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Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr

Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr

Titel: Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elaine Cunningham
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ein großes Stück vom Lager entfernt lagen.
    Andris und Kiva aßen das Obst, das die Späher ihnen übrigließen, und richteten sich für die Nacht ein. Tiefer im Dschungel begannen die Elfen zu singen, die sie aber nicht sehen konnten. Die Melodie war langsam, träge und hatte einen sanft pulsierenden Rhythmus.
    Andris hatte seine Mutter nie gekannt, trotzdem nahm er an, daß es ein Schlaflied war. Noch nie hatte er etwas so bewegendes gehört. Es tröstete ihn, machte ihn aber auch traurig.
    Kiva hörte auf, ihr Haar zu bürsten und wandte sich Andris zu. »Was weißt du über den Spiegel der Herrin?«
    Die unerwartete Frage zerstörte den Zauber der Musik. Andris runzelte die Stirn. »Es ist ein Teich, der Mystra geweiht ist, der Herrin der Magie. Um ihn kümmern sich Magier, die ihren Diener Azuth verehren, den Herrn der Magier. Einige sagen, man könne bei Vollmond Mystras Gesicht im ruhigen Wasser sehen. Ihr Anblick wird als Zeichen für einen großen Segen betrachtet.«
    Er dachte einen Moment nach. »Es gibt einen kleinen Tempel am Ufer des Spiegels der Herrin. Der Tempel ist ein Lager für Zauberbücher und Artefakte, und er wird nicht gut bewacht.« Ihr Blick wanderte zu ihm, während sie wartete, daß er weitersprach.
    Allmählich begann er zu verstehen. Eine Handvoll Azuth-Priester diente im Tempel, und im Durchschnitt mochten um die zwanzig Besucher zugegen sein, die als Pilger dort waren oder die Schriften studieren wollten. Es gab eine Feste, nur ein paar kleine Gebäude, kaum größer als Hütten für Reisende, die im nahegelegenen Hain verstreut lagen – und doch war noch nie eines der magischen Bücher oder Objekte abhanden gekommen. Ein solcher Akt käme der Schandtat gleich, in König Zalathorms Festsaal die Gobelins herunterzureißen.
    »Es kann nicht dein Ernst sein, den Spiegel der Herrin zu entweihen!« protestierte er.
    »Nein«, lächelte sie finster. »Ich habe vor, ihn zu plündern. Morgen wirst du mir sagen, wie ich das anstellen kann.«
    Sie grinste, als sie seinen verdutzten Ausdruck sah, und tätschelte seine Wange, wie man es bei einem Kind tut, das etwas schwer von Begriff ist, aber einen vielversprechenden Eindruck macht. »Versuch zu schlafen. Wir stehen bei Sonnenaufgang auf.«
    Andris ließ sich nieder, überzeugt, daß er angesichts einer solchen Aufgabe keinen Schlaf finden würde. Doch das gleichmäßige Abendlied der Elfen sprach auf eine Weise zu ihm, wie die Magie es nicht konnte. Er drang in sein Blut und in seine Seele und beruhigte ihn auf eine Weise, die er sich niemals hätte träumen lassen.
    Andris dachte über Elfenträumerei nach und begehrte vergeblich die lebendigen Wachträume, von denen es hieß, daß sie erholsamer waren als tiefer Schlaf. Vielleicht würde er an diesem Ort etwas von diesem entrückten Frieden erfahren.
    Als er aber schlief, träumte er nichts Friedliches, und als der Morgen gekommen war, ließ der Plan, den er Kiva vorschlug, ihre Augen in goldenem Feuer brennen.

SIEBTES KAPITEL
    D ie fernen Türme von Azuths Tempel erhoben sich vor den von der Abendsonne beschienenen Wolken, während Matteo und seine Freunde den Paß hinter sich ließen.
    »Ein kleines Täubchen kommt des Weges geflogen«, bemerkte Themo und deutete auf eine kleine graue Gestalt, die auf die Jordaini zugelaufen kam und dabei einen gleichmäßigen Rhythmus einhielt. »Es ist sogar ziemlich schnell.«
    »Es muß wichtig sein, wenn es nicht ein paar Stunden Zeit hatte«, fügte Iago an.
    Matteo nickte und warf die Zügel über seine Reitechse. Die anderen folgten seinem Beispiel und eilten der Läuferin entgegen, einem Mädchen mit nackten Füßen und Beinen, das eine kurze Tunika im Grau Azuths trug. Es verneigte sich tief und überreichte Matteo dann eine Schriftrolle. »Ich soll auf Eure Antwort warten, Herr.«
    »Einfach nur Matteo«, berichtigte er das Mädchen beiläufig, während er das Siegel erbrach. »Die Jordaini tragen keine Titel.«
    »Wie Ihr wollt«, murmelte das Mädchen höflich.
    »Es ist aber nicht so, wie ich will!« warf Themo halb im Scherz ein. »Was meinst du, Iago? Welcher Titel würde zu mir passen? Kriegsbaron Themo? Themo, des Königs General?«
    »Themo, der Pferdearsch«, schlug Iago vor, woraufhin Themo schnaubte und Matteo anstieß.
    »Also? Sagst du uns, warum sich das arme Kind die Hacken ablaufen mußte, oder sollen wir raten?«
    Matteo sah seine Freunde an. »Eine Nachricht vom Kämmerer der Königin. Er macht sich Sorgen um Beatrix und

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