Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr

Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr

Titel: Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elaine Cunningham
Vom Netzwerk:
eines Einzelnen? Dem Wohl des Landes? Der Wahrheit? Und wie definieren sich dieses ›Wohl‹ oder diese ›Wahrheit‹? Durch unsere eigene Wahrnehmung oder die unserer Herren? Hören wir auf die Stimme des Gewissens oder auf die des Ehrgeizes?«
    Iago schwieg lange. »Du solltest dich hüten, solche Gedanken laut zu äußern, Freund. Mancher könnte sie als Verrat deuten.«
    »Andere könnten sie ehrbar nennen«, stellte Matteo klar. »Wenn wir Jordaini die Ehre aufgeben, was können wir dann Gutes tun? Können wir die Wächter Halruaas sein, aber keinen anderen moralischen Kompaß unser eigen nennen als die Laune eines Magier-Fürsten? Du kennst die Geschichte. Du weißt, was der Ehrgeiz von Magiern bewirken kann.«
    »Wir dienen den Magier- Fürsten«, erwiderte Iago.
    »Stimmt, und das tun auch die Boten, die eine Nachricht aus der Küche des Magiers zum Schlachter überbringen. Wenn wir ohne nachzudenken alles tun, was man von uns verlangt – worin unterscheiden wir uns dann von ihnen?«
    Iago schwieg wieder eine Weile. »Ich werde über deine Worte nachdenken. Da du mein Freund bist, werde ich sie nicht wiederholen.«
    Iago sprach mit solcher Endgültigkeit, daß Matteo überrascht war, als er fortfuhr:
    »Du hast offen gesprochen. Willst du einige offene Worte aus meinem Mund hören?«
    »Aber ja.«
    »Du bist zu vertrauensselig«, sagte der Jordain, »und viel zu impulsiv. Du scheinst bereit zu tun, was ein Freund von dir verlangt. Vielleicht bist du zu sehr um deine Freunde besorgt.«
    Matteo runzelte die Stirn. »Wie kann das falsch sein?«
    »Ich habe nicht gesagt, es sei falsch. Aber es ist gefährlich. Was wirst du tun, Matteo, wenn du zwischen deinen Freunden und deinen Pflichten als Jordain entscheiden mußt? Du machst dir Gedanken über die Konflikte zwischen der Wahrheit, dem Wohl des Landes und dem Willen der Magier- Fürsten. Wieviel schwieriger wird für dich die Entscheidung sein, wenn du das Wohl Halruaas gegen das Leben eines Freundes abwägen mußt? Und was ist mit der Wahrheit? Würdest du für Andris lügen?« Iagos fester Blick wurde eine Spur durchdringender. »Oder für Tzigone? Mir scheint, es gibt wenig, was du für dieses Mädchen nicht tätest.«
    Matteo fühlte, wie seine Wangen zu glühen begannen. »Ich kann nur wiederholen, daß sie eine Freundin ist, weiter nichts.«
    »So, wie ich dir zu sagen versuche, daß du vielleicht etwas zu sehr um deine Freunde besorgt bist. Du hast dich für Tzigone schon mit dem Wemic einer Bluthündin angelegt. Du gingst ins Gefängnis, anstatt sie als die Diebin zu verraten, obwohl sie das Schwert gestohlen hatte, das zu deiner Verhaftung führte und es zwischen deinem Gepäck versteckt hatte. Um sie zu schützen, hast du einen Magier getötet. Einen Magier ! Der Runde Tisch hat dich von jedem rechtlich relevanten Fehlverhalten freigesprochen. Aber hast du eine Ahnung, wie ein Jordain gesehen wird, der tötet? In den Augen vieler bist du gefährlich und unberechenbar wie ein halbwilder Hund.«
    »Ich weiß«, erwiderte Matteo ruhig.
    »Du weißt vieles, aber all dein Wissen verleiht dir keine Weisheit! Sobald die verführerische kleine Hexe auftaucht, hörst du auf zu denken und handelst nur noch.«
    Matteo schwieg eine Weile, dann fragte er zu seiner eigenen Verwunderung: »Du findest sie verführerisch?«
    Iago seufzte schwer. »Es zählt nicht, was ich meine. Ich bin nicht der einzige, der das Läuterungsritual verpaßt hat.«
    Matteo würde diese spezielle Entwürdigung nicht so schnell vergessen, auch wenn ihm nicht klar war, warum Iago sie in diesem Zusammenhang ansprach. »Ich werde es nicht vergessen« versprach er.
    Iago war noch nicht fertig. »Wir haben alle die Geschichten von unmöglichen Questen und tragischer Leidenschaft gehört. Nur Helden können sich so etwas leisten. Wir sind keine Helden, sondern Ratgeber.«
    Matteo schüttelte den Kopf. »Ich weiß, was ich bin.«
    »Das hoffe ich, Matteo«, sagte Iago leise, während sein Blick auf den sich nähernden Docks ruhte.
    Sie wechselten kein Wort mehr, wenn man der Abschiedsformel absah, die sie aufsagten, als sie das Schiff verließen und getrennte Wege gingen.
    Die Nacht senkte sich über die Stadt, als Matteo den Hafen verließ und sich auf die breiten, von Bäumen gesäumten Straßen Halarahhs begab. Magische Laternen flammten auf, als er schnellen Schritts in Richtung Palast ging.
    Seine Gedanken wanderten zur Königin. Er wußte nicht, was genau den Kämmerer besorgte, aber er

Weitere Kostenlose Bücher