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Rasterfrau: Knobels achter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Rasterfrau: Knobels achter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Rasterfrau: Knobels achter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Erfmeyer
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Handy nichts passiert. – Es wird sich hier alles klären. – Man hat hier ohnehin keinen Empfang.«

    Stephan zog das Handy aus seiner Hosentasche und warf es auf den Tisch. Dann verließ er langsam den Raum und schloss von außen die Tür.

    Der Hüttenwirt stand im Flur.
    »Ist etwas nicht recht?«, fragte er. »Hat das Essen nicht geschmeckt?«
    »Doch!«, antwortete Stephan. »Aber ich möchte jetzt eines dieser Doppelzimmer haben, von denen Sie sprachen. Ganz für mich allein.«
    »Habt ihr Streit untereinander?«
    »Ich kann nicht in Schlafsälen schlafen«, antwortete Stephan knapp. »Das war schon immer so.«
    »Es stört dich, wenn die anderen schnarchen und furzen, nicht?«, grinste der Hüttenwirt. »Du bist nicht so eng mit deinen Freunden, oder? Der Gereon, der Lutz und der Wolfgang waren schon vor sechs Jahren einmal hier gewesen. Und du bist der Stephan Knobel, also der Neue. Habe mir die Namen der damaligen und der jetzigen Reservierung noch mal angesehen. Gefällt’s dir in den Bergen? Ich glaube, du bist kein echter Wanderer …«
    »Bitte, ich möchte nur in das Zimmer«, bat Stephan.
    »Also die ›Muntanella Suita‹«, entschied der Wirt.

    Er holte seinen Rucksack aus dem Achter-Zimmer, in dem auch Böhringer und Traunhof ihr Gepäck verstaut hatten, und eilte in die vom Hüttenwirt so bezeichnete Murmeltier-Suite. Im Vorbeigehen lauschte er an der geschlossenen Tür zum Aufenthaltsraum, doch er konnte die Stimmen nicht deutlich verstehen. Der Hüttenwirt lehnte im Rahmen der Küchentür. Er sah Stephan kopfschüttelnd nach, als er sein Zimmer bezog und die Tür hinter sich schloss.
    Stephan war dankbar, als er den Schlüssel im Türschloss sah. Er sperrte sich ein und legte sich aufs Bett. Sein Herz raste. Durch das kleine Fenster sah er die Blitze des sich entfernenden Gewitters. Es war ein Wetterleuchten, geheimnisvoll in dieser anderen Welt und eigentlich schön anzuschauen, doch Stephan stand danach nicht der Sinn. Er atmete tief durch, ließ das eigentümliche Gespräch im Aufenthaltsraum Revue passieren und versuchte zu verstehen. Was hatte Böhringer und Traunhof bewogen, ihnen auf diese einsame Hütte zu folgen? Welchen Sinn hatte das Gespräch, das Trost jetzt mit seinen Freunden führte, die nicht seine Freunde sein konnten? Warum durfte er – Stephan – nicht anwesend bleiben, wenn es doch um Tatsachen ging, die ihm hätten offenbart werden sollen? Und schließlich: Welche Verpflichtung sollte Stephan abgerungen werden, um in den Genuss der Angebote Trosts zu kommen, die eine verheißungsvolle berufliche Zukunft versprachen? Stephan ahnte die Antwort und wusste, dass sich Maries Vermutungen bewahrheiteten, aber es wollte sich nicht erschließen, warum Trost seinen Mandanten Maxim Wendel verraten hatte. Die Rolle des elitären kleinen Netzwerks der ›Zehn‹ als solches blieb ebenso im Dunkeln wie die Rolle von Traunhof und Böhringer, die offensichtlich Macht über den in sich zusammenfallenden Gereon Trost ausübten und ihn ihre Überlegenheit spüren ließen. Stephan war sich einzig darin sicher, dass Gereon Trost tatsächlich nichts von der Ankunft seiner beiden Kameraden aus dem Club der ›Zehn‹ hier oben auf der Hütte gewusst hatte. Ihm wurde auch klar, dass Trost den Ausflug in die Abgeschiedenheit der Berge nutzen wollte, um Stephan tatsächlich Antworten auf all jene Fragen zu geben, die er in letzter Zeit immer häufiger und immer drängender gestellt hatte. Die Wahrheit, die sich hinter all den Fragen verbarg, war ohne Zweifel komplexer, als dass man sie wie nebenbei hätte offenbaren können. Stephan war nun klar, dass Trosts Einladung an diesen einsamen Ort ihn nicht in eine Falle locken, sondern ihn umgekehrt an der vorschnellen Flucht hindern sollte. Trost hatte Stephan zwingen wollen, sich mit einer Geschichte auseinanderzusetzen, der sich Stephan nicht mit einem Federstrich hätte entziehen können. Dass Trost Stephan jetzt ausgeschlossen hatte, ließ folgern, dass Trosts Rolle auch im Verhältnis zu Traunhof und Böhringer ungeklärt war. Trosts Entschluss, Stephan bisher nicht in die dubiosen Hintergründe eingeweiht zu haben, konnte zweierlei bedeuten: Entweder war Trost zu zaghaft gewesen oder er wollte Stephan schützen. Ungeachtet dessen musste es irgendetwas geben, was Trost bewogen hatte, Stephan hier und jetzt die Wahrheit zu erzählen, und dieser Grund konnte sich nicht darin erschöpfen, in der Abgeschiedenheit dieses Ortes einen geeigneten

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