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Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr

Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr

Titel: Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elaine Cunningham
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verworrener als die Krallenabdrücke geköpfter Hühner. Wenigstens die Hälfte der Runen war ihr vollkommen unbekannt. Sie vermutete, daß sie aus einer magischen Tradition stammten, die sich von der halruaanischen unterschied. Während sie sie aber studierte, begann sie, in dem Durcheinander die grundsätzliche Bedeutung zu erkennen.
    Ungläubig starrte Tzigone auf die Schriftrolle. Dhamari Exchelsor hatte ihr gerade einen Zauber zum Lernen gegeben, um das Finstere Feenvolk zu rufen und zu bannen.
    Sie sah ihn erstaunt an. »Wenn du meinen Tod willst, hättest du mich auch vergiften können, noch ehe wir die Stadt verlassen haben. Dann hättest du uns allen erspart, das Leder unserer Schuhsohlen abzulaufen.«
    Exchelsor blinzelte und legte die Stirn in Falten. »Ich verstehe nicht.«
    »Von wegen! Ich bin nur ein Lehrling. Dieser Zauber würde sogar einen Magier mit langem grauem Bart fordern.«
    »Dein Talent ist so außergewöhnlich ...«
    »Und ich bin ja so erstaunlich schön«, unterbrach sie seinen Tonfall imitierend. »Aber nur mal angenommen, ich könnte diesen Zauber wirken. Was dann? War der Eulenbär noch nicht aufregend genug für dich und für die da drüben?« Sie wies wütend auf die Gruppe Wachleute.
    Dhamari hob beschwichtigend die Hand. »Du sollst gar keine Finsteren Feen herbeirufen«, protestierte er sanft. »Darum geht es gar nicht. Es wäre nicht nur dumm, sondern auch überflüs sig. Sie sind schon hier, oder hast du sie nicht gehört?«
    Sie zögerte, dann nickte sie. Das seltsame, ansprechende Lied, das fern und schwach war, hatte sie in den letzten drei Nächten verfolgt.
    »Diese Hügel sind seltsam entrückt«, fuhr der Magier fort. »Die Schleier zwischen den Welten sind dünn in Halruaa – nur wenige Orte auf der ganzen Welt bieten mehr Tore zu fernen Orten. Die Finsteren Feen sind um uns. Ich weiß, daß ich dich in eine gefährliche Region gebracht habe, daher nähme es mir eine große Last von der Seele, wenn du den Bannzauber wirken könntest.«
    »Warum ist das nötig? Kannst du selbst es nicht?«
    Er lächelte sie wieder bedauernd an. »Ich verfüge nicht über Keturahs Talent und unterwerfe mich dem Magier, dessen Stimme den Laraken in seinen Bann schlug.«
    Tzigone mochte keine Schmeichelei, konnte sich aber dem Sinn seiner Worte auch nicht verschließen. Also ließ sie sich von ihm in dem einleitenden Zauber unterweisen, der es ihr ermöglichte, die Runen zu lesen. Er gab ihr einen Übersetzungsring, damit sie die merkwürdigen Elfenworte auch richtig betonte.
    Während sie die Worte wieder und wieder murmelte, schien die morgendliche Brise kälter zu werden. Gänsehaut prickelte auf ihren Armen, und der warme Umhang, den Dhamari ihr um die Schultern gelegt hatte, half nicht. Tzigone ließ ihn das Lagerfeuer vergrößern, aber sie ging nicht davon aus, daß dies die Lage verbesserte. Es war nicht die dünne Gebirgsluft, die sie schaudern ließ, sondern der Klang ihrer eigenen Stimme.
    Schon in dieser frühen Phase ängstigte sie der Zauber. Da er dem Bannen dienen sollte, war das – wie Matteo sagen würde – logisch. Tzigone erwartete nicht, daß das Finstere Feenvolk sich mit niederer Magie würde einschüchtern lassen. Dennoch fühlte sich die Magie seltsam an und irgendwie falsch.
    Diesen und den ganzen nächsten Tag verbrachte sie damit, den Zauber zu erlernen, obwohl die Runen vor ihren Augen verschwammen und ihr Kopf schmerzte, während sie versuchte, die komplexe Magie zu erfassen.
    In der zweiten Nacht schienen die Runen im Schein des Lagerfeuers auf dem Blatt umherzutanzen. Tzigone arbeitete weiter, vorangetrieben von den schwachen, spöttischen Echos, die von Hügel zu Hügel schallten – der unheilvollen Musik des Finsteren Feenvolks.
    * * *
    Weit im Süden schritt Basel Indoulur ungeduldig durch den Garten seines Hauses in Halarahh. Er hatte Tzigone schon vor Tagen zurückerwartet, und er verfluchte sich selbst dafür, daß er ihr die Erlaubnis gegeben hatte, die Stadt zusammen mit Dhamari Exchelsor zu verlassen. Tzigone hielt den Magier für harmlos, und Basel vertraute ihrem Urteil. Sie war aber nicht völlig offen zu ihm gewesen.
    Doch Basel war daran auch nicht ganz schuldlos. Er hätte mit Tzigone über ihre Mutter sprechen können, hatte es jedoch nicht getan. Er hatte ihr nicht von Matteos Besuch erzählt, und er hatte auch nicht zu verstehen gegeben, daß der junge Jordain Tzigone gedrängt hatte, mit Dhamari Kontakt aufzunehmen, um ihn, Basel, vor

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