Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr
Entrüstet! Bei wind und Wort schwöre ich, daß ich mich meinem Lehrling angemessen widmen werde!«
Der Erkenntniszauberer wehrte die fleischige, beringte Hand ab, die Basel ihm reichte, und stand ohne fremde Hilfe auf, hielt sich aber an dem vom Jasmin überwucherten Zaun fest, um nicht das Gleichgewicht zu verlieren. Als sich der Garten endlich nicht mehr um ihn drehte, wandte er sich seiner Angreiferin zu.
Die junge Frau stand angespannt da, das Gewicht auf die Balten verlagert, die Hände zu Fäusten geballt und gesenkt, aber sofort einsatzbereit. Trotz des Ernstes der Situation wirkte sie, als würde sie ihm am liebsten noch einen Schlag verpassen.
Procopio brachte sein Temperament unter Kontrolle und rettete seinen verletzten Stolz. Das kleine Miststück würde noch früh genug dafür bezahlen müssen, wenn er sie als Trumpf im langanhaltenden Spiel mit Basel benutzte. Für den Moment war Basel aber an sein Wort als Magier gebunden, sie hart zur Rechenschaft zu ziehen. Da der Angriff auf einen Magier eines der schwersten Verbrechen im Land war, mußte Basel eine Strafe finden, die nur knapp an einem Todesurteil oder Verstümmelung vorbeiging.
Procopio Septus entließ alle mit einer ausholenden Geste. »Nimm diese Furie und bestrafe sie. Du hast es geschworen.«
Basel Indoulur verbeugte sich und nahm Tzigone am Arm, zog sie vom Hof hinter sich her, bis sie die Straße erreicht hatten.
Das war’s dann , dachte sie entmutigt. Was war bloß in sie gefahren, daß sie geglaubt hatte, sie könnte in der Enge des Turms eines Magiers leben und die unendlich vielen Regeln und Vorschriften befolgen, die man von einem halruaanischen Magier erwartete? Tzigone eignete sich für dieses Leben genauso gut wie ein halbwildes Greifenjunges. Früher oder später hatte so etwas passieren müssen. Nun mußte Basel Indoulur trotz seiner unverwüstlich guten Laune zur Tat schreiten. Tzigone überlegte, ob sie sich losreißen und fortrennen sollte, doch die Spitze eines Stabs aus Eberesche, der aus Basel Indoulurs karmesinrotem Ärmel hervorlugte, überzeugte sie davon, das nicht zu tun. Für eine so unbeschwerte Seele trug Basel außergewöhnlich viele magische Waffen bei sich.
Sie gingen schweigend durch einige Straßen, dicht gefolgt von Mason und Farrah Noor, die den Kopf hängen ließen. Tzigone hielt es nicht für ratsam, zu fragen, warum sie sich nicht sofort zur Avariel zurückkehrten.
Schließlich blieben sie vor einer Reihe edler Geschäfte stehen. Basel ließ Tzigones Arm los zeigte auf die Auslage im Schaufenster. »Gefallen sie dir?«
Tzigone sah in die Auslage, dann mußte sie noch einmal hinsehen. Auf schwarzem Samt lag die erlesenste Auswahl an Waffen, die ihr je unter die Augen gekommen war.
Der Ladenbesitzer kam strahlend auf die Straße. »Genau das richtige für kluge Magier, meine Damen und Herren! Kein Schwert, kein Dolch und kein Messer hier nimmt einen Zauber an. Niemand kann ihre Spur verfolgen, sie mit einem Zauber belegen oder gegen Euch wenden. Natürlich müßt Ihr sie von Zeit zu Zeit schleifen, schließlich gibt es noch keinen Zauber, der Klingen von selbst scharf werden läßt«, sagte der Mann und lachte über seinen Scherz. »Aber dafür steht unser Schleifstein zur Verfügung«, fügte er an, um jedem Zögern zuvorzukommen.
Tzigone betrachtete die edlen Waffen. Warum präsentierte Basel Indoulur ihr diesen Anblick? Sie hatte nicht genügend Münzen, um selbst eine zu kaufen, und sie ging auch nicht davon aus, daß sie ihm ihre Fertigkeit als Diebin unter Beweis stellen sollte. Wenn er sie töten oder mit einem Mal versehen wollte – was er beides durfte, wenn sie das halruaanische Recht richtig verstanden hatte –, warum sollte sie dann selbst die Waffe aussuchen? Sie hatte ihn nie für sadistisch gehalten.
»Gefällt dir etwas davon?« fragte Basel Indoulur geduldig.
Sie räusperte sich. »Ich habe nie bessere Waffen gesehen.«
»Sie sind sehr gut. Ja, sie sind auch überteuert, doch was soll ich tun? Ich bin an mein Wort als Magier gebunden, rasch zu handeln. Such eine aus.«
Tzigone sah ihn fragend an. Zu ihrer großen Erleichterung war Basel Indoulurs beunruhigend gelassener Ausdruck einem breiten Grinsen gewichen.
»Du hast Procopio mit einem Haken zu Boden geschickt. Ich habe geschworen, mich mit dem Vorfall in angemessener Weise zu befassen. Ich glaube, ein teures Geschenk ist angemessen.« Er sah seine Lehrlinge an. »Mason? Farrah?«
»Sehr angemessen«, nickte Mason
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