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Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr

Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr

Titel: Ratgeber & Regenten 02 - Das Wehr Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Elaine Cunningham
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den wütenden Magier ein. Von einem Augenblick zum nächsten reiste er quer durch die Stadt in die opulente graue Welt Ymani Golds.
    Er erwischte den Priester bei seiner Lieblingsbeschäftigung. Die junge Altardienerin, die von dem flammenden Auftritt Procopio Septus’ aufgeschreckt worden war, machte einen Satz nach hinten, schnappte sich ihr Gewand und verschwand durch eine Seitentür.
    Ymani schien die Störung nicht weiter zu berühren. Er zog seine Kleidung zurecht und setzte sich an den Schreibtisch. »Es ist nicht nötig, so theatralisch aufzutreten, Meister Procopio. Ich habe Euch gesagt, ich kümmere mich um Kiva, und genau das habe ich auch getan.«
    »Es gibt ein altes Sprichwort«, sagte Procopio und sah sein Gegenüber wütend an: »Diejenigen, die Talent besitzen, werden Magier. Diejenigen, die kein Talent besitzen, verbringen ihr ganzes Leben damit, darum zu beten.«
    Das selbstzufriedene Lächeln des Priesters verschwand angesichts dieser. »Nun, seht ...«
    »Pah!« fauchte Procopio und warf die Hände in die Luft. »Wie kann irgendwer – selbst ein Kleriker – diese Sache so elend handhaben?«
    »Wenn Ihr Kiva meint, dann gibt es keinen Grund zur Sorge. Ich habe dafür gesorgt, daß es keine weiteren Nachforschungen über ihren Verbleib gibt«, sagte Gold steif.
    »Im Gegenteil. Ihr habt alles noch schlimmer gemacht!« gab Procopio wütend zurück. »Es war schon schlimm genug, daß Kiva als Verräterin gebrandmarkt wurde. Aber jetzt hat man sie exkommuniziert! Zephyr, ein Jordain, der in meinen Diensten stand, wäre durch seine Verbindung zu Kiva gleichermaßen davon betroffen gewesen. Kein Magier in Halruaa kann es sich leisten, daß ihm ein derartiger Makel so nahe kommt. Ihr hättet mich genausogut mit verdammen können!«
    Einen Moment lang wirkte der Priester, als würde er sein Handeln bedauern. Seine dicke Unterlippe schob sich vor. »Ihr wolltet Matteo davon abhalten, daß er weitere Nachforschungen anstellt. Das sollte wohl genügen.«
    Procopio stützte sich auf den Schreibtisch und beugte sich vor. »Man stoppt einen Mann wie Matteo nicht, indem man ihm Steine in den Weg legt. Das einzige, was Ihr geschafft hat, ist, daß er noch entschlossener ist als zuvor.«
    »Was hätten wir denn Eurer unergründlichen Weisheit nach tun sollen?«
    Der Magier lächelte grausam. »Lenkt ihn ab, dann bringt ihn in Mißkredit. Es hat schon einmal geklappt, wenn auch nur für kurze Zeit. Ich wage zu behaupten, daß es diesmal dauerhaft funktionieren könnte.«

FÜNFZEHNTES KAPITEL
    A ls Matteo den Palast verließ, waren die zahlreichen Bienenstiche angeschwollen und begannen zu jucken. Auf der Suche nach einer Heilsalbe ging er zu der Apotheke, an der er während seines Dienstes bei Procopio oft entlanggeschlendert war.
    Das Geschäft war ein Gebäude aus mit Lehm beworfenem Fachwerk, das inmitten eines Kräutergartens stand. Vögel schwirrten umher und pickten die Körner auf, die ein wohlmeinender Mensch ihnen hingestreut hatte. Ein gelber Singvogel folgte Matteo bis zum Geschäft und ließ sich auf dem Sims des offenen Fensters nieder, als wolle er der Unterhaltung lauschen.
    Der Apotheker war ein niederer Magier. Er hatte ein fülliges Gesicht, und sein fast zahnloses Grinsen ließ ihn wie ein zu groß geratenes Kind erscheinen. Matteo grüßte höflich und sagte ihm, was er brauchte.
    Der Mann schrieb eine Liste auf ein Stück Pergament, dann ging er ins Hinterzimmer, um die verschiedenen Substanzen zu holen. Er war so in seine Arbeit vertieft, daß er nicht merkte, wie der gelbe Vogel durch das Fenster hereingeflogen kam und sich auf dem binsenbedeckten Boden niederließ.
    Im nächsten Augenblick nahm der Vogel in seine wahre Gestalt an: die einer Magierin mit großen schwarzen Augen, die ein einfaches Hemd und einen Rock aus gelbem Leinen trug. Die Frau nahm eine Steingut-Urne und schlug sie dem Apotheker auf den Kopf. Der Mann sackte zu Boden, und die Frau nahm die zusammengestellten Substanzen und ging nach vorn ins Geschäft.
    »Mein Vater wurde in einer dringenden Angelegenheit abberufen«, sagte sie zu Matteo. »Er bat mich, mich um Euch zu kümmern. O je, Ihr seht aus, als hättet Ihr Euren Kopf in einen Bienenstock gesteckt.«
    Sie plapperte weiter, während sie den überraschten Matteo in einen kleinen angrenzenden Raum führte und ihn bat, sich zu setzen. Die junge Frau setzte sich zu ihm und begann, ihm Nacken und Arme mit geübten Bewegungen einzureiben. »Legt Eure Tunika ab, damit

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