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Rasterfrau: Knobels achter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Rasterfrau: Knobels achter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition)

Titel: Rasterfrau: Knobels achter Fall (Krimi im Gmeiner-Verlag) (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Klaus Erfmeyer
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gibt dort keine markierten Wege«, erklärte der Hüttenwirt, während der konzentriert durch das Glas sah. »Aber es gibt immer wieder Wanderer, die dort hinaufsteigen. Einfach so, um in die Ferne zu blicken. Es ist ein idealer Aussichtspunkt.«
    »Also doch so etwas wie ein Rundweg«, meinte Stephan.
    »Kein Rundweg. Nur ein Weg in die Höhe und zurück.« Er suchte die Felsen und den schmalen Aufstieg ab, der über kantige Vorsprünge nach oben führte, richtete mehrmals sein Glas neu aus und justierte das Objektiv nach. Er bewegte das Glas konzentriert vor seinen Augen von rechts nach links und von oben nach unten. Dann nahm er einen Punkt ins Visier.
    »Da ist er«, sagte er und fixierte die Stelle, an der er Trost entdeckt hatte. »Weit oben, auf einer Felsnase.«
    »Was macht er da?«, fragte Stephan ungeduldig.
    »Er sitzt nur so da«, antwortete der Wirt knapp. »Und er blickt zu uns. Als hätte er auf uns gewartet. Er hat ein Fernglas in der Hand.«
    Böhringer war hinter sie getreten.
    »Wir müssen zu ihm!«, schrie Stephan.
    Böhringer starrte in die Richtung, in die der Hüttenwirt gebannt sein Fernglas hielt und versuchte mit bloßem Auge, Trost auszumachen. Endlich machte er einen kleinen roten Punkt auf dem hellgrau in der Sonne schimmernden Felsen aus.
    »Winken Sie ihm!«, herrschte Stephan den Hüttenwirt an. »Machen Sie ihm klar, dass er zu uns kommen soll!«

    Der Wirt blickte unverwandt durch sein Glas.
    »Was macht er jetzt?«, fragte Stephan.
    »Er sieht zu uns herüber. Nach wie vor. Er ist starr wie eine Statue. Merkwürdig.«
    Der Wirt winkte mit dem ausgestreckten linken Arm. Dann ließ er den Arm sinken, schaute wieder durch sein Glas und glaubte, die Stelle verloren zu haben, an der Trost saß. Er nahm das Glas weg, orientierte sich noch einmal mit einem Blick auf die Felsen und sah erneut durch das Fernglas.
    »Ich sehe ihn nicht mehr«, sagte Böhringer plötzlich.
    »Mein Gott, er ist gesprungen!«, murmelte der Wirt und taumelte.
    Stephan schnappte nach Luft und schlug hilflos die Hände vor sein Gesicht. Dann starrte er auf die Stelle, wo Gereon Trost gerade noch gestanden hatte. Es war kein roter Punkt mehr da.
    »Wie tief ist es da?«, fragte Böhringer.
    »Zu tief«, antwortete der Hüttenwirt leise. Er starrte unverwandt noch eine Weile durch sein Fernglas, dann drehte er sich um, um die Bergwacht und die Flugrettung in Samedan zu informieren. »Es wird nichts helfen, da bin ich mir sicher.«
    Stephan rannte aufgewühlt in die Hütte zurück. In der Tür stand Traunhof. Er hatte die Arme verschränkt, war vom abendlichen Alkoholgenuss sichtlich angeschlagen und hatte das Geschehen der letzten Minuten wortlos verfolgt.
    »Gereon ist tot?«, fragte er ungläubig und strich sich mit der Hand verlegen über sein unrasiertes Kinn.

    Stephan ließ ihn stehen.
    Traunhofs glasige Augen suchten den Felsen, von dem aus Trost in die Tiefe gesprungen war.

32
    Stephan harrte mit versteinertem Gesicht hinter dem Fenster seines Zimmers aus. Er beobachtete den Hubschrauber, der mit schlagendem Rotorengeräusch über der Stelle in der Luft stand, wo man Trosts Leiche entdeckt hatte. Der Hüttenwirt hatte ungefragt Trosts Rucksack nach einem Abschiedsbrief durchsucht und nichts gefunden. Traunhof und Böhringer hatten dabeigestanden und immer wieder beteuert, dass ihnen das Handeln ihres Kameraden unerklärlich sei.
    »Ihr werdet der Kantonspolizei Fragen beantworten müssen«, meinte der Hüttenwirt. »Haltet euch zur Verfügung. Dasselbe gilt für euren Freund in dem Einzelzimmer. – Warum habt ihr euch getrennt? Worüber habt ihr gestritten?«
    Böhringer und Traunhof versicherten, dass man sich nicht gestritten habe.

    Der Hüttenwirt klopfte an die verschlossene Tür der Murmeltier-Suite, bat Stephan heraus und stellte ihm dieselbe Frage.
    »Kein Streit«, beteuerte Stephan.
    Was hätte er dem Wirt sagen können?
    »Ist im Aufenthaltsraum ein Handy gefunden worden?«, fragte er.
    »Ich habe keines gesucht«, erwiderte der Wirt und trat zur Seite.
    Stephan drückte sich an ihm vorbei und durchsuchte hastig den Raum, in dem er gestern Abend mit Trost, Traunhof und Böhringer gesessen hatte. Das Handy blieb verschwunden.
    »Irgendetwas stimmt bei euch nicht«, sagte der Hüttenwirt, während er Stephan bei der Suche beobachtete.
    »Wenn ich Genaueres wüsste, würde ich es Ihnen sagen«, versicherte Stephan. »Ich muss jetzt dringend meine Freundin anrufen. Kann ich von Ihrem Gerät

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