Ratgeber & Regenten 03 - Der Krieg der Magier
arkane Formel in Loross – der antiken Sprache Netherils und Halruaas –, dann nahm der Nebel die Gestalt eines stämmigen jungen Magiers an, eines kräftig aussehenden jungen Mannes mit der Art Muskeln, wie man sie von stundenlanger harter Arbeit bekam.
Die Erscheinung verbeugte sich. »Verzeiht die Störung, Meister Basel, doch ich habe ernste Neuigkeiten.«
»Dies ist Mason, einer meiner Schüler«, sagte Basel.
»Ich schicke Euch diesen Boten von Eurem Turm in der Stadt des Königs, da ich mich nicht unmittelbar an Euch wenden kann. Die Diener haben die Miliz gerufen, und ich wurde aus dem Schlaf gerissen, weil die Bluthunde mich befragen wollten.« Er zögerte einen Moment, dann schluckte er. »Das Messer, mit dem Farrah getötet wurde, fand sich in meinem Zimmer, zusammen mit einer Phiole eines Tranks des Vergessens, der jede Erinnerung an diesen Abend gelöscht hat.«
Wieder stockte Mason. »Ich habe mich dessen nicht schuldig gemacht, Meister Basel, das schwöre ich! Keine Magie in ganz Halruaa könnte mich zu so etwas veranlassen. Doch die Bluthunde behaupten, Farrah sei im Wissen gestorben, daß sie durch meine Hand getötet wurde.«
Das geisterhafte Bild stockte, Mason strich sich erschöpft mit einer Hand übers Gesicht. »Kehrt bitte nicht meinetwegen zurück«, sagte er in sanfterem Tonfall. »Farrah lebt nicht mehr, und nur mit Blick auf Eure Position ist es mir gestattet, unter Hausarrest in Eurem Turm zu bleiben, bis Ihr Euch der Sache angenommen habt. Tzigone erfordert Eure ganze Aufmerksamkeit. Alles andere kann warten.«
Er drückte die Schultern durch. »Ich nehme an, Ihr wollt Meister Noor persönlich diese Nachricht überbringen. Ich sollte Euch warnen, daß er wohl nicht an meine Unschuld glauben wird. Farrah und ich hatten von Ehe gesprochen. Ich kann keine Magiervorfahren aufbieten, und Farrahs Familie betrachtete meine Liebe als Beleidigung ihrer Tochter und der ganzen Verwandtschaft. Sie halten mich für einen Bauerntölpel. Mich zu verteidigen würde sie nur noch mehr verärgern. Laßt sie sagen, was sie wollen. Sie können mir nichts tun.«
Mason verstummte, und dann verschwand sein Abbild wie eine zerplatzende Seifenblase. Der Seevogel machte einen Satz von Basels Schulter und flog in Richtung Süden davon.
Basel sah dem Boten nach, bis der zwischen den Wolken verschwunden war. »Ich reise mit euch, bis wir das Noor-Anwesen erreichen«, sagte er, ohne die Jordaini anzusehen. »Ihre Tochter wurde in meiner Obhut ermordet.« Er wollte mehr sagen, schüttelte dann aber nur den Kopf und ging.
»Tzigone war die Mitschülerin der beiden«, meinte Andris. »Sie scheint im Mittelpunkt eines jeden Gewirrs zu stecken, auf das wir stoßen.«
»Das ist mir auch aufgefallen«, entgegnete Matteo. »Zu Tzigones Verteidigung muß ich aber sagen, daß sie nicht sämtliches Chaos verursacht, von dem sie umgeben ist. Seit dem Tag, da wir uns begegneten, war Kiva nie fern. Es würde mich sehr wundern, wenn es bei diesem Mord eine Ausnahme gäbe.«
Andris sah abrupt auf die Landschaft unter ihnen. Matteo erkannte, daß sein Freund Ruhe und Privatsphäre brauchte, und verstummte.
Der zerklüftete Nath war nur noch eine böse Erinnerung, und die Felder und Wälder, die nun unter ihnen vorbeizogen, waren üppig und von sattem Grün. Matteo stützte sich auf die Reling und betrachtete sein Halruaa mit einem Blick, wie ein kleines Kind seine Mutter oder ein Mann seine Geliebte ansah.
Das Noor-Anwesen grenzte an Akhlaurs Sumpf. Eine dünne Wolke lag über dem Blätterdach wie ein filigranes Silbernetz auf dem Haar einer wilden Elfe – oder wie ein Spinnennetz, bereit, jeden festzuhalten, der zu nahe kam. Beide Vergleiche ließen Kivas hübsches und zugleich bösartiges Elfengesicht vor Matteos geistigem Auge entstehen. Ein Schauder lief ihm über den Rücken, und er stieß sich von der Reling ab. Er war nicht unglücklich, als Basel von Bord ging und das Schiff den Sumpf und die Erinnerungen hinter sich ließ.
Am späten Nachmittag kam das Jordaini-Kolleg in Sicht. Weit dahinter war ein Streifen der blau-silbernen See zu erkennen. Das Himmelsschiff landete auf einem See an der Nordgrenze des Anwesens. Während sich Andris darum kümmerte, daß Iagos Beerdigung vorbereitet wurde und sich die Heiler um Themo bemühten, eilte Matteo in die Ställe und wählte ein Pferd aus, mit dem er zum Kolleg reiten konnte.
Er ritt ein scharfes Tempo, da der Sonnenuntergang nicht mehr fern war. Um diese
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