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Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr

Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr

Titel: Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elaine Cunningham
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hier war kahl, abgesehen von einer Schicht silberfarbener Flechte, und nahezu ebenerdig, bis auf einen einzigen, konischen Hügel, der rund zwanzig Schritt von hier in den strahlend blauen Himmel ragte. Gesteinsbrocken lagen in Mustern verstreut, die auf eine vor langer Zeit hier stattgefundene Explosion hinzudeuten schienen. Im Nath gab es einige Orte wie diesen. Dieser hier war der am wenigsten beunruhigende und eignete sich daher am besten für Kivas Vorhaben.
    Sie ging zu dem Hügel und drückte vorsichtig eine Hand auf die mit Moos bewachsene Seite. Sie fühlte ein schwaches Vibrieren, ein nicht wirklich wahrnehmbares Summen, das seinen Ursprung in Magie, Macht und einem uralten und urtümlichen Bösen hatte. Allem zum Trotz, was sie ausgehalten hatte, und trotz dem, was nun aus ihr geworden war, zitterte Kiva vor Angst.
    So zaghaft wie ein Straßenkind, das auf dem Friedhof pfeift, um sich Mut zu machen, begann sie eine unheimliche Melodie zu summen, ein Lied, das manchmal an den wilden Orten und den Pässen von Halruaa als schwaches Echo zu hören war. Es war ein Akt der Prahlerei wie der Verzweiflung, und als sie sang, spürte sie, wie sich die Härchen in ihrem Nacken aufstellten. Das Böse unter ihrer Hand ließ sie erschaudern, als würde ein boshafter Geist sie streicheln.
    Kiva sang immer noch und machte sich für die Aufgabe bereit, die ihr erst noch zufallen mochte. Es bestand immer noch die Chance, daß Keturahs Tochter die Aufgabe, für die sie geboren war, nicht erfüllen konnte.
    Kiva sang, bis ihre Kehle trocken und rauh war, aber ihre Bemühungen bewirkten keine Veränderung in der summenden Magie des Hügels. Sie verstummte und war sich nicht sicher, ob sie erleichtert oder enttäuscht sein sollte. So wie Keturah ihr einmal gesagt hatte, war es reine Dummheit, eine Kreatur herbeizurufen, die man weder verstand noch beherrschen konnte.
    Niemand verstand das Volk der Finsteren Feen, jene Kreaturen, die die Gebirgspässe und die wilden Orte von Halruaa heimsuchten. Verborgene Tore führten in die Unterwelt des Finsteren Feenhofes – einem Ort des Bösen, einem Land, das nicht ganz in dieser Welt existierte. Nur wenige, die sich dorthin begaben, kehrten jemals zurück. Selbst die Crinti fürchteten die Finsteren Feen und würden fliehen, sobald sie deren Lied hörten.
    Genau deshalb benötigte Kiva diesen Zauber.
    Die Crinti in ihren Plan dazuzuholen, war in etwa so, als würde man sich Ratten in ein Getreidelager holen, damit sie die unerwünschten Überschüsse auffraßen. Die abscheulichen grauen Geschöpfe – ganz gleich, ob mit zwei oder vier Beinen – würden kaum einfach wieder verschwinden, wenn sie ihren eigentlichen Zweck erfüllt hatten. Das Erscheinen Finsterer Feen würde Shanair und ihre muskulösen Schwestern in Panik nach Dambrath zurückeilen lassen.
    Soweit Kiva wußte, hatte es noch nie jemand geschafft, die Finsteren Feen herbeizurufen, geschweige denn, sie zu beherrschen. Jahrzehnte des Studiums dunkelelfischer Magie hatten ihr einen gewissen Einblick in die Welt der Finsteren Feen verschafft. Die Legenden besagten, daß die Vorfahren der Drow aus den Südländern während ihrer Gefangenschaft bei den Finsteren Feen deren Art und Verhalten kennengelernt hatten – zu ihrem großem Bedauern und mit der Folge ihrer Verdammnis. Mochte es sein, wie es wollte. Jahrelange Arbeit hatte einen vielversprechenden Zauber hervorgebracht. Doch Recherche war eine Sache, Talent eine ganz andere. Weder Dhamari noch Kiva besaßen die Gabe, mit einem Zauber etwas herbeizurufen. Keturah hatte sie besessen, und das in einem Maße, wie es nur wenige Halruaaner jemals erreicht hatten. Leider würde das sture kleine Magierweib nichts im Dienste von Kivas Sache unternehmen. Doch Kiva als Elfe war in der Lage gewesen, einen langen Weg rund um dieses Hindernis auszuarbeiten.
    Sie drehte sich nach Osten, wo wilde, schneebedeckte Berge sich wie eine gezackte Wand zwischen Halruaa und den Ödländern dahinter erhoben. Sie konnte die Truppen nicht sehen, die sich auf jenen Ebenen sammelten, doch damit konnten es auch die Magier von Halruaa nicht.
    Es war eine unerwartete Ergänzung für ihren Angriff, die sie geschickt einbezog. Fast zweihundert Jahre lang hatte Kiva an ihrem Plan gefeilt und ihn immer wieder verbessert. Es gab noch immer ein paar Unwägbarkeiten, doch sie hatte bereits bewiesen, daß sie in der Lage war, Rückschläge einzustecken.
    Es war Zeit, daß Halruaa starb. Was jetzt noch fehlte,

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