Ratgeber Neuropsychologie
Bundesverband für Rehabilitation
und Interessenvertretung Behinderter
Eifelstraße 7
D-53119 Bonn
0228-9 69 84-0
„Schädel-Hirnpatienten in Not“ e.V. – Deutsche Wachkoma Gesellschaft
Bundesverband für Schädel-Hirnverletzte, Patienten im Wachkoma „Apalli
sches Durchgangssyndrom“ und ihre Angehörigen
Bayreuther Straße 33
D-92224 Amberg
09621-6 36 66
Stiftung Deutsche Schlaganfall-Hilfe
Carl-Miele-Straße 210
D-33335 Gütersloh
01805-09 30 93 (0, 14 EUR/Min.) oder
05241-97 70-0
Deutsche Hirntumorhilfe e.V.
Karl-Heine-Straße 27
D-04229 Leipzig
0341-59 09 396
Stiftung für Schädel-Hirn-Verletzte – für Betroffene und Angehörige
Raamfeld 18
D-22397 Hamburg
0700-770 880 90
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Was kann ich
selbst aktiv zum Behandlungserfolg
beitragen?
Bei einer neuropsychologischen Behandlung ist Ihre motivierte Mitarbeit unerlässlich. Ohne Ihre aktive Mitarbeit können die geistig-seelischen Folgen Ihrer Hirnverletzung praktisch nicht behandelt werden. Denn wie soll beispielsweise das Gedächtnis verbessert werden, wenn ein Betroffener sich innerlich dagegen wehrt, es zu benutzen?
Es mag ungewohnt sein, in einer Behandlung selbst soviel beitragen zu müssen. Und manchmal mag es auch anstrengend sein. Aber die Erfahrung hat gezeigt, dass Menschen, die mit der Einstellung zum Neuropsychologen kommen nach dem Motto: „Da bin ich; nu mach mal!“ nur schwer geholfen werden kann. Eine neuropsychologische Behandlung ist harte Arbeit – und zwar Zusammenarbeit zwischen dem hirngeschädigten Menschen und seinem Therapeuten.
Fallbeispiele von neuropsychologischen
Behandlungen
Herr A.B. *1969
Herr B. erlitt im Frühjahr 2000 bei einem Autounfall eine schwere Schädel-Hirn-Verletzung mit mehreren Schädelbrüchen und Blutungen im Frontalhirn. Er wurde nach einem mehrtägigen Koma nur unzureichend wach und konnte sich zunächst nicht verständlich mitteilen. Weiterhin bestanden eine leicht Halbseitenlähmung rechts, leichte Koordinationsstörungen, ein leichter so genannter Neglect (eine Halbseitenvernachlässigung) nach rechts und er war weder räumlich noch zeitlich orientiert.
Bei Übernahme in die Rehabilitationsklinik im Mai 2000 war Herr B. wieder orientiert. Er gab jedoch keinerlei Beschwerden an, obwohl in der neuropsychologischen Untersuchung eine inkomplette Hemianopsie auffiel, das heißt, Herr B. konnte Gegenstände, die sich rechts vor ihm befanden, nicht sehen. Das führte dazu, dass er nicht richtig lesen konnte, schon für einfache Texte sehr lange Zeit brauchte und viele Fehler machte. Komplizierte Texte wurden von ihm nicht verstanden. Weiterhin wurden erhebliche Aufmerksamkeitsstörungen deutlich. Einfache Aufgaben bearbeitete er mit erheblich verzögerter Reaktionszeit, komplexere Aufgaben konnte er gar nicht bewältigen. Das Gedächtnis für sprachliche Inhalte war stark gestört, und Aufgaben, die die Fähigkeit zum Planen und Problemlösen überprüften, konnten nur stark fehlerhaft bearbeitet werden. Im Kontakt schien er emotional nur eingeschränkt schwingungsfähig. All diese Probleme waren Herrn B. zunächst nicht bewusst.
Herr B. erhielt zunächst ein so genanntes Sakkadentraining zur Kompensation des Gesichtsfelddefektes. Hierbei musste er lernen, durch kurze schnelle Blickbewegungen in das blinde Gesichtsfeld Informationen von dort aufzunehmen und zu verarbeiten. Seine Aufmerksamkeit wurde mit einem PC-gesteuerten Therapieprogramm behandelt, zur Verbesserung räumlich-konstruktiver Leistungen und des Planens und Problemlösens bearbeitete er geometrische Puzzles, so genannte Tangram-Aufgaben, in aufsteigendem Schwierigkeitsgrad. Seine Gedächtnisstörungen konnten zunächst nicht direkt behandelt werden, da Herr B. sie nicht bemerkte und folglich keinen Sinn darin sah, Kompensationsverfahren zu erlernen. Erst massive Rückmeldungen seiner Mitpatienten über sein weitschweifiges Reden und ständiges Wiederholen brachten Herrn B. dazu, seine Gedächtnisstörungen anzuerkennen und sich auf das Erlernen von Kompensationsstrategien wie das Führen eines Gedächtnisbuches einzulassen.
Parallel zur Behandlung der Störungen der geistigen Leistungsfähigkeit brachte er zunehmend auch seine problematische Familiensituation ins Gespräch ein. Er hatte sich überschuldet und lebte von seiner Frau getrennt, mit der er fünf Jahre verheiratet war. Im Laufe der Behandlung entschloss er sich, seine nicht befriedigende Ehe endgültig zu beenden und reichte die Scheidung ein. Nach fünf Monaten wurde
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