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Rattenkoenig

Rattenkoenig

Titel: Rattenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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verdammtes Maul aufreißt, ist es eine glatte Sache.«
    Schweigen und Entsetzen griffen um sich. Dann sagte Tex schwach: »Aber wo sollen wir die Ratten denn unterbringen, während sie sich vermehren?«
    »Im Splittergraben. Wo denn sonst?«
    »Aber nur mal angenommen, es fände ein Luftangriff statt. Es könnte ja sein, daß wir den Graben benutzen möchten.«
    »Wir trennen ein Ende einfach durch einen Zaun ab. Nur gerade so viel, daß die Ratten darin Platz haben.« Des King Augen funkelten. »Denkt doch nur. Fünfzig dieser großen Schweinebiester können wir in der Woche verkaufen. Es ist nicht zu fassen, wir haben eine Goldmine. Ihr kennt doch die Redensart ›sich wie die Ratten vermehren‹ …«
    »Wie oft vermehren sie sich denn?« wollte Miller wissen, der sich gedankenabwesend die Schwarte kratzte.
    »Ich habe keine Ahnung. Weiß das jemand?« Der King wartete, aber alle schüttelten den Kopf. »Zum Teufel, wo können wir etwas über ihre Lebensgewohnheiten erfahren?«
    »Ich weiß«, meldete sich Peter Marlowe. »In Vexleys Unterrichtsstunde.«
    »Hä?«
    »In Vexleys Unterrichtsstunde. Er lehrt Botanik, Zoologie und solches Zeug. Wir könnten ihn ja mal fragen.«
    Sie blickten einander nachdenklich an. Dann begannen sie plötzlich laute Hochrufe auszustoßen. Max ließ beinahe die zappelnde Decke fallen, und wildes Geschrei schlug ihm um die Ohren. »Paß auf das Gold auf, du Tölpel.«, »Laß um Himmels willen das Biest nicht los«, oder: »Gib doch acht, Max!«
    »Schon gut, ich hab das Vieh ja fest«, rief Max über die schrillen Mißfallensrufe hinweg und nickte dann Peter Marlowe zu. »Für einen Offizier sind Sie ein recht passabler Bursche. Wir werden also zur Schule gehen.«
    »O nein, das werdet ihr nicht«, erklärte der King entschieden. »Ihr habt viel zu erledigen.«
    »Was denn?«
    »Ihr müßt zum Beispiel eine zweite Ratte beschaffen. Und diese zweite Ratte muß vom entgegengesetzten Geschlecht sein. Peter und ich werden die Informationen beschaffen. Und jetzt ran!«
    Tex und Byron Jones III bereiteten den Splittergraben vor. Er lag direkt unter der Baracke, war zwei Meter tief, einen Meter zwanzig breit und zwanzig Meter lang.
    »Phantastisch«, stieß Tex hervor. »Hier haben wir Platz für Tausende von diesen Biestern!«
    Sie brauchten einige Minuten, bis sie einen Plan für die Abzäunung ausgeklügelt hatten. Tex ging weg, um Hühnerdraht zu klauen, während Byron Jones III sich auf den Weg machte, Holz zu organisieren. Jones grinste, als er an einige schöne Stücke dachte; sie gehörten einer Bande von Limeys, die sie nicht allzu sorgfältig unter Bewachung hielt, und bis Tex zurückkehrte, hatte er das Gerüst schon fertig. Die Nägel stammten vom Barackendach, der Hammer war vor Monaten zusammen mit Schraubenschlüsseln, Schraubenziehern und einer Menge anderer nützlicher Dinge bei einem ebenfalls sorglosen Mechaniker oben in der Garage ›geborgt‹ worden. Sobald das Gatter fertig war und ordentlich dastand, holte Tex den King.
    »Gut«, lobte der King nach eingehender Prüfung, »sehr gut.«
    »Verdammt, ich möchte bloß wissen, wie ihr das so schnell hinkriegt«, staunte Peter Marlowe.
    »Wenn etwas getan werden muß, dann tut man es eben. Das ist amerikanischer Stil.« Der King nickte Tex zu, Max herbeizuholen.
    Max kroch unter die Baracke und trat zu ihnen. Behutsam ließ er die Ratte in ihr Abteil fallen. Die Ratte wirbelte wild herum und suchte nach einem Fluchtweg. Als sie keinen entdeckte, wich sie in eine Ecke zurück und zischte sie heftig an.
    »Sie sieht wirklich gesund aus«, grinste der King.
    »Wir müssen ihr noch einen Namen geben«, meinte Tex.
    »Das ist leicht. Sie ist einfach Adam.«
    »Ja, aber angenommen, sie ist ein Weibchen.«
    »Dann heißt sie eben Eva.« Der King kroch unter der Baracke hervor. »Kommen Sie Peter, machen wir uns an die Arbeit.«
    Staffelführer Vexleys Unterrichtsstunde hatte bereits begonnen, als sie ihn nach langer Zeit endlich entdeckten.
    »Ja?« fragte Vexley erstaunt, als er den King und einen jungen Offizier neben der Baracke in der Sonne stehen und ihn beobachten sah.
    »Wir dachten«, begann Peter Marlowe befangen, »wir dachten, wir könnten, hm, am Unterricht teilnehmen. Natürlich nur, wenn wir nicht stören«, setzte er schnell hinzu.
    »Am Unterricht teilnehmen?« Vexley war bestürzt. Er war ein farbloser, einäugiger Mann mit einem Gesicht wie von glattgespanntem Pergament, das von den Flammen seines allerletzten

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