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Rattenkoenig

Rattenkoenig

Titel: Rattenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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flüsterte Ewart zu: »Vielleicht gibt es heute abend etwas Gutes zu essen.«
    »Was?«
    »Schon gut. Etwas Besonderes.« Peter Marlowe wußte, daß Drinkwater sie belauschte. Heimlich legte er das Bananenblatt auf sein Wandbrett und sagte zu Ewart: »Ich bin gleich wieder zurück.« Eine halbe Stunde später kam er zurück, und da war das Bananenblatt verschwunden und Drinkwater ebenfalls. »Sind Sie inzwischen draußen gewesen?« fragte Peter Marlowe Ewart.
    »Nur einen Augenblick. Drinkwater hat mich gebeten, etwas Wasser für ihn zu holen. Er hat gesagt, es sei ihm so schlecht.« Und dann bekam Peter Marlowe hysterische Lachkrämpfe, und alle in der Baracke dachten, er hätte den Verstand verloren. Erst als Mike ihn schüttelte, konnte er zu lachen aufhören. »Entschuldigung, ich habe über etwas ganz Privates lachen müssen.«
    Als Drinkwater zurückkehrte, gab Peter Marlowe vor, vom Verlust von etwas Eßbarem tödlich getroffen zu sein, und Drinkwater gab sich ebenfalls besorgt, leckte sich die Lippen und erklärte: »Was für eine Gemeinheit!«, und Peter Marlowes hysterischer Lachanfall begann von vorn.
    Schließlich tastete sich Peter Marlowe zu seinem Bett und legte sich erschöpft hin. Und schnell verstärkte diese Erschöpfung noch die Erschöpfung der beiden letzten Tage. Er schlief ein, und in seinen Träumen aß Drinkwater Berge kleiner Schenkel, und er, Peter Marlowe, stand dabei und sah die ganze Zeit zu, und Drinkwater sagte immer wieder: »Was ist denn los? Sie sind köstlich, wirklich köstlich.«
    Ewart rüttelte ihn wach. »Draußen steht ein Amerikaner, Peter. Er möchte mit Ihnen reden.«
    Peter Marlowe fühlte sich noch immer schwach, und Übelkeit quälte ihn, aber er stand auf. »Wo ist Drinkwater?«
    »Er ist weggegangen, nachdem Sie den Lachanfall hatten.«
    »Aha.« Peter Marlowe lachte von neuem. »Ich hatte schon gefürchtet, es könnte ein Traum gewesen sein.«
    »Was?« Ewart sah ihn forschend an.
    »Nichts.«
    »Ich weiß nicht, was in Sie gefahren ist, Peter. Sie haben sich in letzter Zeit ziemlich komisch benommen.«
    Tex erwartete Peter Marlowe im Schutz der Baracke. »Peter«, wisperte er. »Der King schickt mich. Es ist allerhöchste Zeit, daß Sie kommen.«
    »Oh, verdammt! Entschuldigung, ich habe verschlafen.«
    »Ja, das hat er sich gedacht. ›Am besten bringen Sie es so schnell wie möglich hinter sich‹, hat er mir für Sie aufgetragen.« Tex runzelte die Stirn. »Sind Sie wieder gesund?«
    »Ja. Noch ein wenig schwach. Es wird schon gehen.«
    Tex nickte und eilte dann davon. Peter Marlowe rieb sich das Gesicht, ging dann die Treppe hinab zur Asphaltstraße und stellte sich unter die Dusche, und sein Körper trank Kraft aus der Kühle. Dann füllte er seine Feldflasche und ging schwerfällig zu den Latrinen. Er wählte ein Loch am Fuße des Abhangs möglichst nahe am Stacheldrahtzaun.
    Es stand nur eine schmale Mondsichel am Himmel. Er wartete, bis die Latrinengegend einen Augenblick leer war, glitt dann über die freie Fläche, schlüpfte unter dem Stacheldrahtzaun hindurch und in den Dschungel hinein. Er ging geduckt, als er im Dschungel dem Stacheldrahtzaun folgte und einen Bogen um den Posten schlug, von dem er wußte, daß er auf dem Pfad zwischen Dschungelrand und Stacheldrahtzaun auf und ab gehen mußte. Er brauchte eine Stunde, bis er die Stelle fand, wo er das Geld versteckt hatte. Er setzte sich auf den Dschungelboden, nahm die zentimeterdicken Banknotenbündel, band sie sich um die Oberschenkel und schlang den Sarong doppelt um die Taille. Der Sarong reichte jetzt nicht mehr bis auf den Boden, sondern war nur noch knielang und aufgebauscht und half dadurch mit, die außergewöhnliche Dicke seiner Schenkel zu verbergen.
    Er mußte noch eine ganze Stunde bei der Latrinengegend warten, bevor er unter dem Stacheldrahtzaun hindurchschlüpfen konnte. In der Dunkelheit hockte er sich über das Bohrloch, um Atem zu schöpfen und abzuwarten, bis sein Herz ruhiger schlug. Schließlich hob er seine Feldflasche auf und verließ die Latrinengegend.
    »Hallo, Kamerad«, sagte Timsen und trat mit einem Grinsen aus dem Schatten heraus. »Herrliche Nacht, nicht wahr?«
    »Ja«, antwortete Peter Marlowe.
    »Eine phantastische Nacht für einen Spaziergang. Stimmt's?«
    »Wie meinen Sie das?«
    »Haben Sie was dagegen, wenn ich mit Ihnen gehe?«
    »Nein. Kommen Sie, Tim. Ich bin froh, wenn Sie bei mir sind. Dann gibt es keine verdammten Buschklepper. Stimmt's?«
    »Stimmt

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