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Rattenkoenig

Rattenkoenig

Titel: Rattenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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gemacht!«
    »Pech gehabt«, schrie Max, und seine Augen traten hervor.
    »Ich müßte dich eigentlich zusammenschlagen. Bist du völlig übergeschnappt?«
    »Der Krieg ist vorbei. Mach dir deinen gottverdammten Kaffee selber«, kreischte Max, und Schaum trat ihm vor den Mund.
    Der King sprang hoch und stellte sich aufgereckt vor Max, und sein Gesicht war von Wut verzerrt. »Verschwinde, bevor ich dir in die Fresse trete!«
    »Tu's doch, tu's doch, aber vergiß nicht, daß ich Feldwebel bin! Ich bring dich vors Kriegsgericht!«
    Max begann hysterisch zu lachen, dann ging das Gelächter plötzlich in Schluchzen über, das wie klirrendes Glas in die Stille fiel, und Max floh aus der Baracke und ließ entsetztes Schweigen hinter sich zurück.
    »Verrückter Hund«, murmelte der King. »Stell bitte etwas Wasser auf, Tex«, und er setzte sich in seine Ecke.
    Tex stand an der Tür und starrte hinter Max her. Langsam sah er sich um. »Ich habe zu tun«, erklärte er nach einer quälenden Spanne der Unentschlossenheit.
    Dem King drehte sich der Magen um. Er drängte die aufsteigende Übelkeit zurück und setzte eine harte Miene auf.
    »Ja«, sagte der King mit schrecklichem Lächeln. »Das sehe ich.« Er spürte geradezu den Abgrund der Stille. Er zog seine Brieftasche heraus und wählte eine Banknote. »Hier ist ein Zehner. Sieh zu, daß du nicht mehr beschäftigt bist, und hol Wasser.«
    Aber Tex sagte nichts, schüttelte sich nur nervös und blickte weg.
    »Ihr müßt auch jetzt noch essen – bis es wirklich vorbei ist«, erklärte der King verächtlich und sah sich dann in der Baracke um. »Wer möchte Kaffee?«
    »Ich möchte gern Kaffee«, ließ Dino sich vernehmen, und es klang keineswegs bußfertig. Er holte den Topf, füllte ihn und setzte ihn zum Kochen auf.
    Der King ließ den Zehndollarschein auf den Tisch fallen. Dino starrte darauf.
    »Nein, danke«, sagte er heiser und schüttelte den Kopf, »nur den Kaffee.« Auf unsicheren Beinen ging er durch die Baracke. Unsicher wichen die Männer der schwelenden Verachtung des King aus. »Ich hoffe um euretwillen, ihr Hunde, daß der Krieg tatsächlich vorbei ist«, sagte der King.
    Peter Marlowe verließ die Unterkunft des Lagerkommandanten und eilte zur amerikanischen Baracke. Mechanisch erwiderte er die Grüße der Männer, die er kannte, und spürte fortwährend die Augen – ungläubige Augen –, die ihn beobachteten. Ja, dachte er, ich kann es selbst nicht glauben. Bald zu Hause zu sein, bald wieder zu fliegen, bald meinen Alten Herrn wiederzusehen, mit ihm zu trinken, mit ihm zu lachen. Und bei der ganzen Familie. Mein Gott, es wird seltsam sein. Ich lebe. Ich lebe. Ich habe es geschafft!
    »Hallo, Leute!« Er strahlte, als er in die Baracke trat.
    »Hallo, Peter«, rief Tex, sprang auf und schüttelte ihm warm die Hand. »Junge, waren wir froh, als wir das mit der Wache hörten, Menschenskind!«
    »Das ist ein Meisterstück von Untertreibung«, erklärte Peter Marlowe lachend. Während sie sich um ihn drängten, sonnte er sich in der Wärme ihrer Begrüßung.
    »Was war denn mit den hohen Tieren?« fragte Dino.
    Peter Marlowe erzählte es ihnen, und die Angst bedrückte sie noch mehr. Abgesehen von Tex. »Verdammt, völlig unnötig, sich aufs Schlimmste gefaßt zu machen. Es ist vorbei!« erklärte er zuversichtlich.
    »Es ist bestimmt vorbei«, knurrte Max rauh, als er in die Baracke trat.
    »Hallo, Max, ich …« Peter Marlowe fuhr nicht fort. Er war entsetzt über den furchterregenden Blick in Max' Augen.
    »Ist Ihnen nicht gut?« fragte er beunruhigt.
    »'türlich ist mir gut!« fuhr Max auf. Er schob sich vorbei und ließ sich auf sein Bett fallen. »Verdammt, was starrt ihr mich alle so an? Kann man nicht ab und zu mal die Nerven verlieren, ohne daß ihr Idioten einen gleich alle anstarrt?«
    »Beruhig dich schon«, erwiderte Tex.
    »Gott sei Dank werd ich diesen verdammten Scheißhaufen bald hinter mir haben.« Max' Gesicht war graubraun, und sein Mund zuckte. »Und das gilt für euch Scheißkerle auch!«
    »Halt die Schnauze, Max!«
    »Der Teufel soll dich holen!« Max wischte sich den Speichel vom Kinn. Er griff in die Tasche und zog ein Bündel Zehndollarscheine heraus, zerfetzte sie dann wild und verstreute sie wie Konfetti.
    »Zum Donnerwetter, was ist in dich gefahren, Max?« fragte Tex.
    »Nichts, du blöder Hund! Verdammt, die Geldscheine sind keinen Pfifferling wert.«
    »Was?«
    »Ich bin eben im Laden gewesen. Ja. Dachte, ich könnte mir

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