Ratgeber & Regenten 03 - Der Krieg der Magier
er, wie ein großer, schwarzer Hengst auf sie zugetrabt kam – ein Pferd, dem ein respektloser Stallbursche den Namen »Cyric« gegeben hatte, den auch ein wahnsinniger, böser Gott trug.
»Ihr Götter!« rief Tzigone. »Das einzige, was dem Ding noch fehlt, sind rotglühende Augen!«
Das Pferd wieherte und schnaubte, während Matteo über seine schwarze Schnauze strich. Es fühlte sich warm und fest an, nicht wie die Illusionen, die die dunklen Feen aus seinen gestohlenen Gedanken geformt hatten. »Du bist kein Alptraum, nicht, Cyric, alter Junge? Allerdings muß ich sagen, daß ich immer damit rechne, Schwefel zu riechen, wenn du so schnaubst.«
Tzigone kniff die Augen zusammen und betrachtete den Jordain und sein Lieblingspferd. »Du magst das Vieh wirklich.«
»Oh ja. Cyric hat mich abgeworfen, er hat mich in die Schulter gebissen, und als wir einmal auf Reisen waren, hat er mein Pultdach umgestoßen und Wasser in meinen Kochtopf gelassen.«
»Wie soll man ihn da nicht lieben?« murmelte Tzigone.
»Dennoch würde er bis zu seinem Tod durchreiten, wenn ich es so eilig hätte. Außerdem gibt es kein anderes Pferd, dem ich in einer Schlacht auch nur annähernd so sehr vertraute. Cyric ist zu einer tieferen, ehrlicheren Loyalität fähig als jedes andere Geschöpf, das ich kenne. Mit einer Ausnahme.«
Er klatschte mit der flachen Hand auf Cyrics Rumpf und schickte ihn zurück in den Nebel. »Du bist mir in Akhlaurs Sumpf gefolgt und hast gegen den Laraken gekämpft, obwohl du nicht wußtest, daß er dich nicht in eine leere Kristallhülle verwandeln würde. Du bist hier, weil deine Freunde und dein Halruaa bedroht wurden, und du hast dich an ihrer Stelle geopfert. Du und Cyric seid vom gleichen Schlag, Tzigone.«
»Na, so was kann eine Frau nicht oft genug hören«, entgegnete sie bissig.
»Es gibt nichts, was stärker ist als Freundschaft – und es gibt niemanden, den ich lieber zum Freund hätte«, sagte Matteo voller Ernst. »Diese Kraft besitzt eine eigene Magie.«
Ihre Augen brannten. Sie verwischte mit dem schmutzigen Handrücken ein paar Tränen und wies auf etwas. Matteo drehte sich um und sah, daß sich aus dem Nebel ein moosbedeckter, konischer Hügel herausschälte. Ein schimmerndes Oval lockte sie.
Tzigones Gesicht erstarrte, ihr Lächeln war wie weggewischt. Er folgte ihrem Blick und entdeckte einen geschwind heraneilenden Schwarm, eine kleine Armee aus dunklen Feen, denen offenbar daran gelegen war, ihre Gefangenen in dieser nebligen Unterwelt festzuhalten. Es war den beiden Freunden unmöglich, das Portal rechtzeitig zu erreichen.
Matteo drückte Tzigone einen seiner Dolche in die Hand und zog sein Schwert. Ihnen blieb kaum Zeit, in Verteidigungsstellung zu gehen, ehe die Finsteren Feen sie erreichten.
Winzige Messer blitzten, zu schnell, als daß die beiden ihnen hätten folgen können. Matteo fühlte die Stiche, die nur oberflächlich und provozierend waren. Sein Schwert zuckte hin und her, um die Angreifer zurückzutreiben, während er mit seinem Dolch komplexe Verteidigungsmuster beschrieb.
Die Feenmonster waren so schnell, daß sie mühelos vorstoßen und sich zurückziehen, jedem seiner Hiebe ausweichen und immer wieder nach Matteo schlagen konnten, ohne auch nur einmal lange genug in Reichweite seiner Klinge zu bleiben. Matteo wurde von einem Schmerz heimgesucht, der sich mehr anfühlte wie ein starker Sonnenbrand, als etwas, was ihm mit einem Messer zugefügt werden konnte.
Er sah an sich hinab und erkannte, daß seine weiße Kleidung mit dem Blut von Hunderten von Nadelstichen bedeckt war. Seine Unterarme sahen aus, als leide er an einem leichten Ausschlag.
Bei diesem Tempo würde es lange dauern, bis der Tod kam.
Er spürte, daß sich Tzigone von ihm entfernte, worauf er rasch zurückwich, damit ihr Rücken weiterhin geschützt war.
»Laß mich gehen«, sagte sie und kreiselte herum, als wolle sie seinem Schutz ausweichen.
Matteo vollzog jeden ihrer Schritte nach, während sein Schwert und sein Dolch unablässig blitzten. »Vergiß es«, erwiderte er.
Sie zischte verärgert und wirbelte herum. Sie bewegte sich fast so schnell wie die Feen, als sie Matteo in die Kniekehle trat.
Er zögerte nur einen Moment, doch Tzigone genügte das, um loszueilen. Das Finstere Feenvolk folgte ihr wie rachsüchtige Schatten.
Ehe Matteo sich wieder der Verteidigung widmen konnte, wurde das neblige Reich von einem Energieblitz erhellt, der so grell war, daß er eine Hand vor die Augen
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