Rattenkoenig
drüben.«
»Warum ich? Verdammt, ich muß immer mehr tun als die …«
»Setzen Sie Ihren verdammten Arsch in Bewegung und gehen Sie hin.«
Smith, ein mickriger kleiner Cockney, stand murrend auf und tat, was ihm befohlen worden war.
Torusumi und der andere Posten tranken in tiefen Schlucken. Dann rief Torusumi laut zu Peter Marlowe hinüber: »Wir danken Euch.«
»Friede sei mit Euch«, erwiderte Peter Marlowe.
Torusumi zog eine zerknautschte Packung Kooa heraus und reichte sie Peter Marlowe.
»Ich danke Euch«, sagte Peter Marlowe.
»Friede sei mit Euch«, erwiderte Torusumi höflich.
Es waren sieben Zigaretten. Die Männer bestanden darauf, daß Peter Marlowe zwei nahm. Die übrigen fünf wurden verteilt, je eine für vier Mann, und man war sich einig, daß sie nach dem Mittagessen geraucht werden sollten.
Zum Mittagessen gab es Reis und Fischbrühe und dünnen Tee. Peter Marlowe nahm nur Reis und mischte einen Hauch Blachang darunter. Als Nachtisch genoß er seinen Anteil an den Kokosnüssen. Dann lehnte er sich müde gegen einen Baumstumpf und sah über den Flugplatz hinweg und wartete auf das Ende der Mittagsstunde.
Nach Süden hin lag ein Hügel, und um den Hügel schwärmten Tausende chinesischer Kulis. Alle trugen zwei Bambuskörbe an einer Bambusstange auf der Schulter, und sie trippelten den Hügel hinauf, füllten die beiden Körbe mit Erde, trippelten den Hügel hinab und leerten die beiden Körbe. Sie waren unausgesetzt in Bewegung, und fast konnte man den Hügel verschwinden sehen. Darüber stand die sengende Sonne.
Peter Marlowe war jetzt zwei Jahre lang vier- oder fünfmal in der Woche zum Flugplatz gekommen. Als er und Larkin das Gelände mit den Hügeln und Sümpfen und dem Sand zum ersten Mal gesehen hatten, hatten sie gelacht und gedacht, daß man es nie in einen Flugplatz verwandeln könnte. Schließlich verfügten die Chinesen weder über Traktoren noch über Bulldozer.
Aber jetzt, zwei Jahre später, war bereits eine Start- und Landebahn in Betrieb, und die große Startbahn für die Bomber war beinahe fertig.
Peter Marlowe staunte über die Geduld der Arbeiterameisen und fragte sich, was ihre Hände alles schaffen könnten, wenn sie moderne Geräte zur Verfügung hätten.
Die Augen fielen ihm zu, und er schlief ein.
»Ewart! Wo steckt Marlowe?« fragte Grey schroff.
»Bei einem Arbeitskommando auf dem Flugplatz. Warum?«
»Sagen Sie ihm, er soll sich sofort bei mir melden, wenn er zurückkommt.«
»Wo werden Sie sein?«
»Himmeldonnerwetter, wie soll ich das wissen! Sagen Sie ihm, er soll mich suchen.« Als Grey die Baracke verließ, spürte er, wie es sich in seinen Gedärmen verkrampfte, und er hastete in Richtung auf die Latrinen davon. Bevor er halbwegs dorthin gelangt war, erreichte der Krampf seinen Höhepunkt, und ein wenig von dem blutigen Schleim quoll aus ihm heraus und in das Graspolster, das er in der Hose trug. Ganz schwach lehnte er sich gegen eine Baracke, um Kraft zu sammeln.
Grey wußte, daß es Zeit war, das Polster wieder zu wechseln, schon zum viertenmal heute, aber das war ihm gleichgültig. Das Polster war zumindest hygienisch, und es schützte seine Hose, die einzige, die er besaß. Und ohne das Polster konnte er sich nicht bewegen. Ekelhaft, fluchte er bei sich, genau wie eine Damenbinde. Was für ein verdammtes Geschmiere! Aber es erfüllte wenigstens seinen Zweck.
Er hätte sich heute krank melden sollen, aber er konnte es nicht, wo er doch eben Marlowe erwischt hatte. O nein, das war viel zu schön, um es sich entgehen zu lassen, und er wollte Marlowes Gesicht sehen, wenn er es ihm sagte. Das Wissen, ihn endlich gefaßt zu haben, lohnte den Schmerz. Der gemeine, nichtsnutzige Hund. Und durch Marlowe würde der King ein wenig ins Schwitzen geraten. In ein paar Tagen würde er sie beide haben. Denn er wußte von dem Diamanten, und er wußte auch, daß im Laufe der nächsten Woche die Verbindung aufgenommen werden sollte. Er wußte zwar noch nicht genau wann, aber das würde man ihm noch berichten. Du bist schlau, sagte er zu sich selbst, wirklich schlau, daß du dir eine so wirksame Organisation aufgebaut hast.
Er ging zu seiner Gefängnisbaracke und befahl dem Militärpolizisten, draußen zu warten. Er wechselte das Graspolster, schrubbte sich die Hände und hoffte, damit den Makel zu entfernen, den unsichtbaren Makel.
Da es ihm etwas besserging, zwang sich Grey, die Verandatreppe hinabzusteigen, und ging auf die Verpflegungsbaracke zu. Heute
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