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Rattenkoenig

Rattenkoenig

Titel: Rattenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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glaube, es wird nichts weiter schaden, wenn wir ab und zu den Duft hinausziehen lassen. Wie ein indianisches Rauchsignal.«
    »Weht heute Wind?«
    »Verdammt, keine Ahnung. Weiß es jemand?«
    »He, Peter, helfen Sie mir mal rauf, mein Junge«, rief Mac.
    Mac war der Kleinste, deshalb ließ Peter Marlowe ihn auf seinen Schultern stehen. Mac spähte zwischen den Stäben hindurch, feuchtete die Finger an und streckte sie hinaus.
    »Beeilen Sie sich, Mac. Um Gottes willen – Sie sind kein Huhn!« rief Peter Marlowe laut.
    »Muß die Windrichtung prüfen, Sie kleiner Kläffer!« Und wieder steckte er den Finger in den Mund und beleckte ihn, streckte ihn zum Gitterfenster hinaus und sah so konzentriert und so lächerlich aus, daß Peter Marlowe zu lachen begann, und Larkin stimmte in sein Lachen ein, und sie bückten sich, und Mac fiel zwei Meter tief und schürfte sich das Bein auf.
    »Seht euch mein blutiges Bein an, verdammt«, knurrte Mac zwischen den Zähnen. Es war nur eine kleine Abschürfung, aber ein bißchen Blut war zu sehen. »Verdammt, fast hätte ich mir die Haut von dem ganzen verdammten Ding abgerissen.«
    »Sehen Sie mal, Peter«, ächzte Larkin und hielt sich den Bauch. »Mac hat tatsächlich Blut. Ich hatte immer geglaubt, er hätte nur Kautschuksaft in den Adern!«
    »Zum Teufel mit Ihnen, Sie verdammten Hunde, 'mahlu.« brüllte Mac jähzornig. Dann packte ihn ein Lachanfall, er sprang auf, riß Peter Marlowe herum und begann zu singen: »Ringel, Ringel, Rosen, Veilchen, Aprikosen …«
    Und Peter Marlowe packte Broughs Arm, und Brough hängte sich bei Tex ein, und von dem Liedchen ganz hysterisch gemacht, tanzte der Männerreigen um den Kochtopf und den King herum, der mit gekreuzten Beinen dahintersaß.
    Mac zerriß den Reigen. »Heil dir, Cäsar. Wir, die wir gleich essen werden, grüßen dich.«
    Wie aus einem Munde brüllten sie ihm den Gruß zu und stürzten dann in einen Haufen übereinander.
    »Verdammt, gehen Sie von meinem Arm herunter, Peter!«
    »Sie trampeln mit dem Fuß auf meinen Eiern herum, Sie Idiot«, fluchte Larkin mit Brough.
    »Entschuldigung, Grant. Ach du meine Güte! So habe ich schon seit Jahren nicht mehr gelacht.«
    »He, Rajah«, rief Peter Marlowe, »ich finde, wir sollten alle mal rühren, damit es Glück bringt.«
    »Gern, wenn Sie Lust haben«, erwiderte der King. Es tat ihm richtig gut, die Jungens so glücklich zu sehen.
    Feierlich stellten sie sich in einer Reihe auf, und Peter Marlowe rührte das Gebräu, das jetzt heiß zu werden begann. Mac nahm den Löffel und rührte und sprach einen lästerlichen Fluch. Larkin, der sich nicht überbieten lassen wollte, begann zu rühren und sagte dabei: »Heiß, heiß, heiß, glühe, Feuer, glühe …«
    »Sie sind wohl völlig übergeschnappt?« fuhr Brough auf. »Macbeth zu zitieren, um Gottes willen.«
    »Wieso?«
    »Es bringt Unglück, Macbeth zu zitieren. Genau wie wenn man in einer Theatergarderobe pfeift.«
    »Tatsächlich?«
    »Das weiß doch jeder Dussel.«
    »Au verdammt. Das habe ich nicht gewußt.« Larkin runzelte die Stirn.
    »Sie haben es sowieso falsch zitiert«, erklärte Brough. »Es heißt ›Spart am Werk nicht Fleiß und Mühe, Feuer sprühe, Kessel glühe‹!«
    »O nein, so heißt es nicht, Yankee. Ich kenne meinen Shakespeare. Ich wette mit Ihnen um den Reis von morgen.«
    »Seien Sie vorsichtig, Oberst«, warnte Mac argwöhnisch, denn er kannte Larkins Hang zum Glücksspiel. »So leicht wettet man nicht.«
    »Ich habe recht, Mac«, erklärte Larkin, aber irgend etwas an dem selbstgefälligen Ausdruck auf dem Gesicht des Amerikaners gefiel ihm nicht. »Wieso sind Sie überhaupt so sicher, daß Sie recht haben?«
    »Gilt die Wette?« fragte Brough dagegen.
    Larkin dachte einen Augenblick nach. Er liebte das Glücksspiel – aber die Reisportion des nächsten Tages war doch ein zu hoher Einsatz. »Nein. Ich lege meine Reisration jederzeit auf den Kartentisch, aber ich will verdammt sein, wenn ich sie auf Shakespeare setze.«
    »Schade«, meinte Brough. »Ich hätte eine Sonderration brauchen können. Es ist Akt 4, Szene 1, Zeile 10.«
    »Verdammt, wieso können Sie das so genau sagen?«
    »Da ist weiter nichts dabei«, erklärte Brough. »Ich habe am USC als Hauptfach Kunst studiert und mich besonders für Journalistik und Bühnenschriftstellerei interessiert. Ich will Schriftsteller werden, wenn ich rauskomme.«
    Mac beugte sich vor und lugte in den Topf hinein. »Ich beneide Sie, mein Junge.

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