Ratgeber & Regenten 03 - Der Krieg der Magier
Feste Spaß, und man sah sie oft in der Begleitung von Zephyr, ihrem bevorzugten Ratgeber.
Keturah verdrängte Klatsch und Tratsch und tauschte die erwarteten Höflichkeitsfloskeln aus. Sobald es ihr ohne gegen die Regeln des Anstände zu verstoßen möglich war, fragte sie, welchen Dienst sie der Königin erweisen könne.
»Nichts weiter als das, was von allen Magiern erwartet wird«, sagte Zephyr ernst. »Ihr werdet die Gesetze Halruaas beachten.«
Keturah sah ihn erstaunt an. »In welchem Punkt habe ich das nicht?«
»Ihr seid nicht verheiratet, Keturah.«
»Das ist wahr«, antwortete sie. »Aber ich bin jung und habe kein Eile.«
»Ihr seid 26«, betonte er. »Es ist bei Magiern erforderlich, daß sie heiraten, ehe sie 25 werden.«
»Von diesem Gesetz habe ich nie gehört«, protestierte sie.
»Die meisten Magier heiraten früh, deshalb kommt es nur selten dazu, daß dieses Gesetz in die Tat angewandt wird. Es ist trotzdem ein Gesetz, Herrin, und Ihr könnt es nicht ignorieren.«
»Dann sei es«, seufzte Keturah. »Ich werde noch vor Neu-mond eine Kupplerin aufsuchen.«
»Das ist unnötig. Euer Partner ist schon gefunden.«
Keturah fühlte sich, als zöge man ihr das Herz aus dem Leib und lasse es dann zurückschnappen. »Es ist das Vorrecht der Frau, den Partner zu wählen.«
»Es gibt Ausnahmen«, stellte Zephyr klar. »Von Zeit zu Zeit wird deklariert, daß die Herkunft eines Magier außergewöhnlich gut zu der eines anderen paßt.«
»Deklariert? Und von wem?«
»Die Zusammenführung wurde dem Senat vorgelegt, der ihr zugestimmt hat.«
Normalerweise konnte gegen vorgeschlagene Paare angegangen werden, doch wenn die Angelegenheit erst einmal diese Dimensionen angenommen hatte, gab es kein Zurück mehr.
»Wer ist für mich ausgewählt worden?« fragte sie resigniert.
»Dhamari Exchelsor.«
Fassungslosigkeit überkam sie wie ein Eishauch »Das ist unmöglich! Dhamari Exchelsor war mein Schüler! Das wäre unziemlich.«
»Er verließ Euren Turm vor fast einem Jahr«, konterte der Elten-Jordain. »Sein gegenwärtiger Herr hält ihn für weit genug, um ihn für den Rang des reisenden Magiers der allgemeinen Schule zu testen. Er wird Eure Unterweisung in der Kunst der Beschwörung nicht brauchen.«
Keturah atmete tief durch. »Wenn zwei Magier verheiratet werden, die sich bereits kennen, ist es üblich, ihre Gefühle zu berücksichtigen. Zwischen uns hat sich nie etwas abgespielt, das zu einer Ehe führen müßte.«
»Er hat sich schon einverstanden erklärt. Die Zusammenführung ist beschlossen und bewilligt. Es ist alles vollzogen, abgesehen vom Hochzeitsmahl, das für heute Abend angesetzt ist.« Zephyr legte den Kopf schräg und lauschte auf den Lärm am Tor von Keturahs Anwesen. »Das dürfte die Familie Exchelsor sein. Als Herrin des Turms solltet Ihr sie begrüßen, oder?«
Wie benommen ging Keturah in den Hof. Dhamari betrat soeben den Garten, sein Gesichtsausdruck war ungewöhnlich schüchtern. Keturah fand das zumindest ein wenig tröstlich. Wenn sie von Ereignissen überrannt worden war, über die sie keine Kontrolle hatte, dann war sie offenbar damit nicht allein.
Dhamari wurde von seiner Familie und deren Gefolgschaft begleitet. Sie hatten einen Priester der Mystra im Schlepptau, und Diener trugen Tabletts, auf denen die traditionellen Hochzeitsgegenstände plaziert waren: ein silberner Kelch, eine Schriftrolle, ein kleines, mit Juwelen besetztes Messer. Eine der Dienerinnen hielt ein Kleid aus karmesinroter Seide in den Armen, das reich bestickt und mit Edelsteinen besetzt war. Sie hielt es Keturah hin und betrachtete geringschätzig deren einfache Tunika und die nackten Beine.
»Jetzt?« murmelte Keturah und sah den Zephyr fast flehentlich an.
Zephyr zuckte die Achseln. »Warum warten? Die Sache ist doch klar.«
Keturah kam sich vor, als schlafwandle sie, als sie sich von der Dienerin in das Kleid helfen und das Hochzeitsband um die Taille legen ließ.
Sie wiederholte die Bindezauber und trank aus dem Kelch, als man ihn ihr reichte. Sie bekam das zeremonielle Messer, und nachdem man ihren Ärmel soweit hochgeschoben hatte, daß ihr Handgelenk freilag, betrachtete sie einen Moment das Leben, das unter ihrer Haut pulsierte.
Als fürchtete er, was sie tun könnte, nahm der Priester rasch das Messer an sich und gab es Dhamari. Dieser ritzte Keturahs Haut, dann die seine. Als sie die Schnitte aufeinander preßten, war das Symbol der Vermischung ihrer Blutlinien zustande
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