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Rattenkoenig

Rattenkoenig

Titel: Rattenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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anzusehen.
    Peter Marlowe packte ihn wild. »Gehen Sie weg! Laufen Sie, um Gottes willen!« Er hastete davon, lief von den Bäumen weg und brach blindlings durch das Unterholz. Der King jagte hinter ihm her, und erst als sie eine Lichtung erreicht hatten, hielten sie an.
    »Sind Sie verrückt geworden?« Der King ächzte, und das Atmen fiel ihm schwer. »Es war nur eine gottverdammte Schlange!«
    »Es war eine Baumschlange«, keuchte Peter Marlowe. »Sie leben in den Bäumen. Ihr Biß bedeutet den augenblicklichen Tod, Mann. Sie klettern auf die Bäume, pressen den Körper platt und lassen sich dann wie eine Art Spirale zur Erde hinab auf ihre Opfer fallen. Eine lag zusammengerollt in seinem Schoß und eine zweite unter ihm. Bestimmt waren noch mehr in der Nähe, denn sie wohnen immer in Nestern.«
    »Eigentlich müßten wir dem verdammten Mistzeug dankbar sein, Mensch«, fügte Peter Marlowe hinzu und bemühte sich, wieder zu Atem zu kommen. »Der Japs war noch warm. Er kann nicht länger als einige Minuten tot gewesen sein. Er hätte uns erwischt, wenn er nicht gebissen worden wäre, und wir sollten Gott dankbar sein für unseren Streit. Dadurch haben die Schlangen Zeit gewonnen. Einer Bruchlandung kann man nie näher sein! Und dem Tod nicht! Nie!«
    »Nie wieder will ich einem gottverdammten Japsen mit auf mich gerichtetem verdammtem Bajonett mitten in der verdammten Nacht begegnen. Kommen Sie. Wir verschwinden lieber von hier.«
    Als sie in die Nähe des Stacheldrahtzaunes kamen, setzten sie sich und warteten. Noch konnten sie den Sprung zum Zaun nicht wagen. Es waren zu viele Leute in der Nähe. Immer spazierten Leute herum, die wie in Trance durchs Lager gingen, die Schlaflosen und die fast Eingeschlafenen.
    Es tat gut, sich auszuruhen, und beide spürten ihre Knie zittern und waren dankbar, daß sie wieder am Leben waren.
    Mein Gott, war das eine Nacht, dachte der King. Wenn Peter nicht gewesen wäre, könnte ich mir jetzt die Kartoffeln von unten ansehen. Ich wollte dem Japsen den Fuß in den Schoß stellen, während ich das Gewehr auf seinen Schädel herunterschmetterte. Mein Fuß war nur fünfzehn Zentimeter entfernt. Schlangen! Ich kann Schlangen nicht ausstehen. Verfluchte Biester! Und je mehr der King sich beruhigte, desto mehr wuchs seine Achtung für Peter Marlowe.
    »Das ist das zweite Mal, daß Sie mir das Leben gerettet haben«, flüsterte er.
    »Sie haben das Gewehr zuerst erreicht. Wäre der Japs nicht tot gewesen, hätten Sie ihn unschädlich gemacht. Ich war lahm.«
    »Quatsch, ich war ja auch vornedran.« Der King verstummte und grinste dann. »Sie, Peter, wir sind ein prima Gespann. Mit Ihrem Aussehen und meinem Hirn kommen wir überall glänzend zurecht.«
    Peter Marlowe brach in Lachen aus. Er versuchte es zu ersticken und wälzte sich auf dem Boden. Das erstickte Gelächter und die Tränen, die ihm über das Gesicht liefen, steckten den King an, und auch ihn begann das Gelächter zu schütteln. Schließlich keuchte Peter Marlowe: »Halten Sie um Himmels willen die Klappe.«
    »Sie haben angefangen.«
    »Ich nicht.«
    »Natürlich sind Sie es gewesen, Sie haben gesagt, Sie haben gesagt …« Aber der King konnte nicht fortfahren. Er wischte sich die Tränen ab. »Haben Sie den Japsen gesehen? Das Schwein saß wie ein Affe da …«
    »Sehen Sie dort!«
    Ihr Gelächter verstummte.
    Auf der anderen Seite des Stacheldrahtzaunes schlenderte Grey durchs Lager. Sie sahen ihn vor der amerikanischen Baracke stehenbleiben. Sie sahen ihn im Schatten warten und dann über den Zaun hinwegschauen, beinahe direkt zu ihnen hin.
    »Glauben Sie, daß er es weiß?« flüsterte Peter Marlowe.
    »Keine Ahnung. Aber sicher ist, daß wir es jetzt eine ganze Weile nicht wagen können wegzugehen. Wir werden warten.«
    Sie warteten. Der Himmel begann heller zu werden. Grey stand im Schatten, sah zur amerikanischen Baracke hinüber und dann über das ganze Lager hinweg. Der King wußte, daß Grey von seinem Standpunkt aus sein Bett sehen konnte. Er wußte, Grey konnte sehen, daß er nicht darin lag. Aber die Decken waren zurückgeschlagen, und er konnte unter den anderen Schlaflosen sein, die im Lager herumspazierten. Es gab kein Verbot, sich außerhalb seines Bettes aufzuhalten. Aber beeil dich, verdammt, verschwinde, Grey!
    »Wir werden bald gehen müssen«, meinte der King. »Das Licht ist gegen uns.«
    »Wie wäre es mit einer anderen Stelle?«
    »Er kann den ganzen Zaun überblicken. Bis zur Ecke

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