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Rattenkoenig

Rattenkoenig

Titel: Rattenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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hatte das Recht, das zu befehlen.
    Peter Marlowe zuckte die Achseln und zog die Binde heraus und schob sie über den linken Unterarm. Auf der Binde befanden sich seine Rangabzeichen: Leutnant beim fliegenden Personal der Royal Air Force.
    Die Augen des King weiteten sich. Mein Gott, ein Offizier, dachte er, und ich wollte ihn bitten, mir …
    »Tut mir leid, Sie beim Mittagessen zu stören«, sagte Grey. »Aber es scheint, daß jemand etwas verloren hat.«
    »Verloren?« Ach du Scheiße, hätte der King beinah laut gerufen. Das Ronson! O Gott, schrie die Angst in ihm. Weg mit dem verfluchten Feuerzeug!
    »Was ist los, Korporal«, fragte Grey gepreßt und bemerkte den Schweiß, der vom Gesicht des King perlte.
    »Es ist heiß, nicht wahr?« fragte der King lahm. Er spürte deutlich, wie sein gestärktes Hemd vom Schweiß weich wurde. Er wußte, daß man ihn in eine Falle gelockt hatte. Und er wußte, daß Grey mit ihm spielte. Er überlegte rasch, ob er es wagen sollte, wegzulaufen, aber Peter Marlowe saß zwischen ihm und dem Fenster, und Grey konnte ihn leicht wieder einfangen. Und wegzulaufen wäre einem Eingeständnis seiner Schuld gleichgekommen.
    Er sah Grey etwas sagen, und er schwebte zwischen Leben und Tod. »Was haben Sie gesagt, Sir?« Und das ›Sir‹ war diesmal keine Beleidigung, denn der King starrte ungläubig auf Grey.
    »Ich sagte, daß Oberst Sellars den Diebstahl eines Goldrings gemeldet hat!« wiederholte Grey pflichtmäßig.
    Einen Augenblick fühlte der King sich ganz leicht im Kopf. Nicht das Ronson! Panik um nichts! Nur Sellars' verfluchter Ring. Er hatte ihn vor drei Wochen für Sellars verkauft – mit gehörigem Gewinn. Sellars hat also gerade einen Diebstahl gemeldet, wie? Verlogener Hund. »Donnerwetter«, sagte er mit unterdrücktem Lachen in der Stimme. »Donnerwetter, das ist hart. Gestohlen! Können Sie sich so was vorstellen!«
    »Ja, das kann ich«, bestätigte Grey grob. »Sie wohl nicht?«
    Der King antwortete nicht. Aber er hätte gern gelächelt. Nicht das Feuerzeug! In Sicherheit!
    »Kennen Sie Oberst Sellars?« fragte Grey gerade.
    »Flüchtig, Sir. Ich habe Bridge mit ihm gespielt, ein- oder zweimal.« Der King war jetzt ganz ruhig.
    »Hat er Ihnen den Ring gezeigt?« forschte Grey unerbittlich.
    Der King überprüfte sein Gedächtnis. Oberst Sellars hatte ihm den Ring zweimal gezeigt. Einmal, als er den King gebeten hatte, ihn für ihn zu verkaufen, und das zweite Mal, als er gegangen war, um den Ring zu wiegen. »Aber nein, Sir«, sagte er unschuldig. Der King wußte, daß er sicher war. Es gab keine Zeugen.
    »Sind Sie sicher, daß Sie ihn nie gesehen haben?« wollte Grey wissen.
    »Aber ja, Sir.«
    Grey war es von dem Katz-und-Maus-Spiel plötzlich übel, und Übelkeit vor Hunger nach den Eiern kehrte ihm den Magen um. Er hätte alles, alles für eines davon getan.
    »Haben Sie Feuer, Grey, alter Junge?« fragte Peter Marlowe. Er hatte sein Eingeborenen-Feuerzeug nicht mitgenommen. Und er mußte rauchen. Dringend. Seine Abneigung gegen Grey hatte seine Lippen ausgetrocknet.
    »Nein.« Besorg dir doch selber Feuer, dachte Grey wütend und wandte sich zum Gehen. Dann hörte er Peter Marlowe zum King sagen: »Könnte ich bitte Ihr Ronson haben?« Und langsam drehte er sich wieder um. Peter Marlowe lächelte zum King hinauf.
    Die Worte schienen in die Luft eingraviert. Dann liefen sie in alle Winkel der Baracke.
    Entsetzt und nach Zeit tastend, begann der King nach Streichhölzern zu suchen.
    »Es steckt in Ihrer linken Tasche«, half Peter Marlowe.
    Und in diesem Augenblick lebte und starb der King und wurde neu geboren. Die Männer in der Baracke atmeten nicht. Denn sie sollten sehen, wie der King auseinandergenommen wurde. Sie sollten sehen, wie der King gekascht und gegriffen und weggebracht wurde, ein Ereignis, das jenseits aller Ereignisse lag und bare Unmöglichkeit war. Dennoch stand hier Grey, und hier stand der King, und hier saß der Mann, der den King geliefert hatte – und der ihn wie ein Opferlamm auf Greys Altar gelegt hatte … Einige der Männer waren empört, und einige freuten sich hämisch, und einigen tat es leid, und Dino dachte wütend: Verdammt, und morgen wäre ich an der Reihe gewesen, die Kiste zu bewachen!
    »Warum geben Sie ihm kein Feuer?« fragte Grey. Der Hunger hatte ihn verlassen, und an seiner Stelle spürte er nur noch Wärme. Grey wußte, daß kein Ronson-Feuerzeug auf der Liste stand.
    Der King holte das Feuerzeug heraus, knipste es

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