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Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr

Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr

Titel: Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elaine Cunningham
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den Torheiten väterlichen Instinkts zu bewahren.
    Die Ironie des ganzen war fast schon zuviel für ihn.
    Seufzend verließ Basel den Garten und ging die Wendeltreppe des Turms bis in die Etage hinauf, in der die Lehrlinge ihre Zimmer hatten. Er hatte Mason und Farrah Noor einen Tag freigegeben. Niemand war da, der ihn hätte fragen können, warum er vor dem Zimmer von Tzigone innehielt.
    Ihr ungestümes Wesen fehlte ihm, er liebte ihre schnelle Auffassungsgabe und ihren schelmischen Geist, er liebte sie so, wie er die Tochter geliebt hätte, die er hätte haben sollen – hätte haben können , wenn sich der Rat nicht eingemischt hätte. Statt dessen hatte man ihn hinausgeschickt wie einen Bullen auf eine grüne Wiese, auf der sich nur eine idealistische und zielstrebige Kuh befand, die nie ein Kalb geboren hatte. In den Augen des Gesetzes war Basels Frau in jeder Hinsicht, die zählte, tot – zerstört durch ihr Engagement zum Wohle Halruaas.
    Der Blick des Magiers fiel auf die Tür zu Tzigones Zimmer, und die Vergangenheit erlosch in seinen Gedanken wie eine Kerze, die der Wind ausblies. Die Tür stand einen Spalt offen.
    Basel kniff die Augen zusammen. Tzigone ließ die Tür immer weit offen. Sie war weite, offene Räume gewohnt und konnte nicht schlafen, wenn nicht alle Fenster und Türen so weit wie nur möglich aufgerissen worden waren. Der Magier trat näher. Geräusche wie von jemandem, der heimlich alles durchwühlte, drangen aus dem Raum zu ihm, dann ein überraschtes Schnaufen.
    Trotz seines Umfangs konnte Basel sich schnell und leise bewegen. Er tastete in seinem Zauberbeutel nach einem kleinen Eisennagel und betrat das Zimmer. Seine Hand beschrieb einen raschen Kreis, und er sprach nur ein einziges arkanes Wort. Der Nagel verschwand, und der Eindringling erstarrte mitten in der Bewegung, eben als er herumfuhr.
    Basel kam herein, um sich den Dieb genauer anzusehen. Die Frau war von mittlerer Größe und außergewöhnlicher Schönheit. Ihr Haar glänzte blauschwarz, ihre Gesichtszüge waren feingeschnitten und die Rundungen ihres Körpers ausgesprochen weiblich. Sie trug ein blaßblaues Gewand – zweifellos hatte sie versucht, sich zu verkleiden. Ihr erstarrtes Gesicht zeigte einen entsetzten Ausdruck, und in ihrer unbeweglichen Hand baumelte ein Medaillon.
    Das Herz des Magiers begann schneller zu schlagen, als er erkannte, daß es sich dabei um Keturahs Talisman handelte. Das Schmuckstück besaß keine andere Magie als nurmehr die Erinnerungen, die es weckte. Zweifellos hatte Tzigone ihn hier sicher aufbewahren wollen, anstatt Gefahr zu laufen, ihn auf ihrer Reise zu verlieren.
    Basel zog die Kette aus den reglosen Fingern der Frau. Ihre Augen folgten jeder seiner Bewegungen mit einem verzweifelten Ausdruck.
    Er erkannte die Frau als Sinestra, eine niedere Magierin, die mit einem der Belajoon-Brüder verheiratet war. Die Familie war eine traditionsreiche Linie von Magiern, sehr wohlhabend und geachtet in der Stadt des Königs. Was sollte eine so verwöhnte junge Frau zum Diebstahl verleiten?
    Basel war eher neugierig als wütend, als er mit einem Fingerschnippen den Zauber aufhob.
    Mit einer plötzlichen Bewegung warf die Frau sich auf den Talisman in Basels Hand. »Gebt ihn her! Er gehört mir!«
    Er machte einen schnellen Schritt zur Seite, und die Einbrecherin stolperte und fiel auf Tzigones Bett. Ihr deftiger, erstickter Fluch, als sie mit dem Gesicht auf der Decke landete, hatte etwas Vertrautes. Basel kannte ihn von Tzigone, und von Tzigones Mutter.
    Sein Herz machte einen Satz. »Wer seid ihr?« fragte er atemlos.
    Sie setzte sich auf und warf eine Prise Pulver über ihrem Kopf in die Luft. Die funkelnden Partikel blieben in der Luft stehen, dann verschmolzen sie zu einem dünnen, schimmernden Tuch, das sich langsam über die Frau legte und dann verschwand – um eine deutlich anders aussehende Frau zu enthüllen.
    Ihre Züge waren nicht so zart, wie Basel sie in Erinnerung hatte, und die Zeit hatte ihre Augen matt gemacht und die Linien in ihrem Gesicht verwischt.
    Basel starrte fassungslos auf das verblichene Abbild einer Frau, die er seit langem für tot gehalten hatte. Obwohl er über ein Dutzend Jahre um sie getrauert hatte, füllte sein Herz sich nicht mit Freude.
    »Keturah?« fragte er, konnte es nicht glauben.
    »Das war es, was sie denken sollten, nicht wahr?«
    Die Erinnerung kehrte zurück. »Natürlich! Ihr seid Keturahs Freundin, die Dame, die ihr half, der Gefangennahme zu

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