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Rattenkoenig

Rattenkoenig

Titel: Rattenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Euch, bis zu unserer nächsten Begegnung.«
    Peter Marlowe drehte sich um und ging davon. Sulina stand an ihrem Fenster, als er darunter vorbeiging. Ihr Sarong verhüllte sie jetzt. Ihre Blicke trafen sich und hielten sich fest, und ein Versprechen wurde gegeben und angenommen und mit einem Versprechen erwidert. Sie sah hinter ihnen her, als sie wie Schatten den Hang hinauf auf den Dschungel zugingen, und sie schickte ihre Wünsche für eine sichere Heimkehr hinter ihnen her, bis sie verschwunden waren.
    Sutra seufzte und trat dann geräuschlos in Sulinas Zimmer. Sie stand verträumt am Fenster und hatte den Sarong um die Schultern geschlungen. Sutra hielt ein dünnes Bambusstöckchen in der Hand, und er schlug sie kurz und kräftig, aber doch wieder nicht zu kräftig, auf den nackten Hintern.
    »Das ist dafür, daß Ihr den Engländer in Versuchung geführt habt, obwohl ich Euch nicht gesagt hatte, Ihr solltet ihn in Versuchung führen«, sagte er und versuchte, seiner Stimme einen zornigen Klang zu geben.
    »Ja, Vater«, wimmerte sie, und jeder Schluchzer stach ihm wie ein Messer ins Herz. Aber als sie allein war, rollte sie sich behaglich auf ihrer Matratze zusammen, ließ die Tränen ein wenig kullern und genoß sie. Und die Hitze breitete sich in ihr aus, vom Brennen der Stockschläge noch angefacht.
    Als sie etwa zwei Kilometer vom Lager entfernt waren, hielten der King und Peter Marlowe an, um zu verschnaufen. Erst jetzt bemerkte der King das kleine, in das Tuch eingeschlagene Paket. Er war vorangegangen und so mit dem Erfolg der nächtlichen Arbeit beschäftigt und so ausschließlich auf die in der Dunkelheit vielleicht lauernden Gefahren konzentriert gewesen, daß er es bis dahin nicht bemerkt hatte.
    »Was haben Sie da? Sonderverpflegung?«
    Er sah zu, wie Peter Marlowe mit einem Grinsen stolz das Tuch aufschlug. Donnerwetter!
    Des King Herz setzte sechs Schläge aus.
    »Sie gottverdammter Idiot! Sind Sie völlig übergeschnappt?«
    »Was denn?« fragte Peter Marlowe verblüfft.
    »Sind Sie verrückt? Wir können dadurch in die dickste Scheiße geraten. Sie haben kein Recht, unsern Kragen wegen eines gottverdammten Radios aufs Spiel zu setzen. Sie haben kein Recht, meine Verbindungen für Ihre eigenen gottverdammten Geschäfte zu benutzen.«
    Peter Marlowe fühlte die Nacht dichter an sich heranrücken, während er ungläubig den King anstarrte. Dann sagte er: »Ich hatte nichts Böses im Sinn …«
    »Ach was, Sie gottverdammter Idiot«, tobte der King. »Radios sind Gift.«
    »Aber es ist doch keines im Lager.«
    »Schluß. Schaffen Sie das verdammte Ding sofort weg. Und ich will Ihnen noch was sagen. Wir sind miteinander fertig, Sie und ich. Sie haben kein Recht, mich in etwas hineinzuziehen, ohne mir etwas davon zu sagen. Eigentlich müßte ich Sie stundenlang in den Arsch treten.«
    »Versuchen Sie es doch.« Jetzt war Peter Marlowe zornig und grob, so grob wie der King. »Sie scheinen zu vergessen, daß Krieg ist und daß es im Lager kein Rundfunkgerät gibt. Ein Grund, warum ich mitgekommen bin, war die Hoffnung, einen Kondensator auftreiben zu können. Aber jetzt habe ich gleich ein ganzes Rundfunkgerät – und es funktioniert.«
    »Weg damit!«
    »Nein!«
    Die beiden Männer sahen einander hart und unbeugsam an. Für den Bruchteil einer Sekunde wollte der King Peter Marlowe in Stücke reißen.
    Aber der King wußte, daß es keinen Sinn hat, sich vom Zorn hinreißen zu lassen, wenn man eine wichtige Entscheidung treffen muß, und jetzt hatte er auch den ersten, Übelkeit erregenden Schock überwunden und konnte kritisch die Lage analysieren.
    Zunächst mußte er zugeben, daß es zwar ein riskantes Geschäft gewesen war, bei dem viel auf dem Spiel stand, daß es sich aber gelohnt hatte. Hätte Sutra Peter Marlowe das Radio nicht bereitwillig geben wollen, wäre er seiner Frage einfach ausgewichen und hätte erklärt: »Verdammt, es gibt hier nirgends ein Radio.« Es war also nichts Schlimmes passiert.
    Und außerdem war es ein Privatgeschäft zwischen Peter und Sutra gewesen, denn Cheng San war ja vorher schon weggegangen.
    Zweitens würde ein Radio, von dem er wußte und das nicht in seiner Baracke stand, mehr als nützlich sein. Er konnte sich über die allgemeine Lage auf dem laufenden halten und würde genau wissen, wann er aus dem Lager ausbrechen mußte. Deshalb war eigentlich nichts Schlimmes geschehen – außer daß Peter seine Befugnisse überschritten hatte. Sieh mal einer an! Vertraut

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