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Rattenkoenig

Rattenkoenig

Titel: Rattenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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Tee ein und preßt ihn dann aus. Anschließend bestreut man ihn mit etwas weißem Zucker und knetet ihn hinein, und wenn der Tabak ihn ganz aufgesogen hat, röstet man ihn leicht in einer Bratpfanne über kleinem Feuer. Dabei müssen Sie ihn dauernd drehen, sonst verdirbt er. Sie müssen es genau richtig hinkriegen. Er darf nicht zu trocken und nicht zu feucht sein.«
    Der King war überrascht, daß Peter Marlowe ihm das Verfahren so bereitwillig erzählt hatte – ohne vorher mit ihm ein Geschäft zu machen. Natürlich, dachte er, regt er nur meinen Appetit an. So einfach kann es nicht sein, sonst würden alle es machen. Und er weiß wahrscheinlich, daß ich der einzige bin, der die Sache fingern kann.
    »Einfach so?« fragte der King lächelnd.
    »Ja. Es ist eigentlich nichts weiter dabei.«
    Der King sah im Geiste schon ein blühendes Geschäft. Noch dazu ganz legal! »Ich nehme an, daß in Ihrer Baracke alle ihren Tabak auf diese Weise zubereiten.«
    Peter Marlowe schüttelte den Kopf. »Ich tu es nur für meine Einheit. Die andern führe ich schon seit Monaten an der Nase herum, erzähle ihnen allerlei Geschichten, lasse sie aber nie das richtige Verfahren herausbekommen.«
    Das Lächeln des King war breit. »Dann sind Sie also der einzige, der weiß, wie es gemacht wird!«
    »O nein«, widersprach Peter Marlowe, und die Zuversicht des King sank. »Es ist eine Sitte der Eingeborenen. Sie tun es auf ganz Java.«
    Der King strahlte wieder. »Aber hier weiß niemand was davon, nicht wahr?«
    »Keine Ahnung. Ich habe wirklich nie darüber nachgedacht.«
    Der King ließ den Rauch aus den Nasenlöchern kräuseln, und sein Hirn arbeitete schnell. Ja, sagte er zu sich, heute hast du einen Glückstag!
    »Ich will Ihnen was sagen, Peter. Ich habe Ihnen einen Geschäftsvorschlag zu machen. Sie zeigen mir genau, wie es gemacht wird, und ich beteilige Sie mit …« Er zögerte. »Zehn Prozent.«
    »Wie bitte?«
    »Na ja … sagen wir: fünfundzwanzig.«
    »Fünfundzwanzig?«
    »Also gut«, gab der King nach und betrachtete Peter Marlowe mit neuer Achtung. »Sie sind ein harter Brocken, und das gefällt mir. Ich werde die ganze Sache organisieren. Wir werden im großen einkaufen. Wir müssen eine Manufaktur einrichten. Sie können die Produktion überwachen, und ich werde mich um den Verkauf kümmern.« Er streckte die Hand aus. »Wir sind Partner, wir teilen uns den Spaß, fifty-fifty. Abgemacht!«
    Peter Marlowe starrte auf die ausgestreckte Hand des King. Dann sah er ihm ins Gesicht. »Gar nichts ist abgemacht!« erklärte er entschieden.
    »Himmelarsch!« explodierte der King. »Das ist das anständigste Angebot, das Sie je bekommen werden. Was ist denn noch anständiger? Ich finanziere den Laden! Ich werde …« Ein plötzlicher Einfall ließ ihn abbrechen. »Peter …«, sagte er nach einer Weile, und er war verletzt, zeigte es aber nicht. »Niemand braucht zu wissen, daß wir Partner sind. Sie zeigen mir einfach, wie es gemacht wird, und ich werde dafür sorgen, daß Sie Ihren Anteil bekommen. Sie können mir vertrauen.«
    »Das weiß ich«, versicherte Peter Marlowe.
    »Also, teilen wir fifty-fifty!« Der King strahlte.
    »Nein, tun wir nicht.«
    »Verdammt …«, stöhnte der King, als er die Daumenschrauben angesetzt fühlte. Aber er unterdrückte seine Wut und dachte über das Geschäft nach. Und je mehr er darüber nachdachte … Er blickte sich um und vergewisserte sich, daß niemand lauschte. Dann senkte er die Stimme und flüsterte heiser: »Sechzig-vierzig! Das hab ich in meinem ganzen Leben noch keinem angeboten. Sechzig zu vierzig, einverstanden.«
    »Nein, nicht einverstanden.«
    »Nicht einverstanden?« echote der King. Er war schockiert. »Ich muß bei diesem Geschäft doch etwas verdienen, Herrgott noch mal! Also was verlangen Sie für das Verfahren? Wollen Sie Barzahlung?«
    »Ich will überhaupt nichts«, wehrte Peter Marlowe ab.
    »Nichts?« Der King setzte sich, matt und völlig erschlagen.
    Peter Marlowe war bestürzt. »Wissen Sie«, begann er zögernd, »ich begreife nicht, wieso Sie sich über gewisse Dinge so aufregen. Das Verfahren gehört mir nicht, und deshalb kann ich es auch nicht verkaufen. Es handelt sich um ein einfaches Eingeborenenrezept. Ich könnte gar nichts von Ihnen annehmen dafür. Das wäre nicht richtig. Absolut nicht richtig. Und außerdem habe ich …« Peter Marlowe brach ab und sagte schnell: »Möchten Sie gerne, daß ich es Ihnen jetzt zeige?«
    »Augenblick noch.

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