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Rattenkoenig

Rattenkoenig

Titel: Rattenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Neuigkeit vom Kondensator herauszuplatzen, aber er wollte warten, bis auch Mac dabei war, und deshalb antwortete er einfach: »Latrinenkommando, Alter.«
    »Was, schon wieder? Verdammte Scheiße!« Larkin streckte den schmerzenden Rücken, band sich den Sarong fest und schlüpfte in seine Holzpantinen.
    Sie holten das Netz und den Zwanzigliterbehälter und gingen durch das Lager, das sich eben zu rühren begann. Sie erreichten die Latrinengegend und schenkten den dort Hockenden keine Beachtung, und die dort Hockenden schenkten ihnen keine Beachtung.
    Larkin hob den Deckel von einem Loch, Peter Marlowe fuhr schnell mit dem Netz an den Wänden hoch. Als er das Netz aus dem Loch herauszog, war es voll Kakerlaken. Er schüttelte den Netzinhalt in den Behälter und schabte noch einmal. Wieder ein guter Fischzug.
    Larkin legte den Deckel zurück, und sie gingen weiter zum nächsten Loch.
    »Halten Sie das Ding still«, rief Peter Marlowe. »Sehen Sie, was Sie jetzt angerichtet haben! Mindestens hundert habe ich verloren.«
    »Es gibt noch genug von dem Zeug«, erwiderte Larkin voll Ekel und faßte den Behälter fester an.
    Der Geruch war fürchterlich, aber die Ausbeute reich. Bald war der Behälter bis an den Rand voll. Die kleinsten Kakerlaken waren ungefähr vier Zentimeter lang. Larkin befestigte den Deckel auf dem Behälter, und dann gingen sie zum Lazarett hinauf.
    »Nicht gerade mein Fall für eine Diätkost«, meinte Marlowe.
    »Haben Sie die Viecher wirklich gegessen, Peter? Damals auf Java?«
    »Natürlich. Und Sie übrigens auch. In Changi.«
    Larkin ließ beinahe den Behälter fallen. »Waas?«
    »Sie glauben doch nicht, daß ich eine Eingeborenendelikatesse und Proteinquelle den Ärzten übergebe, ohne sie auch zu unserem Vorteil zu verwenden, oder?«
    »Aber wir haben doch eine Abmachung getroffen!« schrie Larkin. »Wir drei waren uns einig, daß wir nicht irgendwelche Scheußlichkeiten kochen würden, ohne es vorher den anderen zu sagen.«
    »Ich habe es Mac erzählt, und er war einverstanden.«
    »Aber ich nicht, verdammt!«
    »Ach was, Oberst, kommen Sie! Wir mußten die Viecher fangen und sie heimlich kochen und Ihnen auch noch zuhören, wie Sie unser Essen über den grünen Klee lobten. Wir sind genauso wählerisch und empfindlich wie Sie.«
    »Verdammt, das nächste Mal will ich Bescheid wissen. Verdammt, das ist ein Befehl.«
    »Jawohl, Sir.« Peter Marlowe kicherte.
    Sie lieferten den Behälter an die Lazarettküche ab. An die winzige Sonderküche, die die Schwerstkranken versorgte.
    Als sie den Bungalow wieder erreichten, wartete Mac bereits. Seine Haut war gelblichgrau, und die Augen waren blutunterlaufen, und die Hände bebten, aber er hatte das Fieber überwunden. Er konnte wieder lächeln.
    »Es ist schön, Sie wieder bei uns zu haben, Kamerad«, begrüßte Larkin ihn und setzte sich.
    »Ja.«
    Peter Marlowe zog gedankenverloren das kleine Stück Stoff aus der Tasche. »Ach, da fällt mir übrigens ein«, sagte er mit betonter Nachlässigkeit. »Das könnte man vielleicht gelegentlich brauchen.«
    Mac sah sich den Tuchfetzen ohne sonderliches Interesse an.
    »Zum Donnerwetter!« rief Larkin.
    »Verdammt, Peter«, stieß Mac hervor, und seine Finger zitterten, »wollen Sie vielleicht, daß ich einen Herzklaps kriege?«
    Peter Marlowe hielt die Stimme so ausdruckslos wie seine Miene und freute sich königlich über Macs Erregung. »Was soll man sich wegen einer solchen Kleinigkeit aufregen.« Dann konnte er das Lächeln nicht mehr unterdrücken. Er strahlte.
    »Sie mit Ihrer verdammten Pommymanier, alles zu untertreiben.« Larkin versuchte, sauer zu spielen, aber er strahlte auch. »Wo haben Sie ihn her, Kamerad?«
    Peter Marlowe zuckte die Achseln.
    »Blödsinnige Frage. Entschuldigung, Peter«, setzte Larkin reumütig hinzu.
    Peter Marlowe wußte, daß er nie wieder gefragt werden würde. Es war sehr viel besser, wenn die beiden nichts vom Dorf wußten.
    Die Dämmerung brach herein.
    Larkin hielt Wache. Peter Marlowe hielt Wache. Im Schutz seines Moskitonetzes baute Mac den Kondensator ein. Dann konnte er einfach nicht mehr länger warten, und mit einem Gebet auf den Lippen steckte er zittrig das Verbindungskabel in die Steckdose. Schwitzend horchte er in den Kopfhörer.
    Eine qualvolle Ewigkeit wartete er. Es war erdrückend heiß unter dem Netz, und die Betonwand und der Betonfußboden speicherten die Hitze der untergehenden Sonne. Ein Moskito sirrte zornig. Mac fluchte, versuchte aber nicht,

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