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Rattenkoenig

Rattenkoenig

Titel: Rattenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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wurde wild und heftig fortgesetzt.
    Nachts klopfte Larkin an die Tür eines der Bungalows.
    »Ja?« rief Smedly-Taylor und spähte in die Nacht hinaus.
    »Tut mir leid, daß ich Sie störe, Sir.«
    »Ach, Sie sind es, Larkin. Ist was nicht in Ordnung?« Es war immer etwas nicht in Ordnung. Er überlegte, was die Aussies diesmal angestellt haben mochten, während er von Schmerzen gequält aus dem Bett kletterte.
    »Nein, Sir.« Larkin vergewisserte sich, daß niemand in Hörweite war. Seine Worte kamen ruhig und bedächtig. »Die Russen stehen fünfundsechzig Kilometer vor Berlin, Manila ist befreit. Die Yankees sind auf Corregidor und Iwo Jima gelandet.«
    »Sind Sie sicher, Mann?«
    »Jawohl, Sir.«
    »Wer …« Smedly-Taylor brach ab. »Nein. Ich möchte nichts wissen. Setzen Sie sich, Oberst«, sagte er ruhig. »Sind Sie absolut sicher?«
    »Jawohl, Sir.«
    »Ich kann nur sagen, Oberst«, erklärte der ältere Mann tonlos und feierlich, »daß ich nichts tun kann, um jemand zu helfen, der erwischt wird mit … der erwischt wird.« Er wollte nicht einmal das Wort aussprechen. »Ich möchte nichts davon wissen.« Der Schatten eines Lächelns huschte über das steinerne Gesicht und ließ es weicher wirken. »Ich bitte Sie nur, behüten Sie es mit Ihrem Leben, und erzählen Sie es mir sofort, wenn Sie etwas hören.«
    »Jawohl, Sir. Wir haben vor …«
    »Ich möchte nichts hören. Nur die Nachrichten.« Traurig legte Smedly-Taylor ihm die Hand auf die Schulter. »Entschuldigen Sie.«
    »Es ist besser so, Sir.« Larkin war froh, daß der Oberst nichts weiter wissen wollte. Sie hatten beschlossen, daß jeder die Nachrichten nur zwei Personen erzählen sollte. Larkin würde sie Smedly-Taylor und Gavin Ross erzählen. Mac würde sie Major Tooley und Leutnant Bosley erzählen – beides gute Freunde; und Peter würde sie dem King und Pater Donovan, dem katholischen Kaplan, erzählen. Diese sollten die Nachrichten dann zwei anderen Personen, denen sie vertrauen konnten, weitererzählen, und so weiter. Ein guter Plan, dachte Larkin. Es war völlig richtig gewesen, daß Peter nicht freiwillig damit herausgerückt war, woher er den Kondensator hatte. Ein Mordskerl, dieser Peter.
    Als Peter Marlowe spät in der Nacht von seinem Besuch beim King zu seiner Baracke zurückkehrte, war Ewart noch hellwach. Er streckte den Kopf unter dem Netz hervor und flüsterte erregt: »Peter. Haben Sie schon die Neuigkeiten gehört?«
    »Welche Neuigkeiten?«
    »Die Russen stehen fünfundsechzig Kilometer vor Berlin. Die Yankees sind auf Iwo Jima und Corregidor gelandet.«
    Peter Marlowe fühlte Entsetzen in sich aufsteigen. Großer Gott, so schnell?
    »Verdammte Gerüchte, Ewart. Verdammter Blödsinn.«
    »Nein, es ist kein Blödsinn, Peter. Ein neues Rundfunkgerät ist im Lager. Die Nachrichten stimmen. Es sind keine Gerüchte. Mann, ist das nicht toll? Mein Gott, fast hätte ich das Beste vergessen. Die Yankees haben Manila befreit. Jetzt wird es nicht mehr lange dauern, was?«
    »Ich glaube es erst, wenn ich es sehe.«
    Vielleicht hätten wir es nur Smedly-Taylor und sonst niemand erzählen sollen, dachte Peter Marlowe, als er sich hinlegte. Wenn Ewart es weiß, dann kann man nicht wissen, was geschieht.
    Nervös horchte er in das Lager hinaus. Beinahe konnte man die wachsende Erregung Changis fühlen. Das Lager wußte, daß es wieder mit der Außenwelt verbunden war.
    Yoshima, schleimig vor Furcht, stand vor dem tobenden General stramm.
    »Sie beschränkter, unfähiger Laffe«, fauchte der General.
    Yoshima machte sich auf den Schlag gefaßt, der kommen mußte, und er kam auch, mit flacher Hand, mitten ins Gesicht.
    »Sie schaffen mir das Radio her, sonst werden Sie zum Gemeinen degradiert. Ihre Versetzung ist aufgehoben. Wegtreten!«
    Yoshima salutierte stramm, und seine Verneigung war vollkommene Demut. Er verließ das Quartier des Generals und war dankbar, daß er so leicht davongekommen war. Der Teufel sollte diese verdammten Gefangenen holen!
    In der Kaserne ließ er seinen Stab antreten und brüllte die Männer an und schlug ihnen ins Gesicht, bis ihm die Hand weh tat. Die Unteroffiziere schlugen ihrerseits wieder die Gefreiten und diese die Gemeinen und die Gemeinen die Koreaner. Der Befehl war klär. »Schafft das Radio herbei, sonst …«
    Fünf Tage lang geschah nichts. Dann fielen die Gefängniswächter über das Lager her und rissen es fast auseinander. Aber sie fanden nichts. Der Verräter im Lager wußte noch nichts

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