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Ratgeber Magersucht

Ratgeber Magersucht

Titel: Ratgeber Magersucht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas Paul
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Vordergrund, die durch die Einengung des Denkens auf das Essen oder die Gefühllosigkeit in Folge des Untergewichts vorher nicht oder nur eingeschränkt wahrgenommen werden konnten. Die Beschäftigung mit diesen Problembereichen stellt einen mindestens genauso wichtigen Teil der Behandlung dar wie die Normalisierung des Essverhaltens und das Erreichen eines gesunden Gewichts. Typische Bereiche, in denen viele Magersüchtige auf Hilfe angewiesen sind, umfassen unter anderem mangelndes Selbstbewusstsein und Selbstwertgefühl, extremes Leistungsstreben und Perfektionismus sowie ein übermäßiges Bedürfnis nach Kontrolle, die Angst vor dem Erwachsenwerden, Abgrenzungs- und Durchsetzungsprobleme in Verbindung mit geringer Wahrnehmung eigener Gefühle und Bedürfnisse sowie Probleme im Bereich der Sexualität.
    Zunächst geht es darum herauszufinden, was bei der Einzelnen die entscheidenden Schwierigkeiten sind, die sie in der Magersucht halten (aufrechterhaltende Faktoren). Das können andere Dinge sein als die, die ursprünglich zur Entstehung der Krankheit geführt haben (ursächliche Faktoren). Wenn man die aufrechterhaltenden Faktoren kennt, kann man Schritt für Schritt an der Lösung der einzelnen Schwierigkeiten arbeiten.
    Beispielsweise kann dies bedeuten, an einem Training für selbstsichere Verhaltensweisen teilzunehmen, zu lernen, eigene Gefühle und Bedürfnisse besser wahrzunehmen oder das Selbstwertempfinden durch bestimmte Methoden zu fördern – je nach Art des zugrunde liegenden Problems sind unterschiedliche Methoden notwendig.
3.3   Ambulante oder stationäre Behandlung?
    Prinzipiell ist sowohl die stationäre als auch die ambulante Behandlung der Magersucht möglich. Am erfolgversprechendsten ist bei einer Magersucht jedoch die stationäre Therapie, da es den Betroffenen meist nicht gelingt, die stark angstbesetzten Veränderungen im häuslichen Umfeld durchzuführen. Sie sind auf intensive therapeutische Unterstützung angewiesen, die in der Regel nur in einer stationären Therapie gegeben ist. Die Behandlung sollte in einer spezialisierten Klinik erfolgen, in der Gruppen essgestörter Betroffener gemeinsam behandelt werden. Die Dauer der Behandlung kann dabei ganz unterschiedlich sein. Da langfristig die besten Heilungschancen bestehen, wenn die Betroffenen in der stationären Therapie ein gesundes Mindestnormalgewicht erreichen, hängt die Dauer der Behandlung unter anderem vom Ausmaß des Untergewichts ab. Bei starkem Untergewicht (BMI < 15) liegt sie meist nicht unter drei Monaten. Wenn große Berührungsängste mit einem stationären Aufenthalt bestehen, kann im ersten Schritt auch ein ambulanter Therapieversuch gemacht werden, sofern dies unter medizinischen Gesichtspunkten vertretbar ist.
    Der folgende Kasten fasst die Bedingungen zusammen, unter denen die Betroffene sich jedoch unbedingt in stationäre Behandlung begeben sollte.
     
Kriterien für eine stationäre Psychotherapie
–   Untergewicht mit einem Body Mass Index < 15.
    –   Schneller Gewichtsverlust in der letzten Zeit.
    –   Regelmäßiges Einnehmen von Abführmitteln oder Entwässerungsmedikamenten, ausgeprägtes Erbrechen.
    –   Elektrolytstörungen.
    –   Diabetes.
    –   Starke Belastungen im sozialen oder beruflichen Umfeld, z. B. soziale Isolation, ausgeprägte familiäre Konflikte.
    –   Scheitern bisheriger ambulanter Therapieversuche.
    –   Vorliegen weiterer psychischer Erkrankungen, z. B. Depression.
    –   Starker Bewegungsdrang.
    –   Deutliche Vernachlässigung sozialer und beruflicher Bereiche.
    –   Latente oder akute Selbstmordgefährdung.
    Wenn eines oder sogar mehrere dieser Merkmale vorliegen, ist eine ambulante Behandlung nicht mehr ausreichend.
    Im Anschluss an eine stationäre Therapie empfiehlt sich meist eine ambulante Weiterbehandlung, um die erreichten Veränderungen besser auf das häusliche Umfeld übertragen und festigen zu können.
    Bei Betroffenen mit starkem Untergewicht von z. B. 20 kg ist auch eine „Intervalltherapie“ möglich. In diesem Fall nehmen diese Betroffenen im stationären Rahmen z. B. die ersten 10 kg zu, festigen dieses Gewicht und das neue Essverhalten zu Hause, versuchen spezifische Faktoren, die zur Aufrechterhaltung der Symptomatik beitragen, zu verändern und kommen nach einigen Monaten zu einem zweiten Intervall und der weiteren Gewichtszunahme erneut in die Klinik.
    Wenn lediglich eine ambulante Behandlung durchgeführt wird, sollte die Behandlung

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