Ratgeber & Regenten 03 - Der Krieg der Magier
Basels wohlklingendem, ungeübtem Bariton finster klang.
Ein schriller, unheimlicher Wind pfiff durch Matteos Gedanken und nahm rasch an Heftigkeit zu, bis er ihn gegen den konischen Hügel zurücktrieb. Er sah, daß die anderen von dem Sturm nicht betroffen waren. Andris hob eine durchscheinende Hand und winkte.
Dann war der Nath verschwunden. Matteo wurde in eine kalte, graue Welt gewirbelt. Er schlug auf und rollte sich ab, im nächsten Moment sprang er auf und hielt seine beiden Dolche in den Händen, bereit, sich zu verteidigen.
Doch das war nicht nötig. Matteo war allein. Als er sich in dem mit Felsblöcken übersäten Moor umsah, stellte er fest, daß es keinen Hinweis auf Leben gab. Kein Vogel flog am zinnfarbenen Himmel, keine umherhuschenden Mäuse waren im matten Gras auszumachen, nicht einmal das Summen irgendwelcher Insekten war zu hören.
Dennoch schienen merkwürdige Bilder durch die Luft zu wirbeln, und hinter der Mauer aus Stille schienen Stimmen zu lauern. Mit diesem Ort hatte es mehr auf sich, als Matteos Augen sahen, dessen war er sicher. Die Magie war so dicht und so anders als die Halruaas, daß sogar er ihre Präsenz wahrnehmen konnte.
Für einen Moment fragte er sich, wie er diese Umgebung wohl durch die Augen einer Finsteren Fee sähe. Dieses Nebelmoor war eine Art magisches Vorzimmer, nicht wirklicher als ein Traum.
Der Boden unter seinen Füßen war feucht und dicht mit Moos bewachsen, die schwammige Oberfläche schien seine Energie zu absorbieren. Jedenfalls verlangsamte es seine Schritte. Der Nebel wurde dichter, bis Matteo nur noch ein paar Schritte weit sehen konnte. Er rief Tzigones Namen, aber der Schall schien nicht weiter zu reichen, als seine Augen sehen konnten.
Plötzlich wurde Matteo von einer Faust getroffen, die aus dem Nichts zu kommen schien. Es war keine Zeit auszuweichen, und so blieb ihm nichts anderes, als seinen Kopf in Schlagrichtung wegzudrehen, um den Aufprall so weit wie möglich zu lindern. Er bekam eine Handvoll rauhen Leinenstoffs zu fassen und zog seinen Angreifer mit sich zu Boden. Sie beide waren gleich groß, und Matteo brauchte einige Momente, um den Mann zu überwältigen und auf den Boden zu drücken. Als es ihm gelungen war, sah er in ein wütendes Gesicht, das er kannte.
»Benn«, sagte er erstaunt, als er den Mann erkannte.
»Warum habt Ihr mich hergebracht?« wollte dieser wissen.
Schuld stieg in Matteo auf, als er über die Frage nachdachte. War es wirklich möglich, daß er den jungen Mann mit an diesen unerfreulichen Ort gerissen hatte? Hatte seine Widerstandskraft gegen Magie Basels Zauber gestört?
Benn begann zu zappeln. »Haben Ihr und Euresgleichen nicht genug angerichtet?«
»Es war nicht meine Entscheidung«, sagte Matteo ernst. »Ich wollte dir nie schaden.«
»Wie viele Leute müssen für Eure Jordaini-Ehre noch bezahlen?« fragte eine schwache, tonlose Frauenstimme.
Matteo ließ Benn los und stand auf. Er war verblüfft, daß diese zierliche, teilnahmslose Frau hier auftauchte, der er nur einmal begegnet war. Er vollzog die traditionelle Verbeugung, die Respekt vor einer Magierin bezeugte – denn dies war seine Mutter gewesen, ehe seine Geburt ihr den Verstand genommen hatte.
»Herrin, Ihr seid Euren eigenen Weg gegangen«, sagte Matteo respektvoll. »Ich bedauere, wohin er Euch geführt hat, doch die Entscheidung habe ich nicht getroffen.«
Die Frau schien durch ihn hindurchzustarren. »Es ist kalt hier«, murmelte sie, als hätte sie Matteo gar nicht gehört.
Er kam näher. »Vishna hat mir nie Euren Namen gesagt«, fuhr er leise fort.
Ein verwirrter Ausdruck zog über ihr Gesicht und ließ das Herz des jungen Jordain vor Schuldgefühl schmerzen. Seine Mutter hatte soviel von sich selbst verloren, daß sie sich nicht einmal an ihren Namen erinnern konnte!
Eine andere Möglichkeit fiel ihm ein. Vielleicht wußte sie ihren Namen nur nicht, weil er nicht wußte, wie sie hieß. Vorsichtig streckte er die Hand aus und versuchte, sie der Frau auf die Schulter zu legen, doch sie ging einfach hindurch. Seine Mutter hatte nicht mehr Substanz als der Nebel.
Matteo wirbelte zu dem Bauern herum. Benn war fort. Nein, er war nie dagewesen.
Der Jordain atmete tief, aber unregelmäßig durch und durchdachte seine Situation. Diese beunruhigenden Begegnungen waren Illusionen, die irgendwie aus seinem Geist entnommen worden waren. Offenbar hatten die Finsteren Feen kein Problem damit, seine Jordaini-Resistenz zu umgehen!
Die Logik
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