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Rattenkoenig

Rattenkoenig

Titel: Rattenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Woche hatte er sich schon um die Hühner gekümmert.
    Etwas später an diesem Tag, nach dem Mittagessen, legte Peter Marlowe sich auf sein Bett und ruhte aus.
    »Entschuldigen Sie, Sir.«
    Peter Marlowe riß die Augen auf und sah Dino neben dem Bett stehen. »Ja?« Er sah sich in der Baracke um und spürte einen Stich der Verlegenheit.
    »Eh, kann ich Sie sprechen, Sir?« Und das ›Sir‹ klang impertinent wie stets. Warum körnen die Amerikaner nur das ›Sir‹ nicht so aussprechen, daß es normal klingt, dachte Peter Marlowe. Er stand auf und ging hinter ihm her aus der Baracke.
    Dino ging voran bis in die Mitte der kleinen freien Fläche zwischen den Baracken.
    »Hören Sie, Peter«, sagte Dino drängend. »Sie sollen zum King kommen. Und Sie sollen Larkin und Mac mitbringen.«
    »Was ist los?«
    »Er hat nur gesagt, ich soll Sie holen. Sie sollen sich in einer halben Stunde im Gefängnis in Zelle 54 auf dem vierten Stock mit ihm treffen.«
    Offiziere durften das Gefängnis nicht betreten. Japanischer Befehl. Durchgesetzt von der Lagerpolizei. Verdammt riskante Sache.
    »Ist das alles?«
    »Ja, mehr hat er nicht gesagt. Zelle 54, vierter Stock, in einer halben Stunde. Bis nachher, Peter.«
    Was kann jetzt los sein, überlegte Peter Marlowe. Schnell ging er zu Larkin und Mac hinab und sagte es ihnen. »Was halten Sie davon, Mac?«
    »Wissen Sie, mein Junge«, antwortete Mac bedächtig, »ich glaube nicht, daß der King uns alle drei so einfach ohne weitere Erklärung zu sich rufen würde, wenn es nicht wichtig wäre.«
    »Und was meinen Sie dazu, daß wir ins Gefängnis gehen sollen?«
    »Wenn wir dabei erwischt werden«, erwiderte Larkin, »dann müssen wir eine Ausrede bereit haben. Grey wird bestimmt davon erfahren und aus der Geschichte etwas machen wollen. Am besten gehen wir getrennt. Ich kann ja immer sagen, ich wollte einige Aussies besuchen, die im Gefängnis untergebracht sind. Und Sie, Mac?«
    »Vom Malaiischen Regiment sind auch ein paar dort. Ich könnte einen davon besuchen. Wie ist es mit Ihnen, Peter?«
    »Es sind ein paar Leute von der RAF drüben, die ich besuchen könnte.« Peter Marlowe zögerte. »Vielleicht sollte ich erst einmal nachsehen, um was es geht, und dann zurückkommen und es Ihnen erzählen.«
    »Nein. Wenn Sie beim Hineingehen nicht gesehen werden, könnten Sie doch beim Herausgehen erwischt und angehalten werden. Dann würde man Sie nie wieder hineinlassen. Einen direkten Befehl mißachten und ein zweites Mal hineingehen könnten Sie nicht. Nein, ich glaube, es ist am besten, wir gehen gleich mit. Aber getrennt.« Larkin lächelte. »Geheimnisvoll, was? Möchte wissen, was da los ist.«
    »Hoffentlich ist es nichts Schlimmes.«
    »Ach, mein Lieber«, sagte Mac. »Es ist immer schlimm, in solchen Zeiten leben zu müssen. Ich würde mich nicht sicher fühlen, wenn ich nicht hinginge – der King hat Freunde oben. Er könnte etwas wissen.«
    »Wie ist es mit den Flaschen?«
    Sie dachten einen Augenblick nach, dann brach Larkin das Schweigen. »Wir werden sie mitnehmen.«
    »Ist das nicht gefährlich? Ich meine, wenn wir erst im Gefängnis drin sind und überraschend eine Durchsuchung gemacht wird, können wir sie nicht mehr verstecken.«
    »Wenn wir erwischt werden sollen, werden wir eben erwischt.« Larkin war ernst und machte ein hartes Gesicht. »Entweder steht es so in den Sternen oder nicht.«
    »He, Peter«, rief Ewart, als er Peter Marlowe die Baracke verlassen sah. »Sie haben Ihre Armbinde vergessen.«
    »Oh, danke.« Peter Marlowe verfluchte sich, als er zu seinem Bett zurückging. »Einfach vergessen, das verdammte Ding.«
    »Ich trage sie immer. Man kann nicht vorsichtig genug sein.«
    »Sie haben recht. Und vielen Dank.«
    Peter Marlowe mischte sich unter die Männer, die auf dem Weg an der Mauer entlangschlenderten. Er folgte dem Weg nach Norden, bog um die Ecke, und vor ihm lag das Tor. Rasch streifte er die Armbinde ab und kam sich plötzlich nackt vor und fühlte, daß die Männer, die vorbeigingen oder näher kamen, ihn ansahen und sich verwundert fragten, warum dieser Offizier keine Armbinde trug. Vor ihm, vielleicht zweihundert Schritte entfernt, lag das Ende der nach Westen führenden Straße. Die Sperre stand jetzt offen, weil einige Arbeitskommandos von ihrer Tagesarbeit zurückkehrten. Die meisten waren erschöpft, sie zerrten riesige Anhänger mit den Baumstümpfen hinter sich her, die mit unermeßlicher Mühe aus den Sümpfen ausgegraben worden und für

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