Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr
hatte.
Kiva verbeugte sich ironisch. »Sei gegrüßt, Beatrix.«
Das also war die Königin. Tzigone griff rasch nach dem magischen Objekt – einer Flasche, die nach dem Abbild eines bärtigen Weisen mit Pfeife und einem schelmischem Grinsen geschaffen worden war. Sie zog den Korken heraus, damit die nächsten Worte aufgefangen werden konnten, die die beiden wechseln würden.
Kivas Blick wanderte über die Werkstatt. »Du hast viel mehr Kreaturen geschaffen als diese hier. Wo sind die anderen?«
»Weg«, sagte Beatrix vage.
»Wurden sie dir abgenommen?«
»Ja. Von den Nebeln.«
Die Elfe runzelte die Stirn, dann nickte sie. »Eigentlich um so besser. Auf die Weise erspare ich mir die Arbeit, sie wegzuschaffen. Ich hätte nie gedacht, daß du so viele bauen könntest.«
Beatrix wandte sich ab. Offensichtlich war sie an der Meinung der Elfe nicht interessiert. Tzigone beobachtete, wie Kiva die Worte und Gesten eines Zaubers durchging. Der Rest der mechanischen Geschöpfe löste sich auf, und Kiva folgte ihnen in einem Wirbel aus weißem Licht.
Tzigone setzte den Korken wieder ein und wartete unter dem Tisch in ihrem Versteck darauf, daß die Königin den Raum verließ. Offenbar schien es der Frau jedoch zu gefallen, einfach nur aus dem Fenster zu sehen, obwohl der Mond schon längst außer Sichtweite war. Als Beatrix sich dann endlich zurückzog, eilte Tzigone durch den Palast in Matteos Zimmer.
Er schlief bereits. Sie stürzte sich auf ihn, packte das Kissen zu beiden Seiten seines Kopfes und schüttelte es kräftig.
Plötzlich wurde ihre Welt auf den Kopf gestellt. Tzigone schlug mit dem Gesicht hart auf dem Boden auf. Sie spürte, wie ihr ein Knie in den Rücken gedrückt wurde. Eine Hand griff ihr ins Haar und drehte ihren Kopf, so daß ihre Wange auf den Teppich gepreßt wurde. Eine andere Hand drückte ein Messer gegen ihre Halsschlagader.
Aus dem Augenwinkel sah sie, wie Matteos grimmiger Gesichtsausdruck eines bedrohten Kriegers seiner ihr vertrauten brüderlichen Verärgerung wich.
»Und ich dachte immer, Zwerge wären schon schlecht gelaunt, wenn sie geweckt werden«, bemerkte sie. »Ich habe herausgefunden, daß man mit Zwergen am besten fertig wird, wenn man sie zur Erschöpfung treibt und sich dann davonstiehlt, solange sie schlafen. Willst du die Einzelheiten hören?«
Matteo seufzte und ließ sie aufstehen. »Ich hoffe, es ist wirklich wichtig.«
Sie zog den Korken aus ihrer magischen Flasche und ließ die belastenden Worte heraus.
»Was wirst du damit machen?« fragte sie.
»Das einzige, was ich machen kann«, sagte er schwer. »Die Wahrheit muß gesagt werden, und wir müssen auf Mystra vertrauen, daß alles zum Wohle Halruaas ausgeht.«
* * *
Matteo ging am Morgen gleich als erstes in den Ratssaal von Zalathorm. Viele der Ältesten Halruaas waren bereits anwesend, darunter auch Basel Indoulur und Procopio Septus. Als der König Matteo erblickte, bedeutete er ihm, vorzutreten. Die Magierfürsten machten Platz, um ihn durchzulassen.
»Ich habe deinen Bericht erhalten und mit Lord Basel gesprochen«, sagte Zalathorm so laut, daß man ihn im ganzen Saal vernehmen konnte. »Hast du noch etwas hinzuzufügen?«
»Einige Dinge, Euer Majestät. Ich glaube, daß die Elfenfrau Kiva eine Armee gegen Halruaa aufstellt.«
Des Königs Miene war zweifelnd. »Was für eine Armee? Finstere Feen?«
»Crinti, unter anderem.«
»Lord Procopio versichert mir, daß es sich nur um ein paar Plünderer handelt, die kein Problem darstellen.«
Matteo nickte dem falkengesichtigen Magier entschuldigend zu. »Wenn es nur ein paar Plünderer wären, warum sollte Kiva dann solch umfassende Maßnahmen ergreifen, um sie zu kontrollieren?« Er berichtete von Dhamaris Zauber und den Finsteren Feen, die Tzigone unwissentlich herbeigerufen hatte. »Mir scheint, daß Kiva einen Waldbrand als Gegenfeuer für einen anderen gelegt hat. Sobald die Crinti ihren Zweck erfüllt haben, würden die herbeigerufenen Finsteren Feen die Schattenamazonen zurück über die Berge treiben. Warum sonst sollte Kiva Crinti-Lager ausgerechnet in den heimgesuchten Bergregionen plazieren?«
Zalathorm nickte. »Lord Procopio?«
Das Gesicht des Erkenntniszauberers wirkte bleich und verkniffen. »Es ist möglich, mein Lord«, räumte er ein. »Es klingt nach einer vernünftigen Strategie.«
»Was sagt Ihr, Dhamari?«
Matteo stockte der Atem. Dhamari war hier, in der Ratskammer des Königs? Er folgte vielen anderen Blicken, als diese sich
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