Ratgeber & Regenten 03 - Der Krieg der Magier
schwören, niemandem davon zu erzählen, daß Ihr mein Vater seid. Doch laßt uns um Mystras Willen fortfahren.«
Auf Basel Indoulurs verblüfften Gesichtsausdruck war er nicht vorbereitet gewesen. Im gleichen Moment erkannte Matteo, daß er sich irrte.
»Ich sehe, daß ich etwas falsches gesagt habe«, flüsterte der Jordain. »Was Tzigone am meisten am Herzen lag, war die Suche nach ihrer Familie. Sie fand meine Mutter, daher nahm ich an, sie sei Eure Schülerin geworden, weil Ihr entweder ihr oder mein Vater wart. Es ist bekannt, daß Eure Frau und Euer Kind bei der Geburt starben. Das wird oft erzählt, wenn ein Jordain geboren wird. Ich dachte ... um ehrlich zu sein, hatte ich sogar gehofft ...« Er ließ den Satz unvollendet.
Der Beschwörer sammelte sich. »Meine Frau brachte tatsächlich ein Jordain-Kind zur Welt, doch es war ein totgeborenes Mädchen.«
»Seid Ihr da sicher?«
Basel Indoulurs Blick blieb fest, nahm aber einen leeren Ausdruck an. »Vollkommen. Ich weigerte mich, den Raum zu verlassen, als die Grünmaga das Kind zur Welt brachte. Ich hielt meine Tochter in den Armen. Mit eigenen Händen zündete ich den Scheiterhaufen an. Ich bin nicht dein Vater. Glaub mir, ich würde es sagen, wenn es so wäre.«
»Ich wäre stolz darauf«, erwiderte der Jordain leise. »Doch sprechen wir von der Welt, wie sie ist, nicht wie wir sie uns wünschen. Ich habe erfahren, daß die Suche nach der Mutter eines Jordain nicht nur vergeblich ist, sondern auch gefährlich. Wir müssen uns auf meinen Vater konzentrieren. Tzigone sagte, er sei einer der Meister am Jordaini-Kolleg gewesen.«
»Wie hat sie das herausgefunden?« wollte Themo erstaunt und fasziniert zugleich wissen. Es war nichts, worüber Jordaini sprachen oder nachdachten. Solches Wissen galt als unauffindbar.
»Sie konnte Einsicht nehmen in die Geburtsaufzeichnungen, die in Beatrix’ Palast aufbewahrt werden.«
»Da haben wir es. Du bist der Ratgeber des Königs.«
Matteo schüttelte den Kopf. »Ich habe nicht Tzigones Geschick im Umgehen von Schlössern und Schutzzeichen, und die legale Wege zu derartigem Wissen sind lang und widrig.«
»Es gibt noch eine andere Möglichkeit«, sagte Basel Indoulur. »Während meiner Jahre als Jordaini-Meister habe ich von einem geheimen Buch erfahren, in dem die Jordaini-Abstammung aufgeführt ist.«
»Ich habe es gesehen«, warf Andris tonlos ein.
Matteo wurde aufmerksam. »Hast du gesehen, wer meine Vorfahren sind?«
Andris zögerte. »Meine sind schlimm genug. Nur die Götter wissen, aus welchem Sumpf du entsprungen bist.« Er unterstrich den halbherzigen Scherz mit einem passenden Lächeln.
»Du weichst aus, statt zu antworten«, stellte Matteo fest.
»Aus gutem Grund«, gab Andris zurück. »Wahrheiten dieser Art stellen einen finsteren Spiegel dar. Ich habe gelernt, daß dann, wenn die Familie betroffen ist, jeder Mann sich seinem eigenen Spiegelbild stellen muß.«
In diesem Moment teilte sich die Wolkendecke, der felsige Grund wurde in Farbe getaucht. Matteo sah auf. Ein gewaltiges Himmelsschiff glitt durch die Wolken. Scheinbar wurde es von den geflügelten Elfen angetrieben, die auf Schiff und Segel gemalt waren. Die bunten Seidensegel filterten den Sonnenschein.
Basels Mannschaft brachte das Schiff bedenklich nah an die Lichtung heran. Eine Strickleiter wurde herabgelassen, an der der Magier erstaunlich leichtfüßig nach oben kletterte. Augenblicke später wurde eine behelfsmäßige Schlinge herabgelassen, um den verwundeten Themo an Bord zu hieven. Matteo und Andris sorgten dafür, daß Iagos Leiche auf das Schiff gelangte, dann kletterten sie ebenfalls nach oben.
Sie standen zusammen an der Reling, während der Nath rasch hinter ihnen zurückblieb.
»Es ist angemessen, Iagos Asche über Jordaini-Land zu verstreuen«, merkte Matteo an, als das Himmelsschiff Kurs auf den Südwesten Halruaas nahm. »Wenigstens in einem Punkt endet die Reise so, wie sie sollte.«
»Ich behalte mir ein Urteil vor, bis wir wissen, was noch schiefgegangen ist«, murmelte Andris und nickte Basel zu. Der Magier kam zu ihnen, während er mit einer Hand den großen Seevogel ruhig hielt, der auf seiner Schulter saß. Basels Gesicht war finster, in seinen Augen brannten Zorn und vielleicht auch nicht vergossene Tränen.
»Ihr solltet das hören«, sagte er abrupt.
Der Magier riß dem Vogel eine Feder aus und blies sie von seiner Handfläche. Sofort verwandelte sich die Feder in milchigen Dunst. Basel sprach eine
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