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Rattenkoenig

Rattenkoenig

Titel: Rattenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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man jemand und läßt ihn für sich arbeiten, dann läßt man sein Hirn für sich arbeiten. Es hat keinen Sinn, mit jemandem zu arbeiten, der nur Befehle entgegennimmt und im übrigen auf seinem Hintern hocken bleibt. Und Peter war während der Verhandlungen doch wirklich großartig gewesen. Falls er tatsächlich einmal aus dem Lager türmen mußte, würde er Peter Marlowe bestimmt mitnehmen. Ich muß jemand haben, der das Kauderwelsch versteht. Ja, und Peter fürchtet sich auch nicht. Wenn er sich alles richtig überlegte, erkannte der King, war er verrückt gewesen, als er versucht hatte, ihn fertigzumachen, ehe ihm das Hirn gesagt hatte, wie er die neue Lage zu seinem Vorteil ausnutzen konnte. Ja, er hatte sich hinreißen lassen wie ein Zweijähriger.
    »Peter.« Er bemerkte Peter Marlowes herausfordernd vorgerecktes Kinn. Ob ich es mit dem Hund aufnehmen könnte? Bestimmt. Ich wiege mindestens fünfzig – vielleicht sogar achtzig Pfund mehr als er.
    »Ja?«
    »Tut mir leid, daß mir vorhin der Kragen geplatzt ist. Die Sache mit dem Radio war ein guter Einfall.«
    »Waas?«
    »Ich habe gesagt, daß es mir leid tut. Es war eine phantastische Idee.«
    »Ich begreife Sie nicht«, sagte Peter Marlowe hilflos. »Im einen Augenblick toben Sie wie ein Verrückter, und im nächsten erklären Sie, es sei eine gute Idee gewesen.«
    Der King hatte den Kerl gern. Er hatte Schneid. »Hm, Radios jagen mir nun mal eine Gänsehaut über den Rücken. Es steckt keine Zukunft darin.« Dann lachte er leise. »Sie haben keinen Wiederverkaufswert.«
    »Sie haben also nicht mehr die Schnauze voll von mir?«
    »Verdammt, nein. Wir sind doch Kameraden.« Er knuffte ihn freundschaftlich. »Ich war nur wütend, daß Sie mir nichts davon gesagt hatten. Das war nicht gut.«
    »Tut mir leid. Sie haben recht. Entschuldigung. Es war lächerlich und unfair. Du meine Güte, ich wollte Ihnen doch nicht irgendwelche Scherereien machen. Wirklich, es tut mir leid.«
    »Hand darauf. Tut mir leid, daß es mit mir durchgegangen ist. Das nächste Mal sagen Sie mir aber Bescheid, bevor Sie etwas unternehmen.«
    Peter Marlowe schüttelte seine Hand. »Mein Wort drauf.«
    »Abgemacht.« Gott sei Dank gab es jetzt kein böses Blut mehr. »Verdammt, und jetzt erzählen Sie, was Sie mit dem Kondensator gemeint haben.«
    Peter Marlowe erzählte ihm von den drei Wasserflaschen.
    »Mac braucht also nur den einen Kondensator, stimmt's?«
    »Er hat gesagt, er glaubt es.«
    »Wissen Sie, was ich glaube? Ich glaube, es wäre besser, wenn wir nur den Kondensator herausnehmen und das Radio wegwerfen würden. Wir können es hier vergraben. Hier wäre es sicher. Wenn dann Ihres nicht funktioniert, können wir immer noch zurückkommen und es holen. Mac könnte den Kondensator leicht wieder einsetzen. Dieses Radio im Lager zu verstecken, wäre wirklich schwierig. Und es wäre eine verdammte Versuchung, das verfluchte Ding einfach einzuschalten, meinen Sie nicht?«
    »Doch.« Peter Marlowe sah den King forschend an. »Werden Sie mit mir zurückkommen und es holen?«
    »Natürlich.«
    »Falls ich … aus irgendeinem Grund … nicht zurückkommen kann –, würden Sie es dann holen? Wenn Mac Sie darum bäte?«
    Der King dachte einen Augenblick nach. »Klar.«
    »Ihr Wort darauf?«
    »Ja.« Der King lachte leise. »Sie scheinen viel auf dieses Gesabbel mit ›Ehrenwort‹ zu geben, was, Peter?«
    »Wie soll man sonst einen Mann beurteilen?«
    Peter Marlowe brauchte nur einen Augenblick, um die beiden Drähte abzureißen, die den Kondensator mit den Innereien des Radios verbanden. Nach einer weiteren Minute war das Radio fest in das schützende Tuch eingewickelt und etwas abseits vom Weg ein kleines Loch in die Dschungelerde gegraben. Sie legten einen flachen Stein auf den Boden, bedeckten dann das Radio mit einer dicken Blätterschicht, glätteten die Erde wieder und zogen einen Baumstamm über die Stelle. Wenn es einige Wochen in der feuchten Grube liegenblieb, würde es zu nichts mehr zu gebrauchen sein, aber zwei Wochen konnte es gut hier liegenbleiben, und man konnte dann zurückkommen und es abholen, falls bis dahin die Flaschen noch immer nicht funktionierten.
    Peter Marlowe wischte sich den Schweiß ab, denn plötzlich hatte sich eine Hitzewelle auf sie herabgesenkt, und der Schweißgeruch machte die immer größer werdenden Insektenwogen, die sich in ganzen Wolken auf sie niederließen, wild und blutgierig. »Die verfluchten Biester!« Er sah zum Nachthimmel hinauf

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