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Rattenkoenig

Rattenkoenig

Titel: Rattenkoenig Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: James Clavell
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ihm.«
    »Malaria?«
    »In der Hauptsache.«
    »Hä?«
    »Nun, er hat schon Fieber, aber das ist nicht der Hauptgrund. Er macht Perioden schrecklicher Niedergeschlagenheit durch. Sorgen – um seine Frau und seinen Sohn.«
    »Verheiratete haben doch immer den gleichen Kummer.«
    »Bei Mac verhält es sich nicht ganz so«, erwiderte Peter Marlowe traurig. »Wissen Sie, kurz bevor die Japsen auf Singapur landeten, brachte Mac seine Frau und seinen Sohn auf ein Schiff des letzten überhaupt noch auslaufenden Geleitzuges. Dann brach er mit seiner Einheit auf einer Küstendschunke nach Java auf. Als er auf Java ankam, hörte er, daß der ganze Geleitzug entweder in die Luft gejagt oder gefangengenommen worden war. Es gab weder für das eine noch für das andere sichere Beweise – nur Gerüchte. Deshalb weiß er nicht, ob sie nun durchgekommen sind. Oder ob sie tot sind. Oder ob sie leben. Und wenn sie noch leben – wo sie sind. Sein Sohn war noch ein Säugling – erst vier Monate alt.«
    »Nun, jetzt ist das Kind drei Jahre und vier Monate alt«, sagte der King zuversichtlich. »Regel zwei: Mach dir um nichts Sorgen, was du doch nicht ändern kannst.« Er nahm eine Flasche Chinin aus seiner schwarzen Kiste, zählte zwanzig Tabletten ab und gab sie Peter Marlowe. »Hier. Die werden wohl mit seiner Malaria aufräumen.«
    »Aber was ist mit Ihnen?«
    »Ich habe genug davon. Denken Sie sich nichts dabei.«
    »Ich verstehe nicht, warum Sie so großzügig sind. Sie geben uns Lebensmittel und Medikamente. Und was geben wir Ihnen? Nichts. Ich begreife es nicht.«
    »Sie sind ein Freund.«
    »Großer Gott, es bringt mich richtig in Verlegenheit, so viel anzunehmen.«
    »Quatsch. Hier.« Der King begann mit dem Löffel den Eintopf zu verteilen. Sieben Löffel für sich und sieben Löffel für Peter Marlowe. Etwa ein Viertel des Eintopfs blieb im Eßgeschirr zurück. Sie aßen die ersten drei Löffel schnell, um den ärgsten Hunger zu stillen, aßen dann den Rest langsam zu Ende und genossen dessen Herrlichkeit.
    »Möchten Sie noch etwas?« Der King wartete. Wie gut kenne ich dich doch, Peter! Ich weiß, daß du noch eine ganze Tonne essen könntest. Aber du wirst es nicht tun. Selbst dann nicht, wenn dein Leben davon abhinge.
    »Nein, danke. Ich bin voll. Bis obenhin.«
    Es ist gut, seinen Freund zu kennen, dachte der King bei sich. Man muß vorsichtig sein. Er nahm noch einen Löffel voll. Nicht, weil er ihn etwa gewollt hätte. Er fühlte, daß er es tun mußte, sonst wäre Peter Marlowe verlegen gewesen. Er aß ihn und stellte den Rest beiseite.
    »Würden Sie mir bitte eine Zigarette drehen?«
    Er warf Tabak und Zigarettenpapier hinüber und wandte sich ab. Er schöpfte den Rest des gepökelten Rindfleisches in den übriggebliebenen Eintopf und vermischte beides. Dann verteilte er dieses Gemisch in zwei Eßgeschirre, deckte sie zu und stellte sie beiseite.
    Peter Marlowe reichte ihm die gedrehte Zigarette.
    »Drehen Sie sich selbst eine«, sagte der King.
    »Danke.«
    »Mein Gott, Peter, warten Sie doch nicht immer, bis Sie aufgefordert werden, sondern füllen Sie Ihre Dose.«
    Er nahm Peter Marlowe die Dose aus der Hand und stopfte sie voll mit Drei-Königs-Tabak.
    »Was werden Sie denn jetzt mit den Drei Königen unternehmen? Wo Tex doch im Lazarett liegt?« fragte Peter Marlowe.
    »Nichts.« Der King stieß den Rauch aus. »Dieser Einfall ist ausgemolken. Die Aussies haben das Verfahren herausbekommen und uns unterboten.«
    »Oh, das ist schlecht. Wie haben sie es Ihrer Ansicht nach herausgefunden?«
    Der King lächelte. »Es war sowieso ein Rein-und-Raus.«
    »Das verstehe ich nicht.«
    »Rein-und-Raus? Man kommt schnell ins Geschäft und ist schnell wieder draußen. Eine kleine Investition, um schnell einen Reibach zu machen. Ich war schon nach den beiden ersten Wochen auf meine Rechnung gekommen.«
    »Aber Sie hatten doch gesagt, Sie würden Monate brauchen, bis Sie das Geld wieder hereingeholt hätten, das Sie hineingesteckt haben.«
    »Das war nur ein Verkaufsdreh. Er war lediglich zum Gebrauch außerhalb bestimmt. Ein Verkaufsdreh ist ein Trick, ein bestimmtes Verhalten, das die Leute etwas glauben läßt. Die Menschen wollen immer möglichst viel für nichts haben. Deshalb muß man sie glauben lassen, daß sie einen bestehlen und hereinlegen und daß sie ein gewaltiges Stück gerissener sind als man selbst. Nehmen wir mal ein Beispiel. Den Drei-Königs-Tabak. Die Verkaufskolonne, also die ersten Käufer,

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