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Rasterfrau: Knobels achter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Rasterfrau: Knobels achter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Rasterfrau: Knobels achter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Erfmeyer
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Kumulationstheorie.«
    »Genau!«, bellte Löffke beglückt und wiederholte dröhnend Stephans Kunstschöpfung: »Kumulationstheorie!«
    »Vor diesem Hintergrund kann ich Herrn Löffke nicht empfehlen, Ihre Rechnung zu begleichen. Die im Bildhintergrund sitzenden Café-Gäste passen nicht zum Sturm auf hoher See.«
    »Kumulationstheorie, selbstverständlich«, wiederholte Marie aus dem Hintergrund. »Führst du nicht gerade ein einschlägiges Verfahren, Stephan?«
    »Sogar mehrere«, parierte Stephan. »Ich bin zuversichtlich, dass uns das Oberlandesgericht in vollem Umfang folgen wird. Die Sachen sind wasserdicht.«
    Herr van Drahten schwieg.
    »Ich schlage vor, dass wir wechselseitig keine Ansprüche mehr erheben. Das Video können Sie aus dem Netz nehmen. Ich will nichts mehr – und Sie bekommen nichts mehr«, preschte Löffke vor. »Ihre Leistung ist ohne jeden Zweifel sub omni canone! Ich werde einen kurzen Vertrag aufsetzen, der das Wesentliche regelt.«
    Herr van Drahten blickte sich unsicher um.
    »Ich möchte nicht ohne vorherige rechtliche Beratung …«
    »Ach was!«, donnerte Löffke dazwischen. »Sie sind doch Geschäftsmann! Sagen Sie nicht, dass Sie einen anderen fragen müssen. Sie sind doch der Macher, der Entscheider! Jetzt enttäuschen Sie mich aber!«
    Löffke gewann die Oberhand. Er drängte den smarten Geschäftsführer in die noble Sitzecke seines Büros, während er eine Sekretärin hinzubat, Kaffee und Gebäck anforderte und Stephan und Marie mit einer flüchtigen Handbewegung entließ.
    »Frau Kollegin Schwarz, Herr Prof. Knobel, ich denke, wir kommen allein klar. – Haben Sie vielen Dank!«

    Stephan nahm die kleine Elisa in Empfang.
    »Willst du jetzt gehen, Marie?«
    »Einen Moment noch, Stephan.«
    »Ja?«
    »Es sind diese lateinischen Worte, die Löffke dem Filmfritzen an den Kopf geworfen hat.«
    »Sie sollen heißen, dass die Leistung ungenügend war. Die Worte werden eigentlich bei der Benotung von Dissertationen verwandt, aber sie hörten sich auch in diesem Zusammenhang äußerst interessant und wirkungsvoll an.«
    »Mag sein. – Aber mir ist gerade eingefallen, dass der Mann, der sich so auffallend für Elisa interessierte, als ich mich mit Frau Wendel am Samstagabend in der Stadt getroffen habe, ebenfalls lateinische Worte benutzt hat. Ich habe zwischenzeitlich nicht mehr daran gedacht, aber es klang komisch und irgendwie künstlich – so wie eben.«
    »Was sagte er denn?«
    »Er benutzte die Worte mea culpa. Man kennt diese Worte ja, aber es hörte sich gestelzt und in der Situation so unpassend an.«
    »Wie sah der Mann aus?«, fragte Stephan.
    »Ich kann ihn nicht genau beschreiben. Er beugte sich in den Kinderwagen, so dass ich sein Gesicht nicht sehen konnte. Außerdem trug er eine Sonnenbrille mit großen, fast schwarzen Gläsern. Ich war in diesem Augenblick völlig überrascht und konzentrierte mich nur darauf, dass er Elisa nicht noch einmal berührte. Danach war er schnell weg, und ich sah ihn nur noch von hinten.«
    »War er alt, jung, dick, dünn, lichtes oder volles, schwarzes oder blondes Haar?«
    Marie zuckte die Schultern.
    »Ich bin nicht sicher. Etwa 55 Jahre, vielleicht auch etwas älter, blondes kurzes Haar, glaube ich, etwa so groß wie du. Aber ich kann das nicht beschwören.«
    »Schlank?«
    »Ich glaube schon – ja. Denkst du an einen Bestimmten?«
    Stephan dachte nach und versuchte sich zu erinnern. Wie oft wunderte er sich darüber, dass Zeugen bei ihrer Vernehmung im Gerichtssaal häufig nur unkonkrete Angaben über Personen oder Geschehensabläufe machen konnten, obwohl sie bestimmten Ereignissen längere Zeit beigewohnt hatten und eigentlich eine Fülle von Details parat haben müssten. Aber die Erinnerung ließ sie im Stich. Die Zeugen wussten nicht, dass ihre Beobachtungen einmal von Bedeutung sein würden. Und deshalb schenkten sie den Personen, den Situationen und den Begleitumständen keine Aufmerksamkeit. Stephan erging es ebenso.
    »Ich denke an Wolfgang Traunhof«, sagte er, »Mitglied der ›Zehn‹. Bei ihm fand damals das Treffen statt. Er benutzt gern lateinische Begriffe.«
    »Es tauchen ja merkwürdige Verbindungen zu den ›Zehn‹ auf«, meinte Marie.
    »Aber warum sollte Traunhof so etwas machen?«, überlegte Stephan. »Wenn du sagst, dass der Typ bedrohlich wirkte, macht das nur Sinn, wenn er gezielt auf den Kinderwagen zugekommen wäre. Also hätte er wissen müssen, dass du gegen 18 Uhr am letzten Samstag mit Elisa auf dem

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