Ratgeber & Regenten 03 - Der Krieg der Magier
»Er war mächtig. Er wird ein starker Leichnam sein.«
Akhlaur ging über Kivas Bedenken hinweg. »Wenn Vishna in seiner neuen Gestalt erwacht, wird er ganz meiner Kontrolle unterstehen«, erklärte er. Er lächelte gehässig. »Gemeinsam werden wir unseren alten Freund Zalathorm besuchen.«
* * *
Der König saß stumm in einem hoch über dem Palast gelegenen Turmraum und betrachtete verzweifelt seine geliebte Frau. Er hatte Beatrix zuvor verloren, und seine Freude über ihre Wiedervereinigung war so groß gewesen, daß er die Umstände ihrer Rückkehr nie näher hatte untersuchen wollen. Das machte ihm nun zu schaffen, auch wenn er nicht sicher war, was er anders gemacht hätte, hättte er die Zeit zurückdrehen können.
Beatrix saß da, die Hände im mit weißem Satin bedeckten Schoß, die leeren, geschminkten Augen auf das Fenster gerichtet. Zalathorm fragte sich, was sie wohl sah. Trotz seiner Macht als Erkenntniszauberer war er nie in der Lage gewesen, hinter jenen Schleier zu blicken, der sie trennte. Magie umgab ihren Verstand, die zu durchdringen nicht in der Lage war. Der rote Stern, die Kabale aus der geflüsterten Legende, schützte sich und ihre Schöpfer mit Schleiern aus Verschwiegenheit oder sogar Wahnsinn.
Es war die Art von »Schutz«, die Zalathorm nicht einmal seinem ärgsten Feind gewünscht hätte. Nicht, daß das nötig gewesen wäre: Das Artefakt, das Zalathorms eigenes Leben und seine Regentschaft schützte, sicherte auch seinem ärgsten Feind das Überleben.
Vielleicht lag es daran, wie seine Gedanken um das Artefakt kreisten, daß Zalathorm einen Sog der vertrauten Energie spürte, die wie ein plötzliches Fieber durch seinen Körper strömte. Schützende Magie jagte durch seine Sinne, begleitet von einem verzweifelten Heilkampf. Dann kam das Zerbrechen eines Lebens, das mit seinem verbunden war und das abrupt und brutal beendet wurde.
»Vishna«, murmelte er und fühlte den Tod seines alten Freundes. »Wie ist das möglich?«
Beatrix warf ihm einen neugierigen Blick zu. Zalathorm beugte sich hinunter, um ihr einen Kuß auf ihre blasse Wange zu geben. Dann eilte er fort. Rasch nahm er seine magische Tarnung an und begab sich als braunhäutiger Jugendlicher in das Verlies, um die Kabale zu konsultieren.
Lange stand er nur schweigend vor dem karmesinroten Stern und suchte in den leuchtenden Facetten nach einer Erklärung, was seinem Freund zugestoßen sein mochte. Schließlich kniete er nieder und verdrängte seine Trauer.
»Das Herz Halruaas ersucht um Rat«, murmelte er. »Ist Vishna unter Euch?«
Die Antwort war Schweigen. Er spürte in dem Kristall nichts von seinem Freund, den er sein Leben lang gekannt hatte.
»Dann ist Vishna wahrlich tot«, flüsterte Zalathorm und fragte sich, warum er diese Tatsache nicht so recht akzeptieren wollte. Es schien, als sei noch etwas von dem Magier zurückgeblieben – vielleicht nur ein Echo ihrer gemeinschaftlichen Magie, aber auf jeden Fall irgend etwas.
Er wandte sich wieder dem Kristall zu, da andere Fragen eine Antwort verlangten. Botschafter aus Mulhorand hatten den Namen des Magiers mitgeteilt, dessen Zauber die jüngste Invasion getarnt hatte. Bedauerlicherweise schien es, als sei von Ameer Tukephremo nichts weiter als der Name geblieben. Der Magier war während der Invasion gefallen, sein Leichnam war unauffindbar, und sein Heim war mit allen Habseligkeiten ein Raub der Flammen geworden. Nichts war verblieben, was halruaanischen Erkenntniszauberern hätte helfen können.
Zalathorm hielt das für zu praktisch, um wahr zu sein.
Dennoch projizierte er ein geistiges Bild des Gesichts sowie die Beschreibung eines Tarnzaubers, der die Invasion abgeschirmt hatte. Wenn – wie er erwartete – halruaanische Magie bei dem Zauber im Spiel war, dann hätten die Elfenweisen sie entdeckt. Immerhin war halruaanische Magie eine Nachfolgerin der Magie des antiken Netheril, deren früheste Magi von Elfen unterrichtet worden waren. Trotz der Verbesserungen – manche bezeichneten sie auch als Korruption oder Entartung – durch die netherilischen Magier waren die Wurzeln ihrer Tradition eindeutig elfisch.
Seine Vermutung wurde bestätigt. Die Elfenweisen erkannten die Berührung durch halruaanische Magie, doch sie wußten nicht, wer sie gewirkt hatte.
Zalathorm dachte über dieses Rätsel nach, während er durch das Labyrinth zum Ausgang zurückging und in den Palast zurückkehrte. Wenn Erkenntniszauberei nicht half, gab es noch andere Mittel,
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