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Rattenkoenig

Rattenkoenig

Titel: Rattenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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und ließ sich von Turasan Feuer geben. Dann zog Turasan ein letztes Mal den Atem ein und strahlte sein goldenes Lächeln. Er warf das Gewehr auf den Rücken, verneigte sich höflich und glitt in die Nacht hinaus.
    Der King strahlte, während er zu Ende rauchte. Gute Arbeit für heute abend, dachte er. Fünfzig Piepen für den Füllfederhalter, einhundertfünfzig für den Mann, der die Fälschung ausgeführt, den weißen Fleck angebracht und die Federspitze graviert hatte: dreihundert Gewinn. Daß die Farbe auf der Federspitze innerhalb einer Woche verblassen würde, beunruhigte den King überhaupt nicht. Er wußte, daß Turasan sie bis dahin längst an einen Chinesen verkauft hatte.
    Der King kletterte durch das Fenster in die Baracke. »Danke, Max«, sagte er leise, denn die meisten Amerikaner in der Baracke schliefen schon. »Hier, du kannst jetzt abzittern.« Er blätterte zwei Zehndollarscheine ab. »Gib den anderen Dino.« Für gewöhnlich zahlte er seinen Leuten für eine so kurze Arbeitszeit nicht so viel. Aber heute abend war er ganz Großzügigkeit.
    »Donnerwetter! Danke.« Max eilte hinaus, sagte Dino, daß er nicht mehr aufzupassen brauchte, und gab ihm einen Zehndollarschein.
    Der King stellte den Kaffeetopf auf die Kochplatte. Dann zog er die Kleider aus, hängte die Hose auf und warf Hemd, Unterhose und Socken in die Tasche für schmutzige Wäsche. Er legte sich ein frisches, an der Sonne gebleichtes Lendentuch um und schlüpfte unter sein Moskitonetz. Während er wartete, bis das Wasser kochte, überlegte er sich die Arbeit des vergangenen Tages. Zuerst war das Ronson gewesen. Er hatte Major Barry für fünfhundertfünfzig minus fünfundfünfzig Dollar, seine zehnprozentige Provision, heruntergehandelt und das Feuerzeug bei Hauptmann Brough als ›Gewinn beim Pokerspiel‹ registrieren lassen. Es war mindestens neunhundert wert, gut und gerne, so daß es ein gutes Geschäft gewesen war. Bei dem Tempo, mit dem heutzutage die Inflation um sich greift, legt man als kluger Mann den größeren Teil seines Gewinns in Ware an.
    Der King hatte das Unternehmen mit dem fermentierten Tabak mit einer Verkaufsbesprechung in Gang gebracht. Die Besprechung war nach Plan verlaufen. Alle Amerikaner hatten sich freiwillig als Verkäufer zur Verfügung gestellt, und die Verbindungsleute des King bei den Aussies und bei den Engländern hatten gemault. Aber das war ganz normal. Er hatte bereits das Nötige veranlaßt, daß zwanzig Pfund javanischer Knaster bei Ah Lee, dem Chinesen, gekauft wurden, der die Konzession zum Betrieb eines Ladens im Lager erhalten hatte, und er hatte ihn mit einem anständigen Rabatt bekommen. Eine Lagerküche der Aussies hatte sich bereit erklärt, einen ihrer Herde eine Stunde täglich freizuhalten, so daß die ganze Tabakmenge unter Tex' Aufsicht auf einmal gekocht werden konnte. Da alle auf Provision arbeiteten, hatte der King als einzige Auslage die Kosten des Tabaks. Morgen würde der fermentierte Tabak bereits verkauft werden. Er hatte alles so aufgezogen, daß er glatt hundert Prozent Reibach machen würde. Und das war schließlich nur gerecht.
    Jetzt hatte er das Tabakprojekt gestartet, und jetzt war der King bereit, den Diamanten in Angriff zu nehmen …
    Das Zischen des Kaffeetopfs unterbrach seine Gedankengänge. Schnell glitt er unter dem Moskitonetz hervor und schloß die schwarze Kiste auf. Er schüttete drei gehäufte Löffel Kaffee in das Wasser und gab eine Prise Salz hinzu. Als das Wasser aufbrodelte, nahm er es von der Kochplatte herunter und wartete, bis der Kaffee sich gesetzt hatte.
    Das Aroma des Kaffees zog durch die ganze Baracke und reizte die noch wachen Männer auf.
    »Mein Gott«, stieß Max unfreiwillig aus.
    »Was ist los, Max?« fragte der King. »Kannst du nicht schlafen?«
    »Nein … Mir geht zuviel durch den Kopf. Ich habe nachgedacht. Wir können ein schweinemäßiges Geschäft mit dem Tabak machen.«
    Tex rutschte unbehaglich hin und her und ging fast von dem Duft steil in die Höhe. »Dieser Geruch erinnert mich an Erdölbohren.«
    »Wieso das denn?«
    Der King schüttete kaltes Wasser hinein, damit der Kaffee sich setzte, gab dann einen gehäuften Löffel Zucker in seinen Becher und schenkte ihn voll.
    »Das Beste am Bohren sind die Morgenstunden. Nach einer langen, schweißtreibenden Nachtschicht auf dem Bohrgerüst. Wenn man mit seinen Kumpels im Morgengrauen bei der ersten dampfenden Kanne Javakaffee sitzt. Und wenn der Kaffee dampfend heiß und

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