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Rattenkoenig

Rattenkoenig

Titel: Rattenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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ja sowieso. Ich arbeitete in den Reisfeldern.«
    »Sie ganz allein?«
    Nach einer Pause antwortete Peter Marlowe: »Ich war der einzige Europäer dort, falls Sie das gemeint haben.« Er blickte auf das Lager hinaus, sah die Sonne auf den Staub herabsengen und den Wind den Staub hochfegen und ihn herum wirbeln. Diese Staubwirbel erinnerten ihn an sie.
    Sein Blick schweifte weiter nach Osten hin zu einem nervösen Himmel. Aber sie war Teil des Himmels.
    Der Wind frischte leicht auf und bog die Wipfel der Kokospalmen. Aber sie war Teil des Windes und der Palmen und der Wolken dahinter.
    Peter Marlowe riß sich aus seinen Gedanken los und beobachtete, wie der koreanische Posten in der drückenden Hitze schwitzend außerhalb des Lagers den Zaun entlangstampfte. Die Uniform des Postens war schäbig und schlecht gepflegt, und seine Mütze war so zerknautscht wie sein Gesicht, sein Gewehr hatte er quer auf dem Rücken hängen. Er war ebenso bar jeder Anmut, wie sie voller Anmut gewesen war.
    Erneut blickte Peter Marlowe zum Himmel hinauf und suchte die Ferne. Dann konnte er sich dem Gefühl hingeben, sich nicht mehr in einem Kasten zu befinden – in einem Kasten voller Männer und voll der Gerüche von Männern. Ohne Frauen, dachte Peter Marlowe hilflos, sind Männer nur ein grausamer Witz. Und er blutete unter den sengenden Strahlen der Sonne.
    »He! Peter …« Der King blickte den Hang hinauf, und sein Mund stand weit offen.
    Peter Marlowe folgte dem Blick des King, und sein Magen drehte sich um, als er Sean näher kommen sah. »Mein Gott!« Er wollte sich durch das Fenster aus dem Staub machen, wußte aber, daß er sich dadurch noch auffälliger gemacht hätte. Deshalb wartete er grimmig und atmete kurz. Er glaubte, vielleicht eine Chance zu haben, nicht entdeckt zu werden, denn Sean war tief ins Gespräch mit Staffelführer Rodrick und Leutnant Frank Parrish vertieft. Ihre Köpfe waren dicht beieinander, und ihre Stimmen klangen angespannt.
    Dann blickte Sean an Frank Parrish vorbei und sah Peter Marlowe und blieb stehen. Rodrick und Frank hielten überrascht ebenfalls an. Als sie Marlowe sahen, dachten sie: Ach du lieber Gott. Aber sie verbargen ihre Besorgnis.
    »Hallo, Peter«, rief Rodrick laut. Er war ein großer, ordentlicher Mann mit scharf gemeißeltem Gesicht, ebenso groß und ordentlich, wie Frank Parrish groß und unordentlich war.
    »Hallo, Rod!« rief Peter Marlowe zurück.
    »Ich komme gleich nach«, sagte Sean ruhig zu Rodrick und ging auf Peter Marlowe und den King zu. Jetzt, da der erste Schock abgeklungen war, lächelte Sean ein Willkommen.
    Peter Marlowe fühlte, wie sich ihm die Nackenhaare zu sträuben begannen, und er stand auf und wartete ab. Er fühlte deutlich, wie die Blicke des King sich in ihn bohrten.
    »Hallo, Peter«, sagte Sean.
    »Hallo, Sean.«
    »Du bist schmal, Peter.«
    »Oh, keine Ahnung. Sicher nicht mehr, als jeder andere auch. Ich fühl mich ganz wohl, danke.«
    »Ich habe dich so lange Zeit nicht mehr gesehen. Warum kommst du nicht gelegentlich mal zum Theater herauf? Es gibt da immer irgendwo eine kleine Sonderration – und du kennst mich ja, ich habe nie viel gegessen.« Sean lächelte hoffnungsvoll.
    »Danke«, antwortete Peter Marlowe rauh vor Verlegenheit.
    »Ach, ich weiß, daß du nicht kommen wirst«, resignierte Sean unglücklich, »aber du bist immer willkommen.« Es entstand eine Pause. »Ich sehe dich überhaupt nicht mehr.«
    »Oh, du weißt ja, wie das so ist, Sean. Du legst all die Vorführungen auf die Bretter, und ich, na ja, ich bin auf Arbeitseinsätzen und solchen Scherzen.«
    Wie Peter Marlowe trug auch Sean einen Sarong, der aber anders war als der Peter Marlowes, welcher fadenscheinig und von verblaßtem Bunt war, während derjenige Seans neu und weiß leuchtete und der Saum mit Blau und Silber bestickt war. Und Sean trug eine kurzärmelige Eingeborenen-Bajujacke, die über der Hüfte endete und eng war und zugeschnitten, um für die Schwellung von Brüsten Raum zu lassen. Der King starrte fasziniert auf den halboffenen Halsausschnitt des Baju. Sean bemerkte den King und lächelte leise und strich die Haare zurück, die der Wind kosend zerzaust hatte, und spielte damit, bis der King aufsah. Sean lächelte insgeheim und wurde innerlich erwärmt, als der King errötete.
    »Es wird … ehhm, es wird heiß, nicht wahr?« druckste der King unbehaglich.
    »Ich glaube, ja«, bestätigte Sean freundlich und war wie immer kühl und ohne Schweiß – wie

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