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Rattenkoenig

Rattenkoenig

Titel: Rattenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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ärgerlich«, setzte er hinzu und versuchte die Bitterkeit zu verbergen.
    »Gar nicht so verkehrt«, erklärte der King. »Sie hätten schließlich auch drinstecken können. Sie leben, und darauf kommt es an. Was haben Sie geflogen?«
    »Eine Hurricane. Einmannjäger. Aber meine normale Maschine war eine Spit – Spitfire.«
    »Hab davon gehört, aber nie eine gesehen. Ihr Burschen habt die Deutschen weiß Gott zur Sau gemacht.«
    »Ja«, antwortete Peter Marlowe leise. »Das haben wir getan, ziemlich.«
    Der King war überrascht. »Sie waren doch nicht bei der Luftschlacht um England, oder?«
    »Doch. Ich habe 1940 meine Schwingen bekommen, gerade noch rechtzeitig.«
    »Wie alt waren Sie damals?«
    »Neunzehn.«
    »Hä? Ich hätte Sie, Ihrem Gesicht nach zu urteilen, mindestens für achtunddreißig gehalten und nicht für vierundzwanzig!«
    »Danke ebenfalls, Freundchen!« Peter Marlowe lächelte. »Wie alt sind Sie?«
    »Fünfundzwanzig, verdammt noch mal«, brummte der King. »Die besten Jahre meines Lebens, und dann in diesem dreckigen Gefängnis eingelocht.«
    »Sie sind doch nicht eingelocht. Und mir scheint, daß es Ihnen ziemlich gutgeht.«
    »Wir sind trotzdem eingelocht. Sie können das ansehen, wie Sie wollen. Was meinen Sie, wie lange es noch dauert?«
    »Wir haben die Deutschen zum Rückzug gezwungen. Die Schau dürfte bald vorbei sein.«
    »Glauben Sie wirklich?«
    Peter Marlowe zuckte die Achseln. Vorsichtig, sagte er zu sich selbst, man kann nie vorsichtig genug sein. »Ja, ich glaube. Aber bei diesen Gerüchten weiß man nie …«
    »Und unser Krieg? Was ist mit uns?«
    Weil die Frage von einem Freund gestellt worden war, redete Peter Marlowe offen. »Ich glaube, daß unser Krieg ewig dauern wird. Oh, wir werden zwar die Japsen schlagen. Aber was uns hier angeht? Ich glaube nicht, daß wir herauskommen.«
    »Warum?«
    »Na ja, ich glaube nicht, daß die Japsen sich je ergeben werden. Das bedeutet, daß wir auf ihrem Mutterland landen müssen. Und dann werden sie uns hier, meiner Meinung nach, liquidieren, uns alle. Wenn Epidemien und Krankheiten uns nicht schon vorher umgelegt haben.«
    »Verflucht, warum sollten sie?«
    »Oh, um Zeit zu gewinnen, nehme ich an. Ich denke, daß sie die Fangarme einziehen werden, je enger das Netz um Japan sich zusammenzieht. Warum sollten sie einiger tausend Gefangener wegen Zeit verschwenden? Die Japsen denken über das Leben ganz anders als wir. Und der Gedanke an unsere Truppen auf ihrer Heimaterde wird sie glatt um den Verstand bringen.« Seine Stimme klang ganz flach und ruhig. »Ich glaube, wir sind erledigt. Natürlich hoffe ich, daß ich mich irre. Aber ich glaube es nun mal.«
    »Sie sind ja verdammt optimistisch«, sagte der King sauer, und als Peter Marlowe lachte, fuhr er auf: »Verflucht, worüber lachen Sie eigentlich? Sie scheinen immer an der falschen Stelle zu lachen.«
    »Entschuldigung. Schlechte Angewohnheit.«
    »Setzen wir uns nach draußen. Die Fliegen fressen einen ja auf. He! Max«, rief der King. »Kannst du mal aufräumen?«
    Max kam heran und begann aufzuräumen, und der King und Peter Marlowe stiegen durch das Fenster nach draußen. Gleich vor der Baracke standen unter einem Segeltuchvordach noch ein kleiner Tisch und eine Bank.
    Der King setzte sich auf die Bank. Peter Marlowe hockte sich nach Eingeborenenart auf die Fersen.
    »Das könnte ich nie«, meinte der King.
    »Es ist sehr bequem. Ich hab es auf Java gelernt.«
    »Wie kommt es, daß Sie so gut Malaiisch sprechen?«
    »Ich habe eine Zeitlang in einem Dorf gelebt.«
    »Wann?«
    »42, nach der Landung der Japaner.«
    Der King wartete geduldig, daß er weitererzählte, aber es kam nichts mehr aus ihm heraus. Er wartete noch eine Weile und fragte dann: »Wie kam das, daß Sie nach der Besetzung 42 in einem Dorf auf Java gelebt haben, wo doch alle andern schon im Gefangenenlager steckten?«
    Peter Marlowes Lachen war herzhaft. »Entschuldigung. Es gibt nicht viel zu erzählen. Mir gefiel der Gedanke nicht, in einem Lager zu stecken. Tatsächlich war es so, daß ich mich bei Kriegsende in den Dschungel absetzte, mich darin verirrte und – nach einiger Zeit auf dieses Dorf stieß. Man hatte Mitleid mit mir. Ich blieb etwa sechs Monate.«
    »Wie war das?«
    »Wunderbar. Sie waren sehr freundlich. Ich lebte genau wie einer von Ihnen. Gekleidet wie ein Javanese, und meine Haut färbte ich dunkel – wissen Sie, eigentlich war es Unsinn, denn meine Größe und meine Augen verrieten mich

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