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Rattenkoenig

Rattenkoenig

Titel: Rattenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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lebenswert … Und Sie sind das Beste daran.«
    »Ich danke Ihnen.« Und dann setzte er zu Peter Marlowe gewandt hinzu: »Sie machen das Leben tatsächlich lebenswert. Ich bin sehr glücklich. Und mir gefällt es, was ich jetzt tue. Es macht alles lohnend, Peter.«
    »Ja«, antwortete Peter Marlowe gequält. »Ich bin ja froh, daß alles in Ordnung ist.«
    Sean lächelte zögernd ein letztes Mal, drehte sich dann schnell um und war plötzlich verschwunden.
    Der King setzte sich. »Der Teufel soll mich holen!«
    Peter Marlowe setzte sich ebenfalls. Er öffnete seine Dose und drehte sich eine Zigarette.
    »Wenn man nicht wüßte, daß er ein Mann ist, würde man bei Gott schwören, es ist eine Frau«, stieß der King hervor. »Eine wunderschöne Frau.«
    Peter Marlowe nickte matt.
    »Er ist anders als die übrigen Hinterlader«, meinte der King. »Das ist sicher. Nein, Sir, er ist überhaupt nicht mit ihnen zu vergleichen. Verdammt, er hat etwas an sich, das nicht …« Der King brach ab und suchte nach Worten und fuhr hilflos fort: »Ich weiß nicht, wie ich es ausdrücken soll. Er ist … er ist eine Frau, verdammt! Erinnern Sie sich, wie er die Desdemona gespielt hat? Mein Gott, wie er damals in dem Negligé ausgesehen hat. Ich wette, daß es in ganz Changi keinen einzigen gibt, der nicht einen stehen gehabt hätte. Ich kann es keinem übelnehmen, wenn er sich versucht fühlt. Ich selbst bin versucht, jeder ist es. Wer etwas anderes behauptet, der lügt.« Dann blickte er Marlowe an und betrachtete ihn forschend.
    »Du lieber Gott«, rief Peter Marlowe gereizt. »Jetzt meinen Sie wohl, ich bin auch schwul!«
    »Nein«, antwortete der King ruhig. »Es macht mir auch nichts aus, falls Sie es sind. Wichtig ist nur, daß ich es weiß.«
    »Also ich bin es nicht.«
    »Es hat sich aber weiß Gott danach angehört«, sagte der King mit einem Grinsen. »Liebeshändel?«
    »Geh'n Sie zum Teufel!«
    Nach einer Weile fragte der King tastend: »Kennen Sie Sean schon lange?«
    »Er war in meiner Staffel«, erzählte Peter Marlowe schließlich. »Sean war der Jüngste, und ich war mehr oder weniger abkommandiert, mich um ihn zu kümmern. Ich lernte ihn sehr gut kennen.« Er schnippte die Glut seiner Zigarette weg und legte den restlichen Tabak in seine Dose zurück. »Ja, er war sogar mein bester Freund. Er war ein sehr guter Flieger. Hat drei Abschüsse über Java erzielt.« Er blickte den King an. »Ich habe ihn sehr gern gehabt.«
    »War … war er früher schon so?«
    »Nein.«
    »Oh, ich weiß, daß er sich nicht immer wie eine Frau gekleidet hat. Aber es muß doch zu merken gewesen sein, daß er so veranlagt ist.«
    »Sean war niemals so veranlagt. Er war nur ein sehr hübscher, freundlicher Junge. Es war nichts Weibliches an ihm, nur eine Art … Sympathie.«
    »Haben Sie ihn je ohne Kleider gesehen?«
    »Nein.«
    »Das paßt genau. Auch kein anderer hat ihn jemals gesehen. Nicht einmal halb nackt.«
    Sean war ein winzig kleiner Raum oben im Theater zugestanden worden, ein Privatraum, wie ihn niemand in ganz Changi besaß, selbst der King nicht. Aber Sean schlief nie in dem Raum. Der Gedanke an Sean ganz allein in einem Raum mit einem Schloß an der Tür war zu gefährlich, weil es viele im Lager gab, deren Lüsternheit hervorbrach, und der Rest war innerlich voll Lüsternheit. Deshalb schlief Sean immer in einer der Baracken, aber in dem Privatraum zog er sich um und duschte.
    »Was ist zwischen euch beiden?« fragte der King.
    »Ich hab ihn beinah umgebracht. Früher mal.«
    Plötzlich verstummte die Unterhaltung, und beide Männer lauschten angespannt. Außer einem Seufzen, einem untergründigen Strömen, war nichts zu hören. Der King sah sich schnell um. Als er nichts Außergewöhnliches entdeckte, stand er auf und kletterte durch das Fenster, und Peter Marlowe folgte dicht hinter ihm. Die Männer in der Baracke lauschten ebenfalls.
    Der King spähte zur Gefängnisecke hinüber. Alles schien in bester Ordnung. Noch immer gingen Männer auf und ab.
    »Was meinen Sie?« fragte der King leise.
    »Keine Ahnung«, antwortete Peter Marlowe und konzentrierte sich.
    Noch immer gingen Männer am Gefängnis vorbei, aber jetzt hatten ihre Schritte sich etwas beschleunigt.
    »He! Seht mal«, wisperte Tex.
    Um die Gefängnisecke herum bog Hauptmann Brough und kam auf sie zu. Dann tauchten andere Offiziere hinter ihm auf, die alle nach verschiedenen Mannschaftsbaracken unterwegs waren.
    »Muß irgendeine Schweinerei sein«,

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