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Rattenkoenig

Rattenkoenig

Titel: Rattenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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die Lagerküchen bestimmt waren. Peter Marlowe fiel ein, daß er am übernächsten Tag zu einem solchen Arbeitseinsatz gehen würde. Die beinahe täglichen Arbeitseinsätze auf dem Flugplatz machten ihm nichts aus. Das war leichte Arbeit. Das Holzkommando aber war etwas anderes. Es war eine gefährliche Sache, die Stämme zu schleppen. Viele kamen mit Knochenbrüchen zurück, weil es an Werkzeug fehlte, das die Arbeit erleichtert hätte. Manche brachen sich Glieder oder verstauchten sich Gelenke. Alle mußten gehen, die Gesunden ein- oder zweimal in der Woche, die Offiziere ebenso wie die Gemeinen, denn die Küchen brauchten viel Feuerholz, und es war nur gerecht, wenn die Gesunden für die Kranken mitsorgten.
    Neben dem Tor stand der Militärpolizist, und auf der gegenüberliegenden Seite des Tores lehnte der koreanische Posten an der Mauer, rauchte und beobachtete träge die vorbeigehenden Männer. Der Militärpolizist sah auf das Arbeitskommando, das durch das Tor schlurfte. Auf dem Wagen lag ein Mann. Ein oder zwei Leute kamen für gewöhnlich auf diese Weise zurück, aber sie mußten schon sehr müde oder sehr krank sein, um nach Changi heimgezogen zu werden.
    Peter Marlowe huschte an den abgelenkten Wachen vorbei und mischte sich unter die Männer, die sich auf dem gewaltigen Betonquadrat drängten.
    Er entdeckte den Eingang in einen der Zellenblöcke und suchte seinen Weg, die Metalltreppen hinauf und über Betten und Strohsäcke hinweg. Überall waren Männer. Auf den Treppen, in den Korridoren und in den offenen Zellen – vier oder fünf in einer Zelle, die für einen einzelnen bestimmt war. Er fühlte das wachsende Entsetzen vor dem Druck, der von oben, von unten, von überall ringsum kam. Der Gestank erregte Übelkeit. Gestank verfaulender Leiber. Gestank ungewaschener Menschenleiber. Gestank einer Generation eingesperrter Menschenleiber. Gestank von Mauern, Gefängnismauern. Peter Marlowe fand Zelle 54. Die Tür war geschlossen, deshalb öffnete er sie und trat ein. Mac und Larkin waren schon da.
    »Mein Gott, der Gestank in diesem Bau bringt mich um.«
    »Mich auch, Mensch«, sagte Larkin. Er schwitzte. Mac schwitzte. Die Luft war stickig, und die Betonmauern waren feucht von ihrem Schwitzwasser und fleckig vom Schimmel des Schwitzwassers vieler Jahre.
    Die Zelle war ungefähr zwei Meter breit und zweieinhalb Meter lang und drei Meter hoch. In der Mitte der Zelle stand an eine Wand zementiert ein Bett – ein massiver Betonklotz, einen Meter hoch und einen Meter breit und zwei Meter lang. Oben am Bett erhob sich ein Betonkopfkissen. In einer Zellenecke war eine Toilette – ein Loch im Boden, das mit dem Abflußrohr verbunden war. Der Abfluß funktionierte nicht mehr. Drei Meter über dem Boden war in einer Wand ein winziges vergittertes Fenster, aber den Himmel konnte man nicht sehen, weil die Wand sechzig Zentimeter dick war.
    »Mac. Wir lassen ihm einige Minuten Zeit und verschwinden dann aus diesem verdammten Loch«, sagte Larkin.
    »Einverstanden, mein Junge.«
    »Machen wir wenigstens die Tür auf«, sagte Peter Marlowe, dem der Schweiß in Strömen herunterlief.
    »Lassen Sie sie besser zu, Peter. Es ist sicherer«, erwiderte Larkin unbehaglich.
    »Lieber tot als hier drin leben.«
    »Ja. Gott sei Dank sind wir draußen.«
    »He, Larkin.« Mac zeigte auf die Decken, die auf dem Betonbett lagen. »Ich verstehe nicht, wo die Männer sind, die in der Zelle wohnen. Sie können doch nicht alle bei einem Arbeitseinsatz sein.«
    »Ich weiß es auch nicht.« Larkin wurde nervös. »Verschwinden wir von hier …«
    Die Tür öffnete sich, und der King kam vor Freude strahlend herein. »Hallo, Leute!« Auf den Armen trug er einige Pakete, und er trat beiseite, als Tex, ebenfalls beladen, hereinkam. »Leg den Kram aufs Bett, Tex.«
    Tex setzte die elektrische Kochplatte und die große Bratpfanne ab und stieß die Tür zu, und sie sahen ihm erstaunt zu.
    »Geh und hol Wasser«, wandte der King sich an Tex.
    »Jawohl.«
    »Was ist los? Warum haben Sie uns rufen lassen?« fragte Larkin.
    Der King lachte. »Wir werden uns was brutzeln.«
    »Um Himmels willen! Wollen Sie damit sagen, daß Sie uns nur deshalb hierhergeholt haben? Verdammt, das hätten wir auch in unserer eigenen Unterkunft machen können!« Larkin war wütend. Der King sah ihn nur an und grinste. Er drehte ihm den Rücken zu und öffnete ein Paket. Tex kehrte mit dem Wasser zurück und stellte die Bratpfanne auf die Kochplatte.
    »Rajah,

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