Redner und Blender. Da kam nichts nach.«
»Und die Antworten auf die anderen Fragen, die Sie gerade aufgezählt haben?«, fragte Marie weiter.
»Ich kenne keine Geschichten Maxims, die sich im Nachhinein als unwahr herausgestellt haben«, berichtete sie weiter. »Er wird mir nie alles erzählt haben, aber ich erinnere mich nicht, dass er mich einmal wirklich angelogen hat. Ich habe auch nie in unserem Haushalt Pornohefte oder so etwas gefunden. Wie gesagt: Maxim war immer ein Redner vor dem Herrn, aber er war völlig harmlos. Er hatte in dieser Hinsicht schlicht eine Störung. – Dr. Trost wollte auch fragen, wie unser Alltag gewöhnlich ablief.«
»Warum haben Sie das nicht vor Gericht ausgesagt?«, fragte Marie wieder.
»Dr. Trost hat letztlich davon abgeraten. Kurz vor dem Verhandlungstag, an dem ich als Zeugin vernommen werden sollte, hat er mir erklärt, dass die Beweislage gegen meinen Mann erdrückend sei und meine Aussage letztlich nur noch als der ebenso hilflose wie verzweifelte Versuch gewertet werden könne, Maxim zu helfen. Ich würde ihm damit mehr schaden als nützen, denn man würde mir keinen Glauben schenken. Da man meine Aussage als Gefälligkeit für Maxim abtun würde, geriete ich sogar selber in schlechtes Licht. Er versicherte mir, dass er mich aussagen ließe, wenn nur eine kleine Chance bestünde, Maxim wirklich helfen zu können. Aber diese Chance sah er nicht. Deshalb haben wir kurz vor meiner Vernehmung vereinbart, dass ich die Aussage unter Berufung auf mein Zeugnisverweigerungsrecht ablehne.«
»Immer wieder Dr. Trost …«, sinnierte Marie.
»Man kommt nicht daran vorbei, dass Maxim dieser Crouchford nachgegangen ist«, sagte Frau Wendel. »Damit war klar, dass mich mein Glaube an Maxim wohl getäuscht hatte.«
»Sie meinen, dass Maxim entgegen seinen bisherigen Gewohnheiten nun erstmals doch aktiv geworden war. – Wenn er aber von der Zeugin in eine Falle gelockt wurde?«
»Wie naiv sind Sie denn?«, fragte Frau Wendel überlegen. »Ob Maxim die Crouchford oder sie ihn verführt hat, ist doch völlig egal. Entscheidend ist, dass Maxim diese Frau mindestens für einen Moment gewollt hat. Am Ende kam es sowieso nicht darauf an, was ich über Maxim dachte und ob ich ihm nun noch helfen sollte oder wollte. Das einzig Wichtige und allein Entscheidende war doch, dass Maxim diese Flasche in der Hand gehabt hat, mit der er den Rentner getötet hat. Und es gab keine vernünftige Erklärung, wie man um diesen Umstand herumkommen sollte.«
»Sie haben das nicht selbst aufklären wollen, Frau Wendel?«, wunderte sich Marie. »Sie haben Ihren Mann nicht ein einziges Mal im Gefängnis besucht, sondern nur noch die Scheidung betrieben. Also haben Sie ihn nicht einmal persönlich befragt. Ich mag das kaum glauben.«
»Was er im Prozess behauptet hat, weiß ich«, antwortete Frau Wendel kühl. »Aber ich weiß, was im Urteil steht. Ein Oberstaatsanwalt, ein Schwurgericht und selbst der eigene Verteidiger: Alle haben es als bewiesen angesehen, dass es Maxim gewesen ist. Es gibt leider keinen vernünftigen Zweifel an seiner Schuld.«
»Das hört sich sehr akademisch an«, meinte Marie. »Wenn ich Sie richtig verstehe, haben Sie nicht ausgesagt, weil alle schon fest davon überzeugt waren, dass Maxim der Täter war. Dass Sie mit Ihrem Mann kein Wort mehr gesprochen haben, lag daran, dass er die Crouchford begehrt hatte. Das war Ihnen natürlich nicht egal. Deshalb ist das, was Sie in den Scheidungsantrag schreiben ließen, wohl nicht ganz ehrlich. Nicht der vermeintliche Mord brachte bei Ihnen das Fass zum Überlaufen. Es war die Lust Ihres Mannes auf die Crouchford gewesen, die Sie zutiefst gekränkt und verletzt hat. Er war schwach geworden und hatte damit das schöne Bild zerstört, das Sie gerade von ihm gezeichnet haben. Sie bewegen sich auf unterschiedlichen Ebenen, Frau Wendel!«
»Wie gesagt«, wiederholte Frau Wendel. »Es kommt nicht darauf an. Ich hätte Maxim ohnehin nicht helfen können.«
»Wusste Trost davon, dass Sie mit Maxim in einer Art Therapie waren oder eine solche machen wollten?«, fragte Marie.
»Von mir nicht«, antwortete Frau Wendel. »In diese Tiefen drang unser Gespräch erst gar nicht vor. Alles drehte sich um
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