Ratgeber & Regenten 03 - Der Krieg der Magier
wird, ist wahr«, verkündete sie mit durchdringender Stimme. »Basel Indoulur war der Mann, der Sinestra berührte und damit Lord Belajoons Zauber auslöste.«
»Das mag so sein«, sagte Basel ruhig. »Doch ich habe lediglich die Augen der Frau geschlossen. Sie war schon tot, da sie einem Zauber zum Opfer gefallen war, den ich nicht gewirkt hatte.«
Tzigone beugte sich über das Geländer vor und betrachtete den Mann, der im Mittelpunkt der Gruppe Senatoren saß. »Verdammt! Da ist der Schneefalke! Das ist kein gutes Zeichen sein.«
Diese Beschreibung paßte wirklich hervorragend auf Procopio. Er trug sein vorzeitig ergrautes Haar kurz, wodurch seine extreme Hakennase und die schwarzen Augen besonders hervortraten, die an einen Jagdfalken erinnerten. Matteo wußte, daß Procopio und der angeklagte Magier einander nicht ausstehen konnten.
»Procopio ist der Oberbürgermeister der Stadt des Königs«, wandte Matteo ein. »Er ist oft bei Anklagen zugegen und urteilt mit. Wenn es zu einem Verfahren kommt, wird es vor dem gesamten Senat stattfinden.«
Tzigone sah ihn ungläubig an. »Es wird auf jeden Fall einen Prozeß geben. Procopio haßt Basel!«
Matteo war sich da nicht so sicher. Procopio war umsichtig. Er hätte nie einen Fall dem Rat vorgelegt, wenn er nicht sicher war, ihn auch zu gewinnen.
Er betrachtete den Oberbürgermeister mit großem Interesse. Procopio hörte aufmerksam zu, während die Bluthündin Zauber wirkte, die die letzten Augenblicke im Leben Sinestras wiederentstehen lassen sollte. Sie berichtete, wie sich Sinestra und Basel Indoulur in einem Turmzimmer unterhielten, wie Sinestra von einem Fluch überwältigt wurde und unter schrecklichen Zuckungen starb.
»Hat Meister Basel diesen Zauber gewirkt?« fragte Procopio.
Die schwarzhaarige Bluthündin zögerte. »Das ist unmöglich zu sagen, da das Ziel des Zaubers nicht getestet werden kann. Basel hat sie berührt, und sie schmolz.«
»War er der Mann, der sie tötete?«
»Das kann ich nicht sagen«, erwiderte sie nochmals, diesmal mit übertriebener Betonung. »Die Vision ist unschlüssig. Meister Basel war verantwortlich dafür, daß der Zauber ausgelöst wurde. Soviel kann ich sagen. Den Rest müßt Ihr auf andere Weise in Erfahrung bringen.«
Procopio Septus erhob sich. »Wollen wir noch einmal durchgehen, was wir wissen. Sinestra Belajoon kam in den Turm Meister Basels. Sie wurde von böser Magie getötet, deren Schöpfer wir nicht kennen. Meister Basel schloß ihre Augen, und es war seine Berührung, die einen Zauber auslöste, durch den sie nach Hause zurückgebracht wurde. Ihr Ehemann Uriah Belajoon nahm die Bestattungsrituale vor, bevor er Meister Basel beschuldigte. Stimmt das soweit?«
Procopio blickte von Basel zur Bluthündin und weiter zu dem alten, stämmigen Mann, der auf dem Anklagestuhl saß. Alle drei nickten.
»Nun gut, dann kann Meister Basel gehen.« Er hob die Hand, um den Magier Belajoon daran zu hindern, seinen Protest kundzutun. »Das halruaanische Recht ist in dieser Sache eindeutig. Wenn ein Mord vermutet wird, muß eine magische Untersuchung veranlaßt werden. Nachdem der Leichnam vernichtet wurde, besteht keine Möglichkeit mehr, die Tote zu befragen.
Belajoons Gesicht wurde tiefrot vor Zorn, dennoch nickte er knapp, um das Urteil anzunehmen. Er sah Meister Basel nach, der den Raum verließ. Unbändiger Haß brannte in seinem Blick.
»Der Schneefalke hat etwas vor«, sagte Tzigone nachdenklich. In einer raschen Bewegung stand sie auf und eilte auf einen der Gobelins zu, die die Wände schmückten.
Matteo wollte sie packen, bekam aber nur Luft zu fassen. Er hob den Teppichrand an und sah nach oben. Sie kletterte an der Rückseite aufwärts. Halt gaben ihr dabei die vielen kleinen Schlaufen. Da der Teppich nicht direkt an der Wand hing, sondern an einem marmornen Vorsprung, war ihr Treiben von der anderen Seite nicht zu bemerken. Der Vorsprung lief über die gesamte Länge des Korridors entlang und war breit genug, damit sich Tzigone auf ihm weiterbewegen konnte. Solange sie gebückt ging, hatte sie auch nach oben genügend Platz.
Seufzend verwarf Matteo den Gedanken, ihr zu folgen. Er würde aber diese Sicherheitslücke der Palastwache melden, auch wenn er fast sicher sein konnte, daß sie angesichts der Absurdität seiner Worte hinter seinem Rücken über ihn lachen würden.
Das mußte der Grund dafür sein, daß Tzigone so lange überlebt hatte.
* * *
Tzigone schlängelte sich den marmornen Vorsprung
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