Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rattenkoenig

Rattenkoenig

Titel: Rattenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
Vom Netzwerk:
an und hielt es Marlowe hin. Die Flamme, die ihn verzehren sollte, brannte gerade und hell.
    »Danke.« Peter Marlowe lächelte, und erst jetzt erkannte er die Ungeheuerlichkeit seiner Tat.
    »So«, sagte Grey, als er das Feuerzeug nahm. Das Wort klang majestätisch und endgültig und gewalttätig.
    Der King antwortete nicht, denn es gab nichts zu antworten. Er wartete lediglich, und jetzt, da er geliefert war, empfand er keine Furcht mehr, er verfluchte nur seine eigene Dummheit. Ein Mann, der durch eigene Dummheit versagt, hat kein Recht, ein Mann genannt zu werden. Und kein Recht, der König zu sein, denn immer der Stärkste ist König, nicht allein durch Stärke, sondern König kraft der Vereinigung von Schläue und Stärke und Glück.
    »Wo haben Sie das her, Korporal?« Greys Frage war eine Liebkosung.
    Peter Marlowes Magen drehte sich um, und sein Hirn arbeitete wie rasend, und dann sagte er: »Es gehört mir.« Er wußte, daß es wie die Lüge klang, die es ja auch war, und deshalb setzte er schnell hinzu: »Wir hatten gepokert. Ich verlor es. Kurz vor dem Mittagessen.«
    Grey und der King und alle Männer starrten betäubt auf ihn.
    »Sie haben was?« fragte Grey.
    »Es verloren«, wiederholte Marlowe. »Wir haben gepokert. Ich hatte eine Flöte. Erzählen Sie es ihm«, wandte er sich abrupt an den King und warf ihm den Ball zu, um ihn auf die Probe zu stellen.
    Des King Hirn war noch immer vom Schock gelähmt, aber seine Reflexe waren gut. Sein Mund öffnete sich, und er sagte: »Wir spielten Studpoker. Ich hatte ein Full, und …«
    »Welche Karten?«
    »Asse und Zweien.« Peter Marlowe unterbrach, ohne zu zögern. Zum Teufel, was ist bloß Stud, fragte er sich.
    Der King zuckte zusammen. Trotz großartiger Selbstbeherrschung. Er hatte gerade Könige und Damen sagen wollen, und er wußte, daß Grey das Zucken bemerkt hatte. »Sie lügen, Marlowe?«
    »Aber Grey, alter Junge, wie kann man nur so etwas sagen!« Peter Marlowe suchte Zeit zu gewinnen. Zum Henker, was ist nur Stud? »Es war jämmerlich«, erzählte er und fühlte das Gemisch aus Entsetzen und Freude an großer Gefahr. »Ich dachte schon, ich hab ihn. Ich hatte eine Flöte auf der Hand. Deshalb hab ich mein Feuerzeug gesetzt. Erzählen Sie es ihm«, wandte er sich an den King.
    »Wie spielen Sie Stud, Marlowe?«
    Ein Donner unterbrach das Schweigen und verklang am Horizont, und der King öffnete den Mund, aber Grey hinderte ihn am Reden.
    »Ich habe Marlowe gefragt«, sagte er drohend.
    Peter Marlowe war hilflos. Er blickte den King an, und obwohl seine Augen nichts sagten, wußte der King Bescheid. »Kommen Sie schon«, sagte Peter Marlowe schnell, »zeigen wir es ihm.«
    Der King drehte sich sofort zu den Karten um und begann, ohne zu zögern: »Es war meine Deckkarte …«
    Grey schnellte wütend herum. »Ich habe Ihnen gesagt, ich will die Geschichte von Marlowe erzählt haben! Noch ein Wort von Ihnen, und ich nehme Sie fest wegen Verhinderung der Rechtsfindung.«
    Der King erwiderte nichts. Er betete nur, daß sein Wink gereicht hatte.
    Deckkarte, registrierte Peter Marlowes Gedächtnis im Hintergrund. Und er erinnerte sich. Und jetzt, da er das Spiel kannte, begann er mit Grey zu spielen. »Nun«, machte er bekümmert, »es ist wie jedes andere Pokerspiel auch, Grey.«
    »Erklären Sie einfach, wie Sie es spielen!« Grey dachte, daß er sie jetzt bei der Lüge ertappt hätte.
    Peter Marlowe sah ihn an, und seine Augen blickten hart wie Stein. Die Eier wurden kalt. »Was versuchen Sie zu beweisen, Grey? Jeder Narr weiß, daß es vier Karten mit dem Bild nach oben sind und eine nach unten – eine im Loch.«
    Ein Seufzer lief durch den Raum. Grey wußte, daß er jetzt nichts mehr machen konnte. Sein Wort würde gegen das Marlowes stehen, und er wußte, daß das selbst hier in Changi nicht genügte und er es schon besser machen mußte.
    »Sie haben recht«, bestätigte er grimmig und sah vom King zu Peter Marlowe hinüber. »Jeder Narr weiß das.«
    Er reichte dem King das Feuerzeug zurück. »Sehen Sie zu, daß es auf die Liste gesetzt wird.«
    »Jawohl, Sir.« Jetzt, da es vorüber war, gestattete der King sich, etwas von seiner Erleichterung durchblicken zu lassen.
    Grey blickte ein letztes Mal auf Peter Marlowe, und der Blick war sowohl ein Versprechen als auch eine Drohung. »Die alte Schulkrawatte würde heute stolz auf Sie sein«, sagte er voll Verachtung, und er ging aus der Baracke, und Masters schlurfte hinter ihm her.
    Peter

Weitere Kostenlose Bücher