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Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin

Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin

Titel: Ratgeber & Regenten 01 - Die Bluthündin Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elaine Cunningham
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Turm zu einem nahe gelegenen Haus unmittelbar am Seeufer erstreckte.
    Doch etwas stimmte nicht. So erinnerte sich Tzigone nicht an den Weg. Sie warf ihrer Mutter einen fragenden Blick zu, die daraufhin nur nickte. Ohne zu zögern trat Tzigone in die scheinbar leere Luft. Ihre Mutter folgte dicht hinter ihr und vertraute darauf, daß ihre Tochter das sah, was sie selbst nicht sehen konnte.
    Der Mond stand in dieser Nacht nicht am Himmel, und doch bildeten die beiden Flüchtigen mit einem Mal eine Silhouette vor einer großen, sanft leuchtenden Kugel. Tzigone murmelte einen Fluch, den sie sich von einem ungeduldigen Kapitän angeeignet hatte, der die Wankelmütigkeit Selunes und ihre ungünstigen Gezeiten verflucht hatte. Diesmal beklagte sich ihre Mutter nicht über unflätige Redeweise.
    Sie rannten den schmalen Pfad entlang und kletterten über die Mauer der seltsamen Villa. Vor ihnen lag eine Treppenflucht, die in den Hof hinabführte. In dessen Mitte lag ein großer ovaler Teich im Mondschein.
    »Laß es uns versuchen«, sagte ihre Mutter. »Das sieht aus wie ein Wehr für Seeforellen.«
    Sie waren derlei schon auf ihren früheren »Abenteuern« begegnet. Fischwehre waren in an Seen gelegenen Villen häufig, da sie den Kindern Beschäftigung boten und Mahlzeiten auf den Tisch brachten. Ein kurzer Tunnel führte vom See zum Teich, und Magie lockte die Fische an. Sie zu durchschwimmen war riskant – es gab mächtige magische Schutzzeichen, die dafür sorgten, daß sich außer Fischen nichts hindurchbewegte. Hinauszuschwimmen war eine ganz andere Sache. Bisher hatte Tzigone keine anderen Überraschungen erlebt als die Magie, die auf der Haut prickelte wie Schaumwein und hin und wieder einen Fisch, der ihr auf dem Weg zum Mittagstisch des magisch begabten Hausherrn entgegenkam.
    Sie liefen die Stufen hinab, die Blicke auf den Mosaikboden unter ihnen gerichtet. Obwohl es nur wenige Stufen waren, schien es viel länger als erwartet zu dauern, sie zurückzulegen. Tzigone merkte plötzlich, daß sich das Muster auf dem Boden zu bewegen schien. Die Farben wechselten von einer komplexen Einlegearbeit in tiefem Rot und sattem Gelb zu einem einheitlichen Farbton, der wie dunkelster Saphir wirkte. Kleine Lichter begannen in den glitzernden Fliesen zu blinken.
    Verwirrt blieb sie auf dem nächsten Absatz stehen. Ihre Mutter prallte voll gegen sie. Tzigone sah zurück zu dem Weg, den sie gekommen waren.
    »Schau«, sagte sie grimmig und zeigte nach oben. Oder möglicherweise nach unten. Der Teich schimmerte über ihnen, während unter ihnen das unverkennbare Nichts des Nachthimmels lag. Unerklärlicherweise hatten die beiden den Platz getauscht.
    »Ein Palast der Verwirrung«, sagte ihre Mutter mit schwacher, verzweifelter Stimme. »Mystra stehe uns bei.«
    Der geübte Blick des Kinds wanderte umher. Mehrere Treppen nahmen an dem Absatz ihren Anfang, von denen einige nach oben, andere nach unten und wieder andere nirgendwohin führten. Balkone auf vier Etagen verliefen rings um den Hof, die alle in verschiedene Teile zersplittert zu sein schienen. Bei einigen von ihnen waren die Decken mit kunstvollen Bildhauerarbeiten verziert oder farbenprächtig gestrichen, andere hatten ein Dach oder einen Boden, der dem Nachthimmel glich. Es war, als hätte ein wahnsinnig gewordener Magier diese kleine Sektion der Stadt in ein gewaltiges Kaleidoskop verwandelt, das die Realität über jede Logik und jede Form des Wiedererkennens hinaus zerschmetterte.
    »Hier lang«, meinte sie und lief auf einen Wasserfall zu, der in der Luft verschwand und sich einige Dutzend Schritte weiter südlich fortsetzte.
    Es erwies sich als gute Wahl. Augenblicke später standen sie vor einer Tür – einer echten Tür, die sich öffnen ließ und hinausführte in die stabile, faßbare Wirklichkeit des Hauses dahinter.
    Als die Tür aufging, begann das Amulett der Mutter zu glühen.
    So etwas war noch nie geschehen, und die furchterregende Veränderung versteinerte Tzigone. Innerhalb eines Herzschlags glühte das glänzende Stück Elektrum rot vor Hitze. Ihre Mutter keuchte schmerzerfüllt auf und riß sich das Amulett ab, indem sie die dünne Kette zerfetzte.
    Sofort war der Hof erfüllt von grüner Magie. Die suchende Ranke, die in ein unmögliches Labyrinth zerstückelt war, wand sich und zuckte wie eine titanische Schlange, deren Leib man viele Male durchtrennt hatte und die im Todeskampf wild um sich schlug.
    Scheinbar konnte aber jemand in dem magischen Pfad

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