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Rattenkoenig

Rattenkoenig

Titel: Rattenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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ihn zu entdecken und zu zerquetschen, und plötzlich klang ein Rauschen im Kopfhörer auf.
    Seine Finger waren naß von Schweiß, der ihm an den Armen herunterlief, und rutschten vom Schraubenzieher ab. Er trocknete sie ab. Geschickt steckte er den Schraubenzieher in den Schlitz der Schraube, die den Abstimmkreis veränderte, und begann zu drehen. Vorsichtig, ganz, ganz vorsichtig. Rauschen. Nur Rauschen. Dann hörte er plötzlich Musik. Es war eine Glenn-Miller-Platte.
    Die Musik brach ab, und die Stimme eines Ansagers erklang: »Hier ist Kalkutta. Wir setzen unsere Glenn-Miller-Sendung mit der Aufnahme ›Moonlight-Serenade‹ fort.«
    Durch die Tür konnte Mac sehen, wie Larkin im Schatten hockte und hinter ihm Männer den Gang zwischen den Reihen der Betonbungalows entlangschlenderten. Er wollte hinauslaufen und schreien: Wollt ihr gleich die Nachrichten hören? Ich habe Kalkutta drin.
    Mac horchte noch einen Augenblick, schaltete dann den Empfänger aus, schob die Wasserflaschen vorsichtig in ihre Schutzhüllen aus grünlichgrauem Filz zurück und ließ sie achtlos auf den Betten liegen. Um zehn würde Kalkutta Nachrichten senden. Um Zeit zu sparen, versteckte Mac das Verbindungskabel und den Kopfhörer unter der Matratze, statt sie wieder in der dritten Flasche zu verstauen. Er hatte so lange zusammengekauert unter dem Netz gehockt, daß er einen Krampf im Rücken hatte, und er stöhnte beim Aufstehen.
    Larkin draußen sah sich nach ihm um. »Was ist los, Kamerad? Können Sie nicht schlafen?«
    »Nein, mein Junge«, antwortete Mac und ging zu ihm hinaus, um sich neben ihn zu setzen.
    »Sie sollten vorsichtiger sein am ersten Tag nach Ihrer Entlassung aus dem Lazarett.« Larkin brauchte nicht zu hören, daß er funktionierte. Macs Augen leuchteten vor Erregung. Larkin stieß ihn spielerisch in die Seite. »Es geht Ihnen gut, Sie alte Eule.«
    »Wo steckt Peter?« fragte Mac, der wohl wußte, daß er unten an den Duschen wartete.
    »Dort drüben. Der Kerl hockt da herum. Sehen Sie ihn sich an!«
    »He, 'mahlu sana!« rief Mac laut.
    Peter Marlowe wußte schon, daß Mac erfolgreich gewesen war, aber er stand auf, ging zu ihnen hinüber und sagte: »'mahlu senderis«, was soviel bedeutet wie ›Mahlu dich selbst‹. Auch ihm brauchte man nichts zu sagen.
    »Wie wäre es mit einer Partie Bridge?« fragte Mac.
    »Wer ist der vierte?«
    »He, Gavin«, rief Larkin laut. »Wollen Sie den vierten machen?«
    Major Gavin Ross zerrte die Beine vom Feldstuhl. Auf eine Krücke gestützt, schleppte er sich hinter dem Nachbarbungalow hervor. Er freute sich über die Aufforderung zu einem Spiel. Die Nächte waren immer schlimm. Die Lähmung war so sinnlos. Früher einmal ein Mann, und jetzt ein Nichts. Nutzlose Beine. Ein Leben lang an den Rollstuhl gefesselt.
    Ein winziger Schrapnellsplitter hatte ihn in den Kopf getroffen, kurz bevor Singapur sich ergeben hatte. »Nicht schlimm, Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen«, hatten die Ärzte erklärt. »Wir können das Ding herausholen, sobald wir Sie in einem ordentlichen Lazarett mit der entsprechenden Einrichtung unterbringen können. Das hat noch viel Zeit.« Aber es gab nie ein ordentliches Lazarett mit der entsprechenden Einrichtung, und die Zeit war abgelaufen.
    »Mein Gott«, stöhnte er mit schmerzverzerrtem Gesicht, als er sich auf den Zementboden gleiten ließ. Mac holte ein Kissen und warf es ihm hinüber. »Fangen Sie, Bester!« Er brauchte einen Augenblick, bis er sich zurechtgesetzt hatte, und unterdessen holte Peter Marlowe die Karten, und Larkin richtete die Fläche zwischen ihnen. Gavin hob das linke Bein und bog es zur Seite und aus dem Weg, nachdem er die Drahtfeder ausgehängt hatte, die die Schuhspitze mit dem Band dicht unterhalb des Knies verband. Dann rückte er das ebenfalls gelähmte andere Bein zur Seite und lehnte sich mit dem Kissen im Rücken gegen die Wand zurück. »So ist es besser«, sagte er und fuhr sich mit schneller, fahriger Geste über den Kaiser-Wilhelm-Bart.
    »Was machen die Kopfschmerzen?« erkundigte Larkin sich automatisch.
    »Es geht so, alter Junge«, erwiderte Gavin ebenso automatisch. »Sind Sie mein Partner?«
    »Nein, Sie können mit Peter spielen.«
    »O Gott, der Kerl trumpft immer meine Asse weg.«
    »Das war nur ein einziges Mal«, wehrte sich Peter Marlowe.
    »Einmal an einem Abend«, lachte Mac und begann zu geben.
    »'mahlu.«
    »Zwei Pik«, eröffnete Larkin das Spiel unter heftigem Schwenken der Hände.
    Das Bieten

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