Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Rattenkoenig

Rattenkoenig

Titel: Rattenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
Vom Netzwerk:
Marlowe starrte hinter Grey her, und als Grey die Tür erreicht hatte, sagte er nur ein klein wenig lauter als nötig zum King und beobachtete immer noch Grey: »Kann ich Ihr Feuerzeug haben? Meine Kippe ist ausgegangen.« Aber Greys Schritt stockte nicht, noch sah er sich um.
    Toller Bursche, dachte Peter Marlowe grimmig. Gute Nerven. Toller Bursche, und gut, ihn in einer Schlacht auf Leben und Tod an der Seite zu haben. Und ein Feind, vor dem man sich sehr hüten mußte.
    Der King saß matt in dem elektrisierten Schweigen, und Peter Marlowe nahm ihm das Feuerzeug aus der schlaffen Hand und zündete seine Zigarette an. Der King suchte mechanisch nach seiner Packung Kooa und steckte sich eine zwischen die Lippen und hielt sie damit fest, ohne sie zu spüren. Peter Marlowe beugte sich zu ihm hinüber, knipste das Feuerzeug an und hielt es dem King hin. Der King nahm sich lange Zeit, um sich auf die Flamme zu konzentrieren, und dann bemerkte er, daß Peter Marlowes Hand ebenso unsicher war wie seine eigene. Er blickte die ganze Baracke hinab, wo die Männer wie Statuen standen und zu ihm hinstarrten. Er fühlte den eisigen Schweiß auf seinen Schultern und die Feuchtigkeit seines Hemdes.
    Von draußen erklang das Klappern von Kannen. Dino stand auf und sah erwartungsvoll hinaus.
    »Essen«, rief er glücklich. Der Bann zerbrach, und die Männer verließen die Baracke mit ihren Eßgeschirren. Und Peter Marlowe und der King waren ganz allein.

3
    D ie beiden Männer saßen einen Augenblick still und erholten sich. Dann sagte Peter Marlowe zittrig: »Himmel, das wäre um Haaresbreite schiefgegangen!«
    »Ja«, antwortete der King nach längerer Pause. Unwillkürlich schauderte er erneut, griff dann nach seiner Brieftasche, nahm zwei Zehndollarscheine heraus und legte sie auf den Tisch. »Hier«, sagte er, »das wird für den Augenblick reichen. Aber Sie stehen von jetzt an und in Zukunft auf der Gehaltsliste. Mit zwanzig die Woche.«
    »Was?«
    »Ich geb Ihnen zwanzig die Woche.« Der King dachte einen Augenblick nach. »Schätze, Sie haben recht«, erklärte er bereitwillig und grinste. »Ist mehr wert. Sagen wir also dreißig.« Dann fiel sein Blick auf die Armbinde, und deshalb setzte er noch hinzu: »Sir.«
    »Sie können mich weiterhin Peter nennen«, sagte Peter Marlowe, und seine Stimme klang scharf. »Und damit ein für allemal Klarheit herrscht – ich will Ihr Geld nicht.« Er stand auf und wollte gehen. »Danke für die Zigarette.«
    »He! Warten Sie einen Augenblick«, bat der King erstaunt. »Zum Teufel, was ist in Sie gefahren?«
    Peter Marlowe starrte auf den King hinab, und Zorn leuchtete in seinen Augen auf. »Verdammt noch mal, für wen halten Sie mich eigentlich? Nehmen Sie endlich Ihr Geld und lassen Sie es verschwinden.«
    »Ist mit meinem Geld was nicht in Ordnung.«
    »Nein. Nur mit Ihrem Benehmen!«
    »Seit wann hat Benehmen was mit Geld zu tun?«
    Peter Marlowe drehte sich schroff um und wollte gehen. Der King sprang auf und stellte sich zwischen Peter Marlowe und die Tür. »Nur einen Augenblick«, sagte er, und seine Stimme klang angespannt. »Ich möchte etwas wissen. Warum haben Sie sich vor mich gestellt?«
    »Das ist doch wohl klar, oder nicht? Ich hatte Sie reingelegt, ich konnte Sie ja nicht einfach im Stich lassen. Für wen halten Sie mich?«
    »Ich weiß es nicht. Das versuche ich ja herauszukriegen.«
    »Das Ganze war meine Schuld. Es tut mir leid.«
    »Gar nichts braucht Ihnen leid zu tun«, erwiderte der King scharf. »Es war mein Fehler. Ich war dämlich. Das hat nichts mit Ihnen zu tun.«
    »Das spielt keine Rolle.« Peter Marlowes Gesicht war wie aus Granit gemeißelt, und seine Augen blickten ebenso hart. »Sie müssen mich für den allerletzten Dreck halten, daß Sie von mir annehmen, ich ließe Sie in der Patsche sitzen. Und Sie müssen mich für sonst was halten, wenn Sie glauben, ich nehme Geld von Ihnen. Ich habe durch meine Unvorsichtigkeit alles verursacht. Ich lasse mir das von niemandem bieten!«
    »Setzen Sie sich einen Augenblick. Bitte.«
    »Warum?«
    »Himmelherrgott noch mal, weil ich mit Ihnen reden will.«
    Max blieb mit dem Eßgeschirr des King zögernd in der Tür stehen. »Entschuldigung«, sagte er vorsichtig, »hier ist dein Essen. Möchtest du etwas Tee?«
    »Nein. Und heute kriegt Tex meine Suppe.« Er nahm das Eßgeschirr mit dem Reis und stellte es auf den Tisch.
    »In Ordnung«, sagte Max, der noch immer zögerte und sich fragte, ob der King vielleicht

Weitere Kostenlose Bücher